Embolos neues Kapitel in Gladbach: Der Abgang von Schalke hat sich ausgezahlt!
Von Yannik Möller
Im letzten Sommer verließ Breel Embolo Schalke primär aus eigenem Willen, der Weg führte zu Borussia Mönchengladbach. Hat sich der Wechsel für den 23-Jährigen schlussendlich gelohnt, oder hätte er genauso beim S04 bleiben können?
Nichts prägte die Zeit von Breel Embolo beim FC Schalke 04 so sehr, wie es seine Verletzungen taten. Der junge Stürmer, mit viel Hoffnungen und dank eines Rekordeinkaufs von fast 27 Millionen Euro im Sommer 2016 ins Ruhrgebiet gekommen, hat sich bei Königsblau nie wirklich festspielen können. Vor allem durch seine Verletzungen und den damit verbundenen Rückschlägen, aber auch durch regelmäßiges Spielpech.
Das S04-Kapitel wollte Embolo unbedingt auch selbst schließen und damit die Zeit der Verletzungen hinter sich lassen. Ganze 463 Tage fiel er aus, sodass er innerhalb von drei Jahren lediglich in 61 Pflichtspielen zum Einsatz kam. Eine keineswegs befriedigende Situation, weder für Schalke, noch für den Schweizer. Der erhoffte Wechsel, wenn für die Knappen auch mit einem satten Transfer-Minus verbunden, war verständlich. Aber hat er sich auch ausgezahlt?
Den Verletzungen entfliehen: Embolo in Gladbach mit Neuanfang
In der nun abgelaufenen Saison stand Embolo in 28 Liga-Spielen für Borussia Mönchengladbach auf dem Platz, davon 17 aus der Startelf heraus. Dazu kamen weitere sechs Einsätze, einer im DFB-Pokal und die restlichen Spiele absolvierte er in der Europa League. Blickt man nur auf die Statistiken, so stehen alleine in den Bundesliga-Einsätzen 16 direkte Torbeteiligungen (jeweils acht Tore und Vorlagen) bei 28 Einsätzen auf dem Papier. Keine schlechte Quote für häufige Einwechslung und die Premieren-Saison.
In seiner letzten Spielzeit für Schalke, in denen der Klub bis zu den letzten drei Spieltagen um den Klassenerhalt kämpfte, kamen aber auch neun Torbeteiligungen auf 20 Einsätze. Schnell wird erkannt: Das ist zwar eine leicht schlechtere Quote - allerdings musste er nach einem Fußbruch zurückkommen und der S04 hat insgesamt nur 37 Treffer erzielen können. Gladbach in der vergangenen Saison satte 66 Stück.
In beiden Spielzeiten war Embolo also an rund einem Viertel aller Tore direkt und unmittelbar beteiligt, sowohl für Schalke, als auch für Gladbach. Ist das also der gleiche persönliche Erfolg, der Wechsel also eher zweitrangig? Mitnichten. Zum einen ist es wichtig, die verschiedenen Rollen des Offensivspielers zu vergleichen. Zum anderen muss sein genereller Einfluss im jeweiligen Spiel bedacht werden.
Embolo für Gladbach auch hinter den Stürmern - Schalker Reha-Bereich bereitete Sorgen
Für Schalke stand Embolo in der Regel direkt in der Spitze. Entweder war er der einzige Stürmer, oder er bildete mit einem Partner das Sturm-Duo. Dort war er also auf Zuspiele oder seine eigene Gegenpressing-Arbeit angewiesen. Meistens war er es, der mit Bällen und Chancen beliefert werden sollte. In einer spielarmen Mannschaft und Saison verhungerte er also sinnbildlich, konnte sich nicht richtig zeigen und blieb ohne große Szenen.
Das hätte sich beim S04 vielleicht in der vergangenen Hinrunde geändert, wo er deutlich aktiver im Spiel beteiligt gewesen wäre. Womöglich hätte er auch einen erneuten Rückschlag gehabt - der Athletik- und Reha-Bereich auf Schalke wurde, nach erneut viel Ärger durch zu viele und zu lange Ausfallzeiten, nun ausgetauscht. Die offenbar mangelhafte Arbeit fiel auch immer wieder auf Embolo zurück.
In Gladbach hingegen müssen erst gar keine Thesen aufgestellt werden, ob oder wie der Schweizer Nationalspieler mehr im Spiel involviert gewesen wäre. Er war es schlicht und einfach. Unter Marco Rose, der die Borussia auch erst im Sommer übernahm, lief er zwar auch des Öfteren als (Mittel-)Stürmer auf, aber ebenso häufig auch im offensiven Mittelfeld - also hinter den Spitzen.
Ein großer und definitiv nicht zu vernachlässigender Aspekt. Dieser erlaubte es ihm, aktiver ins Spielgeschehen einzugreifen, seine körperliche Wucht besser einzusetzen und sich mehr in die Offensiv-Abläufe zu integrieren. Es ist nicht überraschend, dass Embolo neben seinen eigenen Toren auch noch acht weitere direkt hat auflegen können. Er gewinnt ebenso oft den Ball, wie er ihn verteidigen beziehungsweise abschirmen und gefährlich weitergeben kann. Dieser spielerische Aspekt ist der wirklich große Unterschied zwischen dem Schalke- und dem Gladbach-Embolo.
Fazit: Embolo kann befreiter und aktiver aufspielen - zweite Saison als Gradmesser
Natürlich wäre es ebenso falsch, zu behaupten, er wäre regelrecht aufgeblüht. Das stimmt so nicht ganz, weil er beim S04 bereits besser spielte und wichtiger war, als er oft gemacht wurde. Dazu zeigten sich auch bei der Fohlenelf manche Schwächen wieder, die er noch besser kontrollieren und abstellen muss. Laut SofaScore hat er 13 Großchancen vergeben. Vergleichsweise häufig scheiterte der Stürmer im eins-gegen-eins am Keeper oder hatte schlichtweg nicht das Glück, eine sehr gute Chancen in ein weiteres Tor zu verwandeln.
Zu behaupten, nun wäre alles um ein Vielfaches besser für Embolo, wäre nicht ganz richtig. Nicht richtig wäre es aber auch, den Aufschwung und die neue Energie des Youngsters zu verschweigen. Er ist deutlich aktiver, wirkt befreiter und entschlossener. Selbstverständlich war er auch auf Schalke nicht schlecht, aber im Gladbach-Trikot konnte er einen wichtigen Schritt machen, der ihm bei Königsblau - auch durch viel Pech - vielleicht verwehrt geblieben wäre.
Die im September anstehende zweite Saison wird für ihn sehr wichtig. So muss er sich unter Trainer Rose etablieren und zeigen, dass er ein unverzichtbarer Stammspieler werden kann. Dann wird aus so mancher Einwechslung auch ein Startelf-Einsatz.