Entscheidung gefallen: Profi-Klubs lehnen Investoren-Einstieg ab

Der Investor-Einstieg bei der DFL wurde abgelehnt
Der Investor-Einstieg bei der DFL wurde abgelehnt / Stuart Franklin/GettyImages
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Die Entscheidung steht! Die 36 Profiklubs aus der 1. und 2. Bundesliga haben sich gegen den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ausgesprochen. Durch den gescheiterten Deal gingen mögliche zwei Milliarden Euro verloren.

Finanziell und immer häufiger auch sportlich ist die Bundesliga im Vergleich zur Premier League nur ein kleines Licht. Daran wird sich vermutlich auch in den nächsten Jahren wenig ändern. Ein möglicher Investoren-Einstieg, der zwei Milliarden Euro hätte bringen sollen, ist gescheitert - und zwar am Widerstand einiger Erst- und Zweitliga-Klubs.

Am Mittwochmittag versammelten sich die 36 Profivereine in Frankfurt am Main, um weitere Schritte in die Wege zu leiten. Dabei wurde die nötige Zweidrittel-Mehrheit allerdings knapp verfehlt. Sky-Informationen zufolge haben 20 Klubs Ja-Stimmen abgegeben, was jedoch angesichts von elf Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen nicht ausreichte. Demnach können keine Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern aufgenommen werden.

“Trotz der klaren Mehrheit ist für uns klar, dass der Prozess damit beendet ist. Das ist Demokratie“, erklärte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke.

Köln und St. Pauli prangerten möglichen Investoren-Einstig an

Die Entscheidung dürfte insbesondere Fußball-Romantiker, die eine zusätzliche Kommerzialisierung ablehnen, gefallen. Zu den Skeptikern eines Investoren-Einstiegs gehörten laut Sky unter anderem der 1.FC Köln und der FC St. Pauli. Die beiden Klubs prangerten unter anderem die mögliche Einflussnahme eines Geldgebers und die zunehmende Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse an.

Grundsätzlich war geplant, dass ein Investor 12,5 Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in der die kompletten Medienrechte ausgelagert worden wären, für über 20 Jahre erwirbt. Dabei wären für die Liga in etwa zwei Milliarden Euro herumgekommen. Bereits Anfang oder Mitte Juli hätte ein ausgewählter Geldgeber den Zuschlag erhalten sollen. Der Plan sah vor, dass das Kapital größtenteils in die Zentralvermarktung der Medienrechte und in Streamingplattformen gesteckt wird. Ganze 750 Millionen Euro sollten für die Digitalisierung fließen, die eine weltweit erfolgreiche Vermarktung der Liga generieren sollte. Hinzu sollten 300 Millionen Euro kommen, die an die Klubs zur freien Verwendung geflossen wären. Ein Teil der Gelder sollte zudem zweckgebunden für Investitionen der Klubs in die Infrastruktur eingesetzt werden.

Investor-Einstieg in Wirklichkeit ein Verlustgeschäft?

Letztlich ist es schwer abzuschätzen, inwiefern das angedachte Modell einen Nutzen gehabt hätte. Klar ist jedenfalls, dass die Klubs während der Vertragslaufzeit auf 12,5 Prozent der Medienlöse verzichten hätten müssen. Im Falle eines moderaten Wachstums der Einnahmen (aktuell knapp 1,3 Milliarden Euro pro Saison) wären das über zwei Jahrzehnte gesehen mehr als drei Millionen Euro gewesen. Stellt man dies mit den zwei Milliarden Euro gegenüber, spricht man also von einem Verlustgeschäft.

Im Nachgang der Entscheidung sind noch zahlreiche Diskussionen und unterschiedliche Ansichten zu erwarten. Die DFL-Spitze um die Interimsbosse Hellmann und Leki sah die Anschubfinanzierung als “alternativlos“ an, um die Wettbewerbsfähigkeit der Liga zu gewährleisten. Skeptiker befürchteten hingegen, dass die Interessenten des Investors im Widerspruch zu jenen der Liga stehen könnten und setzten sich für andere Möglichkeiten ein.