Bericht: Erneuter Manipulationsskandal in Deutschland?

In Deutschland könnte es zu einem weiteren Wettskandal gekommen sein. Laut MOPO stehen derzeit 17 Amateur- und Profispiele unter Manipulationsverdacht.
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Sportwetten / Aaron M. Sprecher/GettyImages
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Als Felix Zwayer vor wenigen Wochen offiziell als Schiedsrichter für die Bundesliga-Partie zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt (2:0) angesetzt wurde und dieser damit nach knapp zwei Jahren in den Signal Iduna Park zurückkehren würde, kamen sie wieder hoch, die Erinnerungen an den letzten großen Wettskandal im deutschen Fußball. Im Jahr 2004 hatte Robert Hoyzer mehrere deutsche Profispiele manipuliert, auch Zwayer war beteiligt gewesen und geriet vor zwei Jahren deshalb ins Schussfenster von BVB-Star Jude Bellingham.

Nun berichtet die MOPO, dass es nach intensiven Recherchen Indizien dafür gebe, dass es erneut zu zahlreichen Spielmanipulationen in Deutschland gekommen sein könnte. Insgesamt 17 Partien würden verdächtigt werden: Vornehmlich Partien aus dem deutschen Amateurbereich, aber auch Profispiele. Zum Schutz möglicher Ermittlungen werden die exakten verdächtigten Ansetzungen zwar nicht genannt, es soll sich dabei aber um Pflichtspiele aus zwei verschiedenen Regionalligen, einer Reihe von Oberligen und aus der 3. Liga handeln. Eine Partie soll sogar erst vor wenigen Wochen ausgetragen worden sein, vermutlich also zum Saisonstart 2024/25.

Wie die MOPO weiter schreibt, wisse sie von zahlreichen Schriftstücken und Chatverläufen, in denen über Verlauf und Ausgang der betroffenen Partien diskutiert wurde. Die Vorhersagen, die dabei getätigt wurden, trafen später exakt so ein wie beschrieben. Ob nun Zufall oder nicht, der DFB habe den Manipulationsverdacht der 17 Spiele bereits zur Kenntnis genommen und nehme die Vorfälle sehr ernst. Laut MOPO werde derzeit geprüft, wie sich solche exakten Ergebnisse vorsätzlich bestimmen lassen können.

Die wahrscheinlichste Variante: Nicht nur Schiedsrichter, sondern auch mehrere Spieler müssten bestochen werden - und dafür gebe es bereits zahlreiche Indizien. So habe eine nachträgliche Betrachtung der Partien ergeben, dass in drei Fällen entweder Fehlentscheidungen des Schiedsrichters oder Torwart- und Abwehrfehler vor mindestens einem Gegentor den Ausgang des Spiels maßgeblich beeinflussten. In fünf weiteren Partien gebe es zudem zumindest Auffälligkeiten bei Schiedsrichterentscheidungen oder in der Entstehung von Toren. In einer der 17 Partien sollen sogar lediglich Eigentore erzielt worden sein.

Des Weiteren will die MOPO von einem " selbsternannten Informanten" erfahren haben, der direkt in die Manipulation involviert gewesen sein will. Dieser behaupte, dass für machen dieser Partien einer oder mehrere Schiedsrichter oder Spieler und Funktionäre der unterlegenen Mannschaft bestochen worden seien. Dafür, dass dieser Informant die Wahrheit sagt, spricht, dass zwei Schiedsrichter in mehr als einer dieser Begegnungen eingesetzt wurden und auch einzelne Spieler in mehreren Partien mitgewirkt hätten. Auch vier Mannschaften seien in der Auflistung der Spiele mehrfach anzutreffen - und hätten keine dieser Partien gewonnen. Starke Indizien dafür also, dass es in Deutschland tatsächlich zu einem weiteren Wettskandal gekommen sein könnte.

Verkauf der Wett-Ergebnisse über Darknet

Verkauft worden sollen die Spielergebnisse der 17 Partien laut MOPO vorab über verschlüsselte Websites im Darknet. Dort habe ein Interessent das Ergebnis für einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Betrag dann gekauft, um bei klassischen Wettanbietern auf diesen Ausgang wetten und einen großen Gewinn erzielen zu können. Die Bezahlung sei dabei vollständig über eine Kryptowährung abgewickelt worden, die den Vorteil biete, dass sich die Transaktion auf Wunsch vollständig anonymisieren lasse.

Damit die Spiele nicht ins Visier der Wettanbieter geraten, soll jede der betroffenen Partien nur an eine sehr kleine Anzahl Privatkunden verkauft worden und ein Maximalbetrag, der auf das Spiel gewettet werden durfte, festgelegt worden sein. So konnte dann verhindert werden, dass auffällig viele Menschen einen auffällig hohen Betrag auf ein konkretes Ergebnis setzen und damit dann auch noch gewinnen. Scheinbar mit Erfolg: Laut MOPO soll das Unternehmen, welche für die Überwachung von Sportwetten auf Spiele des DFB zuständig ist, bei einer stichprobenartigen Abfrage von vier der 17 nun verdächtigten Partien keine Auffälligkeiten festgestellt haben.

Beteiligten droht lebenslange Sperre und Gefängnisstrafe

Sollten sich die Vorwürfe erhärten, droht den beteiligten Akteuren jedenfalls eine harte Strafe. In Deutschland erfüllt Sportwettbetrug nämlich laut Gesetz einen juristischen Straftatbestand, welcher neben einer saftigen Geldstrafe auch eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren zur Folge haben kann, zuzüglich einer lebenslangen Sperre durch den DFB selbstverständlich. Damit dürfte also kein Spieler mehr einen Fuß auf einen Fußballplatz setzen. Womöglich ein großes Opfer für einen kleinen Ertrag, sollten sich die Indizien tatsächlich als wahr herausstellen.


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