England gegen Deutschland: Ein Blick auf das EM-Finale 2009 und die jüngere Geschichte

Deutschland durfte 2019 im Wembley-Stadion gegen England jubeln. Beim 2:1 traf natürlich Alex Popp
Deutschland durfte 2019 im Wembley-Stadion gegen England jubeln. Beim 2:1 traf natürlich Alex Popp / Catherine Ivill/GettyImages
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Im Finale der EM trifft Deutschland im Wembley-Stadion auf England - eine Konstellation, die es vor drei Jahren als Freundschaftsspiel schon einmal gab, damals zogen die Lionesses mit 1:2 den Kürzeren. Wenig verwunderlich ist, dass Alexandra Popp mit einem Kopfball-Tor Deutschland in Führung brachte. Aber die Geschichte der Begegnungen reicht weiter zurück, auch ein EM-Finale mit den beiden Teams gab es schon.


Bilanz zugunsten von Deutschland, aber jüngere Geschichte ausgeglichen

21 Siege, vier Unentschieden, zwei Niederlagen: Die deutsche Bilanz gegen England liest sich gut. 2,44 Tore konnte Deutschland im Schnitt gegen England erzielen, ihre Gegnerinnen erzielten im Schnitt weniger als ein Tor. Diese Zahlen hängen vor allem mit der deutschen Dominanz generell in den 90er und 2000er Jahren zusammen, England musste bis 2015 auf den ersten Sieg warten.

Schaut man die Bilanz nur ab diesem Punkt an, stehen drei Siege für Deutschland, zwei für England und zwei Unentschieden zu Buche - diese Zahlen spiegeln die aktuellen Kräfteverhältnisse schon deutlich besser wider, in den letzten Jahren waren die beiden Teams etwa gleichauf. England erreichte bei der letzten EM und WM allerdings das Halbfinale, während sich Deutschland eine Runde vorher verabschieden musste.

EM-Finale 2009: Erfolg dank Torjägerin und Kaderbreite

Gegen eine Wiederholung der bis dato einzigen Auflage von Deutschland gegen England in einem EM-Finale hätte Martina Voss-Tecklenburg wohl nichts. Im finnischen Helsinki brannte Deutschland damals in der zweiten Hälfte ein Offensivfeuerwerk ab und gewann nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte mit 6:2. Inka Grings und Birgit Prinz schossen beide ein Doppelpack, Grings wurde mit sechs Treffern Torschützenkönigin des Turnieres - damals ein Rekord, der nun von Beth Mead und Alexandra Popp egalisiert wurde.

Grings' Torausbeute, die auch dreimal die Auszeichnung als Spielerin des Spiels einheimste, war damals das große Thema. Die Torjägerin war nach einer Pause von dreieinhalb Jahren aufgrund von Differenzen mit Neid im Februar 2009 in die Nationalmannschaft zurückgekehrt und hatte ihren sportlichen Wert eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Neben einer herausragenden Torjägerin wurde als Garant für den deutschen EM-Erfolg auch die Kaderbreite gesehen, denn die Einwechselspielerinnen hatten bei ihren Einsätzen überzeugt - auch das eine Parallele zur jetzigen EM.

Reaktionen auf das Finale 2009 in England: Hoffnung und Rufe nach Professionalisierung

Der EM-Titel damals war der vierte von insgesamt fünf in Folge, Deutschland war außerdem amtierender Weltmeister und klare Nummer eins in Europa. In England überwog also die Freude über den ersten Finaleinzug seit 25 Jahren, besonders vor dem Hintergrund des desaströsen Ausscheidens in der Gruppenphase bei der Heim-EM vier Jahre früher. "Englands große Hoffnungen auf eine historische erste große Trophäe wurden, wie so oft in der Vergangenheit, enttäuscht", schrieb der Guardian damals. Dreizehn Jahre später sollen die Hoffnungen erneut endlich erfüllt werden.

Dank der guten Leistung des englischen Teams wurde die FA in die Pflicht genommen, mehr zu investieren. Bei der Professionalisierung war noch viel zu tun: Noch zwei Jahre vorher hatten die englischen Spielerinnen für ihre Leistungen bei der WM, die für sie im Viertelfinale endete, als Entlohnung vom Verband ganze 40 Pfund pro Tag bekamen. Daraufhin hatte die FA Besserung gelobt und manche Spielerinnen mit 16.000 Pfund pro Jahr gefördert, um es ihnen zu ermöglichen, sich mehr auf den Sport zu konzentrieren.

Reaktionen in Deutschland: Nachhaltiger Wandel gefordert, Niveau gelobt

In Deutschland gab es, wie nach so vielen der zahlreichen Erfolge, die Hoffnung auf einen nachhaltigen Wandel und mehr Aufmerksamkeit für die Bundesliga. "Ein Sogeffekt blieb jedoch aus: Das Vor-Ort-Erlebnis Frauen-Fußball profitierte nicht von den Erfolgen der DFB-Auswahl", kommentierte etwa Focus Online über das bisherige Versäumnis, die Erfolge zu nutzen, um die Bundesliga zu bewerben.

Das gestiegene Niveau des Turniers wurde gelobt, die Managerin des Teams, Doris Fitschen, sagte etwa: "Das Tempo ist viel höher geworden. Es gab viele enge Spiele und kaum noch Kantersiege. Das zeigt, dass sich die europäischen Mannschaften immer mehr annähern." Ein Zitat, das auch von 2022 sein könnte. Ebenso wie die damalige Kritik an der mangelnden Leistungsbreite der Bundesliga - auch wenn die dominierenden Teams heute nicht mehr Duisburg, Frankfurt und Potsdam, sondern Bayern München und Wolfsburg heißen, bleibt der Kritikpunkt der selbe.

Jill Scott als einzige Spielerin immer noch dabei

Heute sind die meisten Spielerinnen des "goldenen Deutschlands" (Guardian) nicht mehr aktiv: Prinz und Grings haben längst ihre Schuhe an den Nagel gehängt, die damals 21-jährige Stammspielerin in der Abwehr, Babett Peter, beendete jüngst ihre Karriere. Nur noch zwei Spielerinnen des Teams spielen noch: Einmal Champions-League-Rekordtorschützin Anja Mittag, die heute noch sporadisch für die SV Eintracht Leipzig-Süd aufläuft, zum anderen Lisa Weiß, inzwischen Ersatztorhüterin beim VfL Wolfsburg.

Bei England ist eine Spielerin aber noch immer im Nationalteam aktiv: Jill Scott. Die Mittelfeldspielerin war 2009 eine der 17 Fußballspielerinnen, die einen der bereits erwähnten Verträge der FA erhielt. Als 22-Jährige war sie bei ihrer ersten EM zunächst in der Rolle der Einwechselspielerin, machte im Halbfinale mit einem Tor in der Nachspielzeit aber Werbung für sich und durfte gegen Deutschland von Beginn an spielen. Auch bei dem deutschen Wembley-Sieg 2019 stand sie in der Startelf. Für das Finale ist das eher unwahrscheinlich, für sie könnte sich mit einem Sieg trotzdem ein Kreis schließen.


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