Emre Can hat "keinen Bock" auf Europa League: Dann zeig das gegen City!
Von Yannik Möller
Die 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt war ein heftiger Schlag für die Champions-League-Bemühungen des BVB. Emre Can erklärte nach der Partie halb wütend, halb enttäuscht, er habe "keinen Bock" auf die Europa League. Am Dienstagabend hat er die Chance und Pflicht, das gegen Manchester City unter Beweis zu stellen.
Als wäre der Spieltag aufgrund der Pleite gegen die SGE nicht schon gebraucht genug gewesen für Borussia Dortmund, fielen Marco Reus und Emre Can zusätzlich nicht ganz so positiv auf. Der Kapitän verließ das Feld bei seiner Auswechslung sichtbar frustriert und ohne Verständnis, was alles andere als ein gutes Zeichen war.
Can merkte nach der Partie an, dass er wieder in die Königsklasse möchte. Das formulierte er allerdings nicht als Ansporn und Mutmacher, sondern eher wie ein bockiges Kind: "Ich habe keinen Bock in der Europa League zu spielen. Ich will Champions League spielen."
Wie es der Zufall will, steht der BVB drei Tage nach dieser Niederlage in eben jener Champions League auf dem Platz. Im Achtelfinale konnte sich der BVB gegen Sevilla durchsetzen. Nun, im Viertelfinale, wartet die beste Mannschaft der laufenden Saison auf den immer mal wieder kriselnden Bundesligisten: Manchester City.
Bis auf die fehlenden Fans und die entsprechende Atmosphäre ist dies eine Begegnung, die das Fußballer-Herz höher schlagen lässt. Aus der Sicht von Dortmund und auch Can wird die große Herausforderung besonders reizen, dem Team von Pep Guardiola eins auszuwischen. Einen überraschend guten Auftritt hinzulegen, sich mindestens ein wichtiges Auswärts-Remis erspielen.
Erdin Terzic wird aller Voraussicht nach erneut auf Can vertrauen. Immer wieder ist zu hören, wie wichtig der deutsche Nationalspieler doch sei. Nicht nur aufgrund seiner Leistungen, auch aufgrund seiner Einstellung, seiner Mentalität, seines puren Willens. Und nicht weniger als das muss er am Dienstagabend zeigen. Immerhin will er in diesem Wettbewerb aufspielen, er hat ja "keinen Bock" auf die Europa League.
So gut die Borussia auch besetzt ist, so gut sie theoretisch auch zu spielen vermag - sie geht als Außenseiter in dieses Spiel. Die Skyblues wirken in dieser Saison teils überirdisch. Guardiola hat es mal wieder geschafft, seine Mannschaft auf ein neues Level zu bringen. Sei es das Positionsspiel, das gefährliche Auftreten rund um den gegnerischen Sechzehner oder das so souveräne Verteidigen.
Can unter der Lupe: Zwischen blödem Spruch und realistischem Anspruchsdenken
Welcher Fußballer würde einer solchen Mannschaft nicht gerne einen Stich hinzufügen? Bei einer ganz neutralen Vorschau zu diesem Spiel würde Can wohl mindestens in sieben von zehn Fällen als einer der Schlüsselspieler des BVB hervorgehoben werden. Wann, wenn nicht in einer solchen Partie, braucht man einen Leader? Wann, wenn nicht in einem so prestigereichen Champions-League-Spiel, muss dieser zeigen, worauf es ankommt und Präsenz auf dem Feld zeigen, vorangehen, gestalten, helfen?
Dieser Fokus würde so oder so auf dem 27-Jährigen liegen. Doch nun sollte er gegen City erst recht mit einer Lupe beobachtet werden. Wer in einem so bedeutsamen Duell wie gegen Frankfurt beim späten Gegentreffer seine eigene Abwehrseite so zaghaft unterstützt und nicht voll in den vielleicht allerletzten Sprint geht, um eine Überzahlsituation inklusive Flanke von Filip Kostic (er dürfte von dessen Qualitäten gehört haben) zu verhindern, um anschließend noch zu erklären, er habe "keinen Bock" auf die Euro League, der muss jetzt ganz besonders abliefern.
Dabei werden die Position und Rolle, die ihm gegen Manchester zugeteilt werden, nur von sekundärer Bedeutung sein. Es geht vor allem darum, dass Can zweifelsfrei unter Beweis stellt, dass er und Dortmund den Anspruch stellen dürfen, in diesem Wettbewerb auch in der nächsten Saison aufzutreten.
Er muss beweisen, dass diese Aussage seinerseits am Wochenende nicht nur ein blöder, in die Emotionen hinein gefaselter Spruch war, sondern ein realistisches Anspruchsdenken. Um nicht weniger geht es auch für ihn persönlich, sobald die bekannte Hymne vor dem Anpfiff erlischt.