Erstes Zwischenfazit 2020/21: Die HSV-Neuzugänge im Check

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Ein halbes Dutzend Spieler kamen zur laufenden Spielzeit neu zum Hamburger SV. Bemerkenswert dabei: nur einer kostete die Hanseaten eine Ablösesumme. Gut zwei Monate ist die Saison nun alt - ein guter, wenn auch früher Zeitpunkt für eine erste Bewertung der Neuzugänge.

1. Amadou Onana

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Chronologisch der erste dieser sechs externen Neuzugänge (Leihrückkehrer wie Jonas David oder der schon wieder ausgeliehene Aaron Opoku lasse ich an dieser Stelle mal außen vor) war Amadou Onana.

Ich persönlich war sehr gespannt auf den jungen Belgier, der ablösefrei von der TSG Hoffenheim (spielte dort in der Jugendmannschaft) kam. Der Deal mit dem 1,95-Schlacks war schon im Januar dieses Jahres festgezurrt wurden.

Und bislang konnte der erst 19-Jährige voll überzeugen. Sicherlich auch noch mit Steigerungspotential ausgestattet (was Konzentration und, damit einhergehend, Kontinuität in seinem Spiel betrifft), hat sich der Belgier aber schon als absolute Verstärkung für das defensive Mittelfeld der Hanseaten entpuppt.

Und das Schöne ist: im Gegensatz zu seinen Vorgängern auf der Sechserposition (seinem Landsmann Orel Mangala in der Saison 2018/19 und Adrian Fein in der letzten Spielzeit) schwebt bei Onana kein Damoklesschwert in Form einer befristeten Anstellung im Raum. Onana ist kein Leihspieler und beim HSV noch langfristig (bis Sommer 2024) vertraglich gebunden.

Genügend Zeit, um den HSV-Fans noch einige schöne Momente zu bescheren. Und sollte die Dynamik seiner Entwicklung in den kommenden ein, zwei Jahren anhalten, bekäme man bei einem dann denkbaren vorzeitigen Abgang wenigstens eine finanzielle Entschädigung (sprich Ablösesumme) für ihn. Note für den Transfer: 2

2. Klaus Gjasula

Thomas Eisenhuth/Getty Images

Der nächste der Sommertransfers in diesem Jahr war Klaus Gjasula. Als Säulenspieler angepriesen, der der Mannschaft mehr defensive Stabilität und - benennen wir's ruhig beim Namen - Galligkeit verleihen sollte, konnte der Albaner bislang noch nicht viel von diesen erwarteten Vorzügen zeigen. Schon in den Vorbereitungsspielen zeigte sich Gjasula auffällig fehlerbehaftet - und nahm diese Wackler leider auch in die ersten Liga-Spiele mit.

Vor allem sein Auftritt in seiner früheren sportlichen Heimat Paderborn war ein völlig verkorkster. Auch im Stadtderby gegen den FC St. Pauli sah er bei seinem nur dreiminütigem Kurzeinsatz sehr schlecht aus, verschuldete sogar beinahe noch den Siegtreffer für die Gäste vom Kiez. Vielleicht holte er sich mit Albaniens Nationalteam ja die Sicherheit, die ihn beim SC Paderborn zu einem verlässlichen Abräumer vor der Abwehr werden ließ. Note für den Transfer: 4-

3. Simon Terodde

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Nach Gjasula wurde der bisherige Top-Transfer der Hamburger eingetütet: Simon Terodde, bereits in der Winterpause der letzten Saison ein Thema beim HSV, kam ablösefrei aus Köln. Und lieferte von Tag eins an: zwei Tore im Debüt gegen Fortuna Düsseldorf. Danach noch drei weitere Doppelpacks, und zwei Assists (einer davon beim 1:4-Pokalaus in Dresden) runden das perfekte Bild ab. Acht Tore nach sieben Spielen! Mit Terodde hat der HSV einen echten Transfer-Coup gelandet. Note für den Transfer: eine glatte 1

4. Toni Leistner

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Toni Leistner kam ebenfalls ablösefrei, weil sein Vertrag bei Queens Park Rangers aufgelöst wurde. Zuletzt war er an den 1. FC Köln ausgeliehen, der aber auch keine Verwendung mehr für ihn hatte. Seine Verpflichtung war strategisch von den gleichen Hintergedanken wie bei Gjasula geleitet: einen gestandenen Defensivmann zu holen, der der Truppe mehr Stabilität verleihen sollte.

Das klappte anfangs leider überhaupt nicht. Zudem ließ er sich zu einer unbedachten Aktion nach dem Pokal-Spiel in Dresden hinreißen, die ihn eine Sperre von zwei Liga-Spielen kostete. Und ausgerechnet bei seinem Comeback in Fürth flog er nach einer Stunde vom Platz. Sein letzter Einsatz (beim Spiel in Kiel) macht jedoch Hoffnung, dass er noch zu der Stütze werden kann, die man sich mit seiner Verpflichtung erhofft hat. Note für den Transfer: 4

5. Moritz Heyer

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Der vorletzte Neuzugang ist ein alter Bekannter von Daniel Thioune aus gemeinsamen Osnabrücker Zeiten. Moritz Heyer (der letzte Saison beim 1:1 gegen die Veilchen im Volkspark traf) kostete den Klub 600.000 Euro Ablöse. Gut investiertes Geld, denn Heyer zeichnet vor allem seine Vielseitigkeit im defensiven Bereich aus. Vielleicht auf der Innen- und Außenverteidigerposition besser aufgehoben als auf der Sechs, hat er schon auf allen drei Positionen gespielt. Gegen Kiel gelang ihm nun auch sein erstes Tor. Note für den Transfer: 2

6. Sven Ulreich

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Last but not least, hätten wir natürlich noch den Ex-Bayern-Ersatzkeeper Sven Ulreich. Allein schon die Aura eines Ex-Müncheners macht was - mit den eigenen Mitspielern und mit den gegnerischen Stürmern. In seinen ersten beiden Spielen für seinen neuen Klub blieb Ulreich dann auch gleich ohne Gegentor. Mittlerweile musste er zwar schon viermal hinter sich greifen - allein: als Verlierer ist er mit dem HSV noch nicht vom Platz gegangen.

Ein paar Wackler habe ich von ihm mit dem Ball am Fuß gesehen, aber auch schon einige gute Reflexe (wie in Fürth oder zuletzt in der Nachspielzeit in Kiel). Ansonsten macht er auf ruhige Art einen soliden Job - und seine Nebenleute damit automatisch besser. Ein Stephan Ambrosius entwickelt sich vielleicht auch aufgrund dieser Personalie so prächtig. Note für den Transfer: 2+

Insgesamt kann man also ein recht positives Fazit über die diesjährigen HSV-Neuzugänge ziehen. Die Hoffnung, dass es im dritten Anlauf endlich mit dem Aufstieg in die Bundesliga, ist mit ihnen zumindest nicht kleiner geworden. Was auch am - wenn man so will - siebten Neuzugang liegt: Trainer Daniel Thioune.