Kritik wegen Jadon Sancho von allen Seiten - Man United erhöht Angebot für BVB-Star

Mehr als ein Trainingspartner ist Jadon Sancho für die Three Lions bei der EURO noch nicht
Mehr als ein Trainingspartner ist Jadon Sancho für die Three Lions bei der EURO noch nicht / Catherine Ivill/Getty Images
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Null Minuten! Jadon Sancho kam für Mitfavorit England an den ersten beiden EM-Spieltagen noch überhaupt nicht zum Zug. Spätestens nach der enttäuschenden Nullnummer gegen Schottland wächst die Kritik an Trainer Gareth Southgate. Warum versauert Sancho bei den Three Lions auf der Bank. Ist der Wechsel-Poker schuld?


"Ich kann es einfach nicht verstehen. Er hat es im ersten Spiel nicht auf die Bank geschafft, er konnte sich auch im zweiten Spiel nicht beweisen. Und jetzt hast du dieses Talent da rumsitzen und auf dem Platz ein Team, das sich zurückzieht und wartet, besiegt zu werden. "Lass' diese Jungs einfach von der Kette, denn wir sehen gerade wie das steife alte England aus", meckerte Rio Ferdinand.

"Du hast jemanden wie Sancho auf der Bank, 16 Tore und 20 Assists in der letzten Saison - und er wird nicht einmal eingewechselt", moserte Ian Wright.

"Wenn dein Spiel darauf ausgelegt ist, dass deine Außenspieler ins Dribbling gehen, warum spielen dann nicht Jack Grealish und Sancho, zwei, die darin zu den Besten gehören", schrieb Wayne Rooney in seiner Kolumne für die Times.

Sancho versauert als Reservist - Warum eigentlich?

Das Unverständnis auf der Insel wächst für die Rolle von Jadon Sancho. Nicht nur bei den ehemaligen Nationalspielern, sondern auch bei den Anhängern. Gerade Spiele wie gegen Schottland, wenn der Gegner fast ausschließlich aufs Verteidigen aus ist, sind prädestiniert für den dribbelstarken BVB-Star. Doch Nationalcoach Gareth Southgate blieb bislang stur.

Warum? Mehrere Faktoren könnten eine Rolle spielen. Zum einen wäre da natürlich die große Konkurrenzsituation in der englischen Offensive. Doch sie allein ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Näher kommt man da schon mit einer Aussage von Southgate, die klar verdeutlicht, wie er die Leistungen von Sancho in Dortmund bewertet.

Southgate gibt Hinweis: Bundesliga nicht auf Premier-League-Niveau

"Die Top-Teams sind sicher eine Herausforderung für englische Mannschaften in der Champions League. Aber ich glaube nicht, dass das Niveau in Deutschland ganz so hoch ist, weil die Finanzen nicht ganz so hoch sind", erklärte er über die Stärke der Bundesliga im Vergleich zu Premier League. Die wird auf der Insel als Nonplusultra bewertet. Das deutsche Oberhaus häufig als "Farmers League" abgetan. Also eine Liga, in der man sich zwar gut entwickeln kann, das Niveau aber insgesamt deutlich niedriger ist.

Gareth Southgate
Gareth Southgate glaubt nicht, dass das Niveau in der Bundesliga all zu hoch ist / Robbie Jay Barratt - AMA/Getty Images

Auch bei den Fans ist das ein großes Thema: "Sanchos Leistungen in Dortmund sind in England immer noch nicht bei der breiten Masse angekommen. Der Druck aus der Masse auf Southgate ist nicht so präsent, weil Sancho in der Nationalelf bisher nicht so brilliert hat", befand Journalist und Premier-League-Experte Raphael Honigstein.

In der Tat konnte Sancho für England bislang nicht die Fabel-Leistungen zeigen, die er regelmäßig beim BVB auf den Platz bringt. In 19 Länderspielen gelangen ihm nur drei Treffer. Wie Rooney es in seiner Kolumne richtig geschrieben hat, können die bisherigen Leistungen im Nationaltrikot aber nicht allein zu der Reservisten-Rolle geführt haben. Denn - bei allem Respekt - die schottische Nationalelf wird als Team kein höheres Niveau gehabt haben, als eine durchschnittliche Bundesliga-Mannschaft.

Ist der Sancho-Poker zwischen Man United und dem BVB der Grund?

Stört sich Southgate also an anderen Dingen? Vielleicht die dauerhaft über Sancho schwelenden Transfer-Verhandlungen zwischen Manchester und dem BVB? Der deutsche Ex-Nationalspieler und ehemalige England-Legionär Steffen Freund wirft den Transfer-Poker als mögliche Erklärung in den Raum:

"Vielleicht spielen ja auch Transferverhandlungen und das Thema Manchester United eine Rolle. Wenn du zum Beispiel erlebst, dass der Berater eines Spielers da ist, um zu verhandeln, weil vielleicht ein Angebot reingekommen ist. Das stört die Konzentration, auch im Training."

Mario Basler will davon dagegen nichts wissen: "Es gibt keine Diskussionen darüber, was für ein guter Fußballer er ist. Es darf doch einen Nationaltrainer nichts angehen, ob dein Spieler mit anderen verhandelt!"

Verbessertes United-Angebot an den BVB

Man ist geneigt, Basler recht zu geben. Zumal sich Sancho mit Man United längst einig sein soll. Verhandlungen mit ihm direkt wird es deshalb gar nicht mehr geben. Der Transfer hängt offenbar nur noch am Ablöse-Poker zwischen den Red Devils und der Dortmunder Borussia.

Und da soll es in der Tat ein Update geben. Wie zunächst die WAZ berichtete und später von Sport1 bestätigt wurde, soll es ein verbessertes Angebot von United gegeben haben. Das liegt allerdings weiterhin unter der Wunschvorstellung des BVB. Dennoch nähern sich die Klubs immer weiter an. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieses Theater endgültig beendet ist. Ob Southgate dann endlich auf Sancho setzt? Immerhin spielt er dann wieder in der - aus Sicht des englischen Trainers - in einer absoluten Top-Liga.