Erster Punktverlust! Die Einzelkritik zu Wolfsburgs 1:2-Niederlage gegen Hoffenheim

Enttäuschung beim VfL Wolfsburg: Der Tabellenführer verlor mit 1:2 gegen Hoffenheim, der erste Punktverlust.
Enttäuschung beim VfL Wolfsburg: Der Tabellenführer verlor mit 1:2 gegen Hoffenheim, der erste Punktverlust. / Joern Pollex/GettyImages
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Überraschung in der Frauen-Bundesliga: Die Frauen des VfL Wolfsburg haben zum ersten Mal diese Saison Punkte liegen lassen und verloren 1:2 gegen Hoffenheim. Die Ex-Hoffenheimerin Jule Brand traf nach nur einer Minute für Wolfsburg, die TSG konnte aber kurz vor der Pause ausgleichen und das Spiel mit einem Tor von Nicole Billa drehen. Der VfL war zu fahrig und anfällig für Konter - die Wölfinnen in der Einzelkritik.


Tor und Abwehr

Merle Frohms (Tor): 7/10

Frohms ließ sich nicht vom Hoffenheimer Pressing beeindrucken, blieb mit dem Ball am Fuß stets souverän. In der 29. Minute zum ersten Mal gefordert, als sie gegen Bühler gut nach einer Ecke parierte. Bei den beiden Gegentoren war sie chancenlos, in der 78. Minute rettete sie nochmal gut gegen das mögliche 3:1.

Kathrin Hendrich (RV): 5/10

Unauffälliges Spiel von Hendrich, die Memeti auf der rechten Seite gut im Griff hatte, aber wenig selbst nach vorne machte. Ab der 40. Minute wechselte sie in die Innenverteidigung, weil Hegering vom Platz musste. Dort stand sie oft deutlich zu weit vorne, sodass Wilms und Janssen alleine die Konterabsicherung bildeten - das nutzte Hoffenheim wie nach dem Lehrbuch aus.

Marina Hegering (IV): 7/10

Es sieht danach aus, als hätte sich Tommy Stroot für die entscheidende Phase der Saison für das Abwehrduo Hegering-Janssen in der Innenverteidigung entschieden. Das Spiel gegen Hoffenheim gab ihm keinen Anlass, das zu überdenken. Hegering war auch in der gegnerischen Hälfte mehrmals unterwegs - vielleicht in der Hoffnung, ihr schönes Pokaltor am Dienstag zu reproduzieren. Das gelang ihr nicht, aber defensiv zeigte sich Hegering sicher. Dass Hoffenheim trotz einiger guter Kontergelegenheiten zu wenigen klaren Chancen kam, zeigt die gute Organisation der Wolfsburger Viererkette. Musste nach vierzig Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt werden, worunter die Wolfsburger Stabilität sichtlich litt - ein langes Fehlen wäre ganz bitter für den VfL.

Dominique Janssen (IV): 3/10

Janssen zeigte wie üblich ihren guten Überblick, spielte einige schöne Steilpässe. In der 19. Minute aber mit einem zu ungenauen Querpass auf Oberdorf, der zu einem gefährlichen Hoffenheimer Konter führte. An Hoffenheims 1:1 mindestens mitschuldig, als sie den Ball passieren ließ und nicht klärte. Die Niederländerin machte auch danach einen unsicheren Eindruck, konnte mehrmals Kössler nicht decken.

Felicitas Rauch (LV): 4/10

Felicitas Rauch
Unglücksrabe: Felicitas Rauch schoss gegen Hoffenheim ein Eigentor / Martin Rose/GettyImages

Rauch ging öfters bis zur Grundlinie mit nach vorne und versuchte, von dort Flanken zu schlagen. Oft aber ebenso wie ihre Mitspielerinnen zu ungenau. Dafür gegen den Ball aufmerksam, fing einige Bälle ab und gut im Gegenpressing. In der 43. Minute dann mit einem Fauxpas, als sie den Ball mit der Hüfte ins eigene Tor lenkte.

Mittelfeld

Lena Oberdorf (DM): 5/10

Oberdorf wollte ihre spielerischen Qualitäten zeigen, suchte mehrmals mit langen Bällen Jonsdottir auf der rechten Seite (14., 31.). In der 23. Minute mit einer uncharakteristischen Unsicherheit, als sie ohne Druck den Ball verlor und Hoffenheim kontern konnte. Eine Szene, die etwas symbolisch für die kleinen Unkonzentriertheiten war, die sich Wolfsburg leistete. Ansonsten war Oberdorf bemüht, den Angriff schnellzumachen, war dabei aber teils zu ungenau. Verpasste in der 31. Minute eine gute Chance nach einer Ecke.

Lena Lattwein (DM): 5/10

In den Zweikämpfen gut, deckte gegen ihren Ex-Klub gut den Raum ab. Einige ihrer Pässe gingen ins Nirgendwo, mit anderen fand sie gut Pajor oder Brand. Fügte sich aber insgesamt in das eher fahrige Spiel ihres Vereins ein - die Abstimmung stimmte in vielen Szenen nicht so recht. Sinnbildlich dafür eine Szene in der 57., als sie scharf auf Popp passen wollte, diese aber nicht mitgelaufen war.

Alexandra Popp (OM): 6/10

Popp machte nach den langen Abschlägen von Frohms dank ihrer Kopfballstärke viele Bälle fest, war sich wie immer für die dreckige Arbeit nicht zu schade. Spielerisch war es von der Kapitänin, die mit der Leistung ihres Teams sichtlich unzufrieden war, aber zu wenig. Vergab in der 83. Minute eine gute Möglichkeit per Freistoß und drei Minuten später nochmal eine gute Chance. Immerhin warf sich Popp in alle Zweikämpfe, trieb ihr Team immer wieder an und zeigte einen absoluten Willen, das Spiel noch zu drehen.

Jule Brand (LW): 6/10

Brand sorgte für den VfL-Traumstart, setzte sich dank ihrer Schnelligkeit auf rechts perfekt durch und versenkte den Ball perfekt unter der Latte. Danach wirkte Brand spritzig und lief viel, aber zu oft brachten ihre Aktionen keinen Ertrag. Brand blieb mehrmals nach ihren Finten hängen (13., 21.), und mit zunehmender Spieldauer wurde sie blasser. Sie suchte nach dem Spiel nicht nach Ausreden: "Hoffenheim hat verdient gewonnen", sagte Brand am Magenta-Mikro.

Ewa Pajor (ST): 4/10

Die polnische Nationalspielerin blieb gegen Hoffenheim blass - Pajor lief viel, aber entweder waren die Pässe ihrer Mitspielerinnen zu lang, oder sie konnte ihre Gegenspielerin nicht abschütteln. Sie sei keine Spielerin, die nur in der Box lauert, sagte Pajor neulich - das zeigte auch das Spiel gegen Hoffenheim erneut. Pajor war viel auf den Flügeln unterwegs und zog dann in die Mitte, blieb dann aber meistens hängen. Außerdem mit ungewohnt vielen technischen Fehlern. Nach 63 Minuten ausgewechselt.

Sveindis Jonsdottir (RW): 6/10

Jonsdottir war ab der ersten Minute hellwach, legte gedankenschnell auf Brand ab und hatte so entscheidenden Anteil am Führungstor. Wenn sie den Turbo zündete, wurde es brenzlig für Hoffenheim, aber nach ihren Soli verarbeitete sie den Ball nicht immer gut weiter und verlor ihn auch öfters. Defensiv diszipliniert, half gegen Konter aus.

Einwechselspielerinnen:

Lynn Wilms (40. für Marina Hegering): 3/10

Die junge Niederländerin kam kurz vor der Halbzeitpause für Hegering und durfte auf rechts außen ran. Wilms hatte viel zu tun mit den langen Bällen auf Kössler und Co., verlor in der 62. Minute auch ein wichtiges Laufduell, und nur der Pfosten verhinderte einen Hoffenheimer Treffer. Zwischen ihr und Janssen klafften immer wieder große Lücken, die Hoffenheim mehrmals fast ausnutzte - bis es dann in der 69. Minute so weit war. Wilms leistete sich erneut einen Wackler und konnte Kössler nicht stoppen, die dann für Billa auflegte. Wilms gelang es nie so wirklich, das Duo Memeti-Kössler zu stoppen, dazu passt auch ihre gelbe Karte in der 71. Minute.

Jill Roord (63. Minute für Ewa Pajor): ohne Bewertung

Roord stand nach ihrer Verletzung zum ersten Mal wieder für Wolfsburg auf dem Platz. Mit einer gefährlichen Aktion in der 72. Minute, aber sie brachte den Schuss nicht aufs Tor. Der gewünschte Roord-Effekt blieb aus, die Niederländerin wurde nicht zur Goalgetterin.

Tabea Waßmuth (63. Minute für Jule Brand): ohne Bewertung

Tabea Waßmuth
Tabea Waßmuth vergab eine exzellente Chance zum Ausgleich / Martin Rose/GettyImages

Letzte Saison war Tabea Waßmuth noch Stammspielerin und Shootingstar, inzwischen ist die schnelle Außenspielerin eher Reservistin. Gegen Ex-Verein Hoffenheim durfte sie nach 63 Minuten ran, konnte aber ebenfalls nicht den großen Unterschied machen. Wolfsburg war zu hastig und ungenau im letzten Drittel, und das galt auch für Waßmuth. Vergab in der 79. Minute die ganz große Chance zum Ausgleich frei vor dem Tor - den hätte sie letzte Saison vielleicht noch gemacht.

Pauline Bremer (76. Minute für Sveindis Jonsdottir): ohne Bewertung

Bremer konnte auch keine großen Akzente mehr setzen - die Stürmerin holte sich noch eine gelbe Karte ab, war vorne aber wenig gefährlich.

Rebecka Blomqvist (76. Minute für Lattwein): ohne Bewertung

Die Schwedin kam kaum zu einer nennenswerten Aktion.