EM-Vorschau zu Belgien: Schlüsselspielerinnen, Weg ins Finale, Turniergeschichte & mehr
Belgien geht ohne große Erwartungen in die Europameisterschaft 2022, hat aber das Potenzial, für Furore zu sorgen, wenn alles nach Plan läuft.
Das Team verfügt über erfahrene Spielerinnen, die in ihren Vereinen bereits auf hohem Niveau gespielt haben - darunter Janice Cayman von Lyon und die frühere Manchester-City-Stürmerin Tessa Wullaert - sowie über eine aufstrebende Nachwuchsspielerin (Tine De Caigny) und eine solide Leistungsträgerin (Justine Vanhaevermaet von Reading).
Die 0:3-Niederlage im Testspiel gegen Gastgeber England zeigt jedoch, dass die Roten Teufel gegen die Top-Nationen klar unterlegen sind.
Hier findet ihr alles, was ihr über Belgien bei der Euro 2022 wissen müsst.
So lief Belgiens Qualifikation für die EM
Belgien erwischte eine relativ leichte Qualifikationsgruppe und musste gegen keinen Giganten des europäischen Frauenfußballs antreten. Stärkster Konkurrent war die Schweiz, die am letzten Spieltag mit 4:0 besiegt wurde.
Die Belgierinnen zeigten sich während der Qualifikation in Torlaune und erzielten mehrmals mindestens vier Tore, etwa gegen Kroatien, Rumänien, Litauen und die Schweiz. Hoffenheim-Stürmerin Tine De Caigny erzielte insgesamt zwölf und Tessa Wullaert neun Treffer - keine andere Spielerin in der gesamten Qualifikationsgruppe kam auf mehr als fünf Tore.
Turniergeschichte der belgischen Nationalmannschaft
Nach jahrzehntelangen Bemühungen qualifizierte sich Belgien 2017 zum ersten Mal für eine Europameisterschaft. Damals schlug man zwar ein überraschend schwaches Norwegen, doch zwei weitere Niederlagen sorgten dafür, dass man am Ende der Gruppenphase ausschied.
- Euro 1984: Nicht qualifiziert
- Euro 1987: Nicht qualifiziert
- Euro 1989: Nicht qualifiziert
- Euro 1991: Nicht qualifiziert
- Euro 1993: Nicht qualifiziert
- Euro 1995: Nicht qualifiziert
- Euro 1997: Nicht qualifiziert
- Euro 2001: Nicht qualifiziert
- Euro 2005: Nicht qualifiziert
- Euro 2009: Nicht qualifiziert
- Euro 2011: Nicht qualifiziert
- Euro 2015: Nicht qualifiziert
- Euro 2017: Gruppenphase
Belgien hat noch nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Mit der Qualifikation für die WM 2023 in Australien und Neuseeland sieht es gegenwärtig aber sehr positiv aus. Die Roten Teufel befinden sich auf dem besten Weg, zumindest in die Playoffs zu kommen.
- WM 1991: Nicht qualifiziert
- WM 1995: Nicht qualifiziert
- WM 1999: Nicht qualifiziert
- WM 2003: Nicht qualifiziert
- WM 2007: Nicht qualifiziert
- WM 2011: Nicht qualifiziert
- WM 2015: Nicht qualifiziert
- WM 2019: Nicht qualifiziert
Spielerinnen im Fokus
Bundesliga-Akteurin Tine De Caigny hat sich seit Beginn der Qualifikation für die Euro 2022 sehr gut entwickelt. Mit ihren zwölf Toren in der Qualifikation setzte sie sich die Torjägerkrone auf und ließ Topstars wie Jenni Hermoso, Caroline Graham Hansen (beide 10), Vivianne Miedema (9) und Pernille Harder (8) hinter sich. Auch in der WM-Quali zeigt sich De Caigny bislang treffsicher. In acht Partien hat sie schon zehn Mal eingenetzt.
Mit ihren 25 Jahren befindet sich De Caigny im perfekten Fußballerinnenalter und hat seit ihrer ersten EM-Teilnahme 2017 reichlich an Erfahrung zugelegt. Auch ihre Vereinskarriere hat sich in den letzten zwölf Monaten positiv entwickelt. Im vergangenen Sommer wechselte sie aus Anderlecht nach Hoffenheim in die Bundesliga und nahm mit den Kraichgauerinnen an der Champions League teil.
Ein aufstrebendes Talent, das man im Auge behalten sollte, ist Mittelfeldspielerin Marie Minnaert, die vor kurzem 23 Jahre alt geworden ist und bereits eine feste Größe im Kader darstellt. Sie macht nach der Euro ihren nächsten Karriereschritt und wechselt zum RSC Anderlecht.
Der belgische Trainer
Ives Serneels ist seit elf Jahren im Amt. Unter seiner Leitung hat sich die Mannschaft deutlich verbessert. Sie ist nun in der Lage, auch auf hohem Niveau zu konkurrieren und hat sich zu einem ernst zu nehmenden Gegner für jede Nation entwickelt.
Serneels, der während seiner eigenen Karriere auf Vereinsebene in Belgien in der ersten Liga gespielt hat, wechselte 2010 in den Frauenfußball, als er die Leitung von Lierse übernahm. Zuvor hatte er mit dem Verein als Spieler einen belgischen Titel gewonnen und war zunächst Trainer im männlichen Jugendbereich.
Gut zu wissen...
Belgien gewann im November in einem WM-Qualifikationsspiel gegen Armenien mit 19:0. Im Durchschnitt gelang den Roten Teufeln alle fünf Minuten ein Tor.
Tessa Wullaert traf fünfmal, während Tine De Caigny und Verteidigerin Amder Tysiak jeweils einen Hattrick erzielten. Insgesamt war Wullaert durch drei weitere Assists an acht der 19 Tore direkt beteiligt.
Mit diesem Sieg verpasste Belgien nur knapp einen neuen Weltrekord im Frauenfußball. Zuvor hatten Japan, Kanada, Neuseeland und Australien bereits 21:0-Siege eingefahren. Wenige Tage nach Belgiens grandiosem Sieg gewann übrigens England in einem WM-Qualifikationsspiel gegen Lettland ebenfalls 20:0.
Spielplan bei der Euro 2022 und der Weg ins Finale
Belgien gegen Island
Datum und Uhrzeit: Sonntag, 10. Juli, 18:00 Uhr
Austragungsort: ManCity Academy Stadium (Manchester)
Übertragung: Das Spiel wird in Deutschland nicht im Fernsehen übertragen, kann aber im Livestream auf sportschau.de verfolgt werden. Außerdem sind alle Spiele der Europameisterschaft live beim Streamingdienst DAZN verfügbar.
Frankreich gegen Belgien
Datum und Uhrzeit: Donnerstag, 14. Juli, 21:00 Uhr
Austragungsort: New York Stadium (Rotherham)
Übertragung: Das Spiel wird live in der ARD sowie im Livestream auf sportschau.de übertragen. Außerdem sind alle Spiele der Europameisterschaft live beim Streamingdienst DAZN verfügbar.
Italien gegen Belgien
Datum und Uhrzeit: Montag, 18. Juli, 21:00 Uhr
Austragungsort: ManCity Academy Stadium (Manchester)
Übertragung: Das Spiel wird in Deutschland nicht im Fernsehen übertragen, kann aber im Livestream auf sportstudio.de verfolgt werden. Außerdem sind alle Spiele der Europameisterschaft live beim Streamingdienst DAZN verfügbar.
Belgiens Chancen auf das Erreichen der K.o.-Runde hängen von einem Sieg gegen Island und einem weiteren Sieg gegen Italien oder Frankreich ab. Sollte dies gelingen, ist der zweite Platz möglich. Im Viertelfinale müssten die Belgierinnen gegen den Sieger der Gruppe D - vermutlich Schweden - antreten.
Sollten sie das Halbfinale erreichen, sind England oder Spanien die wahrscheinlichsten Gegner.
Wenn Belgien die Gruppe D gewinnt, wartet im Viertelfinale die Niederlande und im Halbfinale auf Deutschland oder Norwegen.
Der belgische Kader für die Euro 2022
Tor: Nicky Evrard (Gent), Diede Lemey (Sassuolo), Lisa Lichtfus (Dijon).
Verteidigung: Davina Philtjens (Sassuolo), Amber Tysiak (OH Leuven), Laura De Neve (Anderlecht), Sari Kees (OH Leuven), Laura Deloose (Anderlecht), Jody Vangheluwe (Club YLA), Charlotte Tison (Anderlecht).
Mittelfeld: Justine Vanhaevermaet (Reading), Marie Minnaert (Club YLA), Julie Biesmans (PSV Eindhoven), Feli Delacauw (Gent), Kassandra Missipo (Basel).
Sturm: Ella Van Kerkhoven (Anderlecht), Sarah Wijnants (Anderlecht), Tine De Caigny (Hoffenheim), Tessa Wullaert (Fortuna Sittard), Janice Cayman (Lyon), Hannah Eurlings (OH Leuven), Davinia Vanmechelen (Standard), Elena Dhont (Twente).
EM-Prognose: Vorrundenaus
Obwohl Belgien in den Qualifikationsspielen für die Euro 2022 und die Weltmeisterschaft 2023 ohne Gegentreffer geblieben ist, wird es gerade gegen Frankreich und Italien schwer werden. Um die K.o.-Runde zu erreichen, müssen sie mindestens eines dieser beiden Spiele sowie das Duell gegen Island gewinnen. Unmöglich ist das nicht, aber eher unwahrscheinlich.
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