EM-Vorschau zu Nordirland: Schlüsselspielerinnen, Weg ins Finale, Turniergeschichte und mehr
Nordirland wird bei der EM 2022 Geschichte schreiben, denn es nimmt zum ersten Mal an einem großen Frauenfußballturnier teil.
Das Team von Kenny Shiels hat sich als das am niedrigsten eingestufte Land für das Turnier in diesem Sommer qualifiziert und damit allen Widrigkeiten getrotzt.
Hier findet ihr alles, was ihr vor der EM 2022 über Nordirland wissen müsst.
So lief die Qualifikation
Nordirland hat in der Qualifikation eine historische Leistung vollbracht: Sie wurden Zweiter hinter Norwegen und konnten sich aufgrund der besseren Resultate in den direkten Duellen gegen das drittplatzierte Wales durchsetzen.
Nordirland hat mit vier Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen aus acht Spielen die wenigsten Punkte aller zweitplatzierten Mannschaften in der Qualifikation geholt. Die Qualifikation für die EM 2022 wurde mit einem denkwürdigen Sieg gegen die Ukraine in zwei Playoff-Spielen besiegelt, die Nordirland mit 4:1 für sich entschied. Der einzige Wermutstropfen war, dass die Fans aufgrund der Covid-19-Beschränkungen nicht in Belfast dabei sein konnten, um das historische Ereignis mitzuerleben.
Die Turniergeschichte
Die EM 2022 ist Nordirlands erstes großes Turnier, umso größer ist die Vorfreude. Bisher scheiterten die Nordirinnen entweder in der Qualifikation oder traten erst gar nicht an.
- EM 1984: Nicht qualifiziert
- EM 1987: Nicht qualifiziert
- EM 1989: Nicht teilgenommen
- EM 1991: Nicht qualifiziert
- EM 1993: Nicht teilgenommen
- EM 1995: Nicht teilgenommen
- EM 1997: Nicht teilgenommen
- EM 2001: Nicht teilgenommen
- EM 2005: Nicht teilgenommen
- EM 2009: Nicht qualifiziert
- EM 2013: Nicht qualifiziert
- EM 2017: Nicht qualifiziert
Nordirland hat sich noch nie für eine Weltmeisterschaft qualifiziert und hat derzeit sechs Punkte Rückstand auf einen Playoff-Platz für das Turnier in Australien und Neuseeland 2023.
- WM 1991: Nicht qualifiziert
- WM 1995: Nicht teilgenommen
- WM 1999: Nicht teilgenommen
- WM 2003: Nicht angetreten
- WM 2007: Nicht qualifiziert
- WM 2011: Nicht qualifiziert
- WM 2015: Nicht qualifiziert
- WM 2019: Nicht qualifiziert
Nordirlands Schlüsselspielerinnen
Nordirlands Talisman ist Rachel Furness. Die Mittelfeldspielerin, die bereits bei Sunderland, Reading, Lincoln und Tottenham gespielt hat, kehrt in der nächsten Saison in die Women's Super League zurück, nachdem sie Liverpool in der vergangenen Saison zur Rückkehr in die erste Liga verholfen hat.
Die 34-Jährige ist mit 38 Treffern in 81 Spielen die beste Torschützin ihres Landes und hat sich nach ihrer Zeit als Stürmerin in der Vergangenheit wieder auf das zentrale Mittelfeld fokussiert. Als kämpferische und clevere Spielerin wird sie für Nordirland sowohl in als auch außerhalb des Ballbesitzes eine wichtige Rolle spielen.
Joely Andrews könnte die junge Spielerin sein, die man im nordirischen Kader im Auge behalten sollte, aber sie ist keine Unbekannte auf der großen Bühne. Die 20-jährige Mittelfeldspielerin kam im April vor einer rekordverdächtigen Kulisse im Windsor Park gegen England zu ihrem ersten Pflichtspieleinsatz für ihr Land und spielte in der Anfangsphase der letzten Saison mit Glentoran in der Champions League.
Auch Stürmerin Simone Magill, zuletzt beim FC Everton tätig, ist eine wichtige Spielerin für die Nordirinnen. Generell sind Teile des Angriffs und des Mittelfelds von Nordirland gut besetzt und sie können teilweise gute Kombinationen umsetzen.
Der Trainer
Kenny Shiels hat in seiner über drei Jahrzehnte währenden Karriere als Trainer alle Ebenen des nordirischen Fußballs durchlaufen, außerdem war er in Bangkok tätig und gewann 2012 mit Kilmarnock den schottischen Ligapokal.
Der Job in Nordirland ist sein erster Ausflug in den Frauenfußball, und er hat seit seinem Amtsantritt 2019 wahre Wunder vollbracht, indem er die Mannschaft trotz aller Widrigkeiten zum ersten großen Turnier geführt hat. Die berühmt-berüchtigte "emotionale" Bemerkung des 66-Jährigen im April sorgte in weiten Kreisen des Fußballs für Empörung - Shiels behauptete damals, es sei ein großes Problem von Frauenteams, dass sie zu emotional seien und daher nach dem ersten Tor noch ein zweites hinterher kassieren würden. Auf dem Platz jedoch hat er seine Arbeit gemacht und der nordirischen Mannschaft zu großen Fortschritten verholfen.
Gut zu wissen...
Vor der Qualifikation für die EM 2022 waren die meisten Spielerinnen der nordirischen Nationalmannschaft keine Profifußballerinnen, sondern arbeiteten neben dem Training hauptberuflich: Stürmerin Lauren Wade war Bestattungsunternehmerin und Kirsty McGuinness arbeitete bei B&Q.
Im Januar begaben sich die Spielerinnen der nordirischen Mannschaft, die nicht an einen Profiverein gebunden waren, in ein siebenmonatiges Trainingslager zur Vorbereitung auf die EM 2022.
Spielplan in der Gruppenphase
Norwegen gegen Nordirland
Datum und Uhrzeit: Donnerstag, 7. Juli, 21 Uhr
Austragungsort: St. Mary's
Übertragung: ARD-Livestream und DAZN
Österreich gegen Nordirland
Datum und Uhrzeit: Montag, 11. Juli, 18 Uhr
Austragungsort: St. Mary's
Übertragung: ZDF-Livestream und DAZN
Nordirland gegen England
Datum und Uhrzeit: Freitag, 15. Juli, 21 Uhr
Austragungsort: St. Mary's
Übertragung: ARD und DAZN
Der Weg ins Finale
Das Weiterkommen aus ihrer Gruppe wird für Nordirland wahrscheinlich ein Wunschtraum bleiben, aber sollten sie es in die K.o.-Runde schaffen, wartet ein Mitglied der Gruppe B - wahrscheinlich Deutschland, Spanien oder Dänemark.
Wird man Gruppensieger und erreicht das Halbfinale, ist der Sieger der Gruppe C der wahrscheinliche Halbfinalgegner - vermutlich Schweden oder die Niederlande - oder man wird Zweiter und erreicht die Runde der letzten Vier und trifft auf den Sieger der Gruppe D oder den Zweitplatzierten der Gruppe C - wiederum wahrscheinlich Schweden, die Niederlande oder Frankreich.
Der Kader
Torhüterinnen: Jackie Burns (BK Häcken), Becky Flaherty (Brighouse Town), Shannon Turner (Wolves)
Verteidigerinnen: Kelsie Burrows (Cliftonville), Rebecca Holloway (Racing Louisville), Ashley Hutton (Linfield), Abbie Magee (Cliftonville), Sarah McFadden (Durham), Rebecca McKenna (Lewes), Julie Nelson (Crusaders Strikers), Laura Rafferty (Southampton), Demi Vance (Rangers)
Mittelfeldspielerinnen: Nadene Caldwell (Glentoran), Joely Andrews (Glentoran), Chloe McCarron (Glentoran), Marissa Callaghan (Cliftonville), Louise McDaniel (Cliftonville), Rachel Furness (Liverpool)
Stürmerinnen: Simone Magill (noch kein neuer Verein bekanntgegeben), Caitlin McGuinness (Cliftonville), Kirsty McGuinness (Cliftonville), Lauren Wade (Glentoran), Emily Wilson (Crusaders Strikers)
Prognose: Aus in der Gruppenphase
Nordirland ist der ultimative Außenseiter bei der EM 2022 und alles andere als ein Ausscheiden in der Gruppenphase wäre eine bemerkenswerte, filmreife Fußballgeschichte. Dafür sorgen, dass sich die Favoriten phasenweise die Zähne ausbeißen, kann Nordirland allerdings schon.