Erklärungen zum Reis-Aus: Knäbel macht Schalke-PK zur kommunikativen Farce
Von Yannik Möller
Am Mittwochmittag hat der FC Schalke mit Peter Knäbel und André Hechelmann eine Pressekonferenz einberufen, um die Entlassung von Thomas Reis zu erklären. Die kommunikative Außendarstellung des Sportvorstands war eine einzige Farce. Ein Kommentar.
Auf die Bekanntgabe der Freistellung von Thomas Reis am frühen Mittwochmorgen folgte zur Mittagszeit die dazugehörige Pressekonferenz, die der FC Schalke einberufen hatte. Auf dem Podest: Peter Knäbel und André Hechelmann.
Ihre einzige Aufgabe war es, die Erklärungen zur Trainerentlassung zur Verfügung zu stellen und die entsprechenden Fragen möglichst souverän abzukommentieren. Das Fazit nach dieser halbstündigen Medienrunde: In kommunikativer Hinsicht war es eine einzige Farce, mit der die so bald wie möglich umzusetzende Entlassung von Knäbel zwangsweise einhergehen muss.
Es ist gewiss keine Überraschung mehr, dass Knäbel in der Öffentlichkeit und insbesondere bei schwierigen Themen, wie dem Absprung von Rouven Schröder oder nun dem Aus von Reis, alles andere als eine souveräne Figur abgibt. Doch wie er teils auf die völlig berechtigten Nachfragen geantwortet hat, oder eher wie er nicht darauf geantwortet hat, schlug dem Fass den Boden aus. Zumal abseits dessen auch Thesen in den Raum gestellt wurden, die nahezu sprachlos machen.
Beispiele gefällig, die diese Meinung untermauern? Sehr gerne!
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Direkt im Eingangsstatement spricht der Sportvorstand von einer "sehr, sehr guten Vorbereitungsrunde", womit die Saisonvorbereitung gemeint ist. Diese habe die Verantwortlichen "sehr optimistisch" in die Saison starten lassen. Da muss man sich doch fragen: Welche Vorbereitung hat Knäbel denn wahrgenommen? In den Testspielen zeigten sich bereits die spielerischen Probleme und individuellen Fehler. Es gelang Schalke doch kaum, selbst gegen unterklassige Gegner konkrete Torchancen herauszuspielen. Seitens vieler Fans war das ein frühzeitiger Kritikpunkt, der sich voll und ganz bewahrheitet hat. Stattdessen spricht Knäbel von einer "sehr, sehr guten" Vorbereitung.
Der Saisonstart sei "wechselhaft" gewesen. Spätestens mit den Spielen gegen Braunschweig und Kiel, so Knäbel weiter, sei man "in eine Ergebniskrise geschlittert".
Im Fußball ist eine Ergebniskrise eine Phase, in der eine Mannschaft zwar spielerisch gut aufspielt und sich Siege verdient hätte, diese aber aufgrund verschiedener Faktoren (wie zum Beispiel Pech) nicht erreicht. Wenn die bislang sieben Spiele eines waren, dann ein spielerischer Offenbarungseid in negativer Hinsicht, aber gewiss keine Ergebniskrise. Erneut eine objektiv völlig falsche Wahrnehmung des Mannes, der den sportlichen Bereich anführt und eine Kommunikation dahingehend, die schlichtweg sprachlos macht.
Doch damit nicht genug: Auf eine Nachfrage von Sky-Reporter Dirk große Schlarmann, weshalb nun erst inmitten der Woche und nicht bereits - bei gleicher Faktenlage - am Sonntag oder Montag gehandelt wurde, blaffte Knäbel bloß zurück: "Das Verständnis kann nur derjenige haben, der entscheidet." Eine Erklärung folgte hingegen nicht mehr.
Eine andere Nachfrage, von Toni Lieto vom kicker, ob er seine Beschreibung, die Situation um Reis sei schlussendlich "menschlich und inhaltlich festgefahren" gewesen, nochmal etwas ausführen könnte, bekam von Knäbel folgende Antwort: "Nein." Anschließend folgte nur seine Meinung, dass diese Formulierung richtig sei.
All diese erwähnten Negativ-Highlights fanden in den ersten acht Minuten dieser Pressekonferenz statt. Weitere 20 Minuten folgten - was vielsagend genug sein sollte.
Es bedarf keiner Diskussion mehr: Knäbel hat auf Schalke keine Zukunft
Insgesamt war es ein nahezu absurder Auftritt, der einmal mehr unter Beweis gestellt hat, dass Knäbel bei einem erneuten Neuanfang auf Schalke keine Rolle mehr spielen darf. Ein solch schmallippiger, passiv-aggressiver und patziger Auftritt müsste eigentlich dafür sorgen, dass diese entsprechende Entscheidung des Aufsichtsrats schon feststehen muss.
Eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages darf es nicht geben, eigentlich wäre eine zeitnahe Entlassung - schon aufgrund des Scheiterns seines inzwischen dritten Trainers und weiteren Baustellen wie der nach wie vor offenen Chefscout-Position sowie der Kaderplanung - zwingend. Dahingehend wird Knäbel derzeit aber von dem Umstand gerettet, dass der Vorstand mindestens zwei Mitglieder umfassen muss.
Solange also kein direkter Nachfolger feststeht oder der neue Vorstandsvorsitzende gefunden ist, wird er schon aufgrund der Satzung im Amt bleiben müssen. Im Sinne der Achtung und des Rufs des Vereins, muss es aber der letzte öffentliche Auftritt von ihm als Sportvorstand gewesen sein.
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