Haaland-Berater besucht auch Real Madrid - BVB setzt auf Wechselverbot
Von Yannik Möller
Völlig ungeniert und ohne die kleinste Mühe, sich bedeckt zu halten, tingelt Mino Raiola, zu dessen Klienten auch Erling Haaland zählt, von Top-Klub zu Top-Klub. Das Ziel: Potenzielle Rahmenbedingungen für einen Wechsel des Stürmers ausloten - am besten wohl schon für den kommenden Sommer. Der BVB hingegen setzt auf ein Wechselverbot für diesen Zeitraum.
Was in den nächsten Wochen und Monaten an Intensität weiter zunehmen wird, hat nun quasi offiziell begonnen: In Europa ist ein Schaulaufen um Erling Haaland entstanden. Welcher Top-Klub würde den Norweger nicht gerne in der eigenen Mannschaft sehen? Richtig, keiner würde ablehnen. Deshalb reist sein Berater Mino Raiola dieser Tage durch Europa.
Am Donnerstag sorgte vor allem das nahezu öffentliche Treffen mit den Verantwortlichen des FC Barcelona für Tumulte. Ein Geheimtreffen, lieber ein kurzes Telefonat, zumindest das Nutzen eines kaum beachteten Hintereingangs - Fehlanzeige. Raiola und auch Haaland-Vater Alf-Inge laufen völlig ungeniert von Gesprächstermin zu Gesprächstermin.
Haaland-Seite trifft sich auch mit Real Madrid
Es bleibt längst nicht nur beim Treffen mit den Katalanen. Eifrig, wie der Star-Berater mit seinen sehr wertvollen Klienten nun einmal ist, beginnt momentan die Vorbereitung auf einen möglichen Sommer-Transfer. Dementsprechend wird sich nicht nur mit Barca unterhalten. Wenn man ohnehin schon in Spanien ist, dann hört man sich auch noch direkt die Vorschläge seitens Real Madrid an.
Mit den Königlichen sprach Raiola nach seinem Besuch beim FCB. Der übergeordnete Plan ist klar, wie auch Transfer-Experte Fabrizio Romano twitterte: Die Haaland-Seite trifft sich voraussichtlich mit ganzen fünf Top-Klubs (neben den Spaniern wohl United, City und Chelsea). Die Themen: Ihre Projekte und Zukunftspläne, ein erstes Abtasten was die Zahlungswilligkeit und -möglichkeit betrifft. So entsteht wenige Monate, bevor es bei Gesprächen und Verhandlungen ernst werden könnte, ein erstes, gröberes Bild.
Man könnte erwarten, dass dieses Vorhaben bei Borussia Dortmund für Nervosität sorgt. Immerhin ist der 20-jährige Angreifer derzeit das Ausnahmetalent. Jeder Verein will ihn, aber man selbst hat ihn und profitiert eigentlich wöchentlich durch ihn und seine Klasse.
Stattdessen zeigte sich Sportdirektor Michael Zorc gegenüber der WAZ locker: "Ich bin da völlig entspannt. Wenn die beiden [Raiola und Alf-Inge Haaland] ein wenig Sonne am Mittelmeer tanken wollen, ist das doch völlig okay."
BVB mit Wechselverbot für Haaland - notfalls auch ohne die Champions League
Einen solch lockeren Spruch kann Zorc sich offenbar aus zwei Gründen erlauben. Zum einen, so die WAZ, wusste er schon vorher von den geplanten Gesprächen mit Barcelona - somit vermutlich auch von den Gesprächen mit weiteren Vereinen. Er selbst habe noch am Mittwoch mit Raiola gesprochen.
Dabei soll es aber nicht nur um Ankündigung von Raiolas Europa-Trip gegangen sein, womit Grund zwei ins Spiel kommt: Der BVB hat Haaland ein Wechselverbot für diesen Sommer ausgestellt. Man möchte auch in der nächsten Saison unbedingt auf ihn zählen können, selbst wenn die Qualifikation für die Champions League tatsächlich verpasst werden sollte. Sein Berater habe dieses Anlegen wohl verstanden.
Ob dieses Vorhaben realistisch ist, das ist eine andere Frage. Sollte ein Interessent eine dreistellige Millionensumme bieten, die sich dem Vernehmen nach im Rahmen von etwa 150 bis 180 Millionen Euro bewegt, können es sich die Dortmunder nicht erlauben, sich dieses Angebot nicht mindestens genauestens anzuhören.
Dass Raiola das Erteilen eines Wechselverbots akzeptiert oder zumindest zur Kenntnis genommen haben soll, dürfte einerseits an seiner jahrelangen Expertise und seinem Können liegen. Er weiß, wie er seine Spieler transferieren und die ganz großen Summen einsacken kann. Andererseits wird seine Akzeptanz dessen der Fall sein, weil es aktuell ohnehin noch nicht um konkrete Verhandlungen geht.
Raiola-Treffen bringt weitere Interessenten auf den Plan
Dass das Treffen mit Barcelona und nun auch Madrid in der Öffentlichkeit platziert wurde, bringt die Zahnräder in anderen Vereinen in Bewegung. Klubs wie allen voran Manchester City werden ein Wörtchen mitreden wollen. Es setzt sie etwas unter Zugzwang, selbst mit Gefälligkeiten und Perspektiven an Haaland und seinen Berater heranzutreten.
Auch die Bild berichtete, dass es derzeit darum geht, "alle Wechselmöglichkeiten und -kandidaten" abzuchecken, um sich einen Überblick für den Sommer zu verschaffen. Zumal auch der begehrte Youngster selbst ein großes Interesse daran haben wird, weiterhin in der europäischen Königsklasse aufzulaufen. So wohl er sich beim BVB auch fühlen mag, so richtig dieser Schritt zum Bundesliga-Klub auch war und noch immer ist.
In der nächsten Zeit wird es also zu weiteren Treffen kommen. Was bei der Borussia nicht zum Störfaktor von außen werden darf, ist das klare Taktieren und Vorbereiten seitens Mino Raiola. Dass er mit dem neuen Barca-Präsidenten Joan Laporta befreundet sein soll, hat bereits für etwas zusätzlichen Zündstoff gesorgt. Wenngleich auch die berechtigte Frage aufkam, wie sich ein solch hoch verschuldeter Verein einen Haaland-Transfer vorstellt.