Alle Elfmeter-Entscheidungen & Verlängerungen bei EM-Finals
Von Jan Kupitz
Für einen Fußballer kann es unmöglich etwas nervenaufreibenderes geben als ein Elfmeterschießen in einem EM-Finale. Nach einem langen Turnier und 120 Minuten Spielzeit, in denen man noch einmal alles in die Waagschale geworfen hat, wird der EM-Titel aus elf Metern Entfernung entschieden. Nervenkitzel bis zum Anschlag!
In der Historie gab es bislang zwei Mal ein Elfmeterschießen im EM-Finale, daneben aber auch noch einige Verlängerungen. Und sogar ein Wiederholungsspiel.
Elfmeterschießen im EM-Finale
1. EM 1976: Tschechoslowakei 2:2 Deutschland (5:3 i.E.)
1976 war die deutsche Nationalmannschaft am ersten Elfmeterschießen der EM-Historie beteiligt. Die Tschechoslowakei war nach 25 Minuten schnell mit 2:0 in Führung gegangen, ehe Dieter Müller in der 28. Minute den Anschluss erzielte.
Erst in der 90. Minute konnte das DFB-Team durch Bernd Hölzenbein die Verlängerung erzwingen. Da dort kein Treffer mehr fallen wollte, musste das Elfmeterschießen herhalten.
Auf Seiten der Tschechoslowakei trafen alle Schützen, während Uli Hoeneß für Deutschland über das Tor schoss und vergab. Ein bitterer Abend für das DFB-Team, das zwei Jahre zuvor den WM-Titel geholt hatte und auch amtierender EM-Titelverteidiger war.
2. EM 2020: Italien 1:1 England (3:2 i.E.)
Erst 2021 gab es das zweite und bislang letzte Elfmeterschießen der EM-Final-Historie. Im Londoner Wembley Stadium galten die Engländer als Favorit und gingen bereits in der 2. Minute durch Luke Shaw in Führung. Leo Bonucci glich für Italien jedoch Mitte der zweiten Halbzeit aus - danach passierte nichts mehr. Elfmeterschießen!
Dort hatten einige Akteure ihre Nerven allerdings nicht im Griff. Auf italienischer Seite scheiterten Andrea Belotti und Jorginho an Jordan Pickford - bei England vergaben Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka.
Verlängerung im EM-Finale
Bei gleich vier weiteren Endspielen ging es in die Verlängerung. Dort konnte ein Team jeweils die Entscheidung erzwingen und das Elfmeterschießen vermeiden.
3. EM 1960: Sowjetunion 1:1 Jugoslawien (2:1 n.V.)
Direkt bei der ersten EM der Historie ging es in die Verlängerung. Die Sowjetunion und Jugoslawien hatten sich nach 90 Minuten 1:1 getrennt - in der Verlängerung ließ Wiktor Ponedelnik (114. Minute) dann schließlich die Sowjets jubeln.
4. EM 1996: Tschechien 1:1 Deutschland (1:2 n. GG)
Den bislang letzten EM-Titel konnte sich Deutschland erst in der Verlängerung sichern. Die Tschechen waren 1996 in der 59. Minute durch einen verwandelten Foulelfmeter von Patrik Berger in Führung gegangen, ehe Oliver Bierhoff nach 73 Minuten ausgleichen konnte.
Bierhoff war es dann auch, der in der Verlängerung für die Entscheidung sorgte: In der 95. Minute traf er zum 2:1 - da damals die Golden-Goal-Regel herrschte, war das Spiel mit dem Treffer sofort vorbei, Deutschland durfte jubeln.
5. EM 2000: Frankreich 1:1 Italien (2:1 n. GG)
Beim folgenden Turnier kam das Golden Goal direkt wieder zur Geltung! Frankreich durfte in der 103. Minute durch David Trezeguet jubeln, dabei war Italien so dicht vor dem EM-Titel gewesen: Marco Delvecchio hatte die Squadra Azzurra nach 55 Minuten in Führung gebracht - Sylvain Wiltord erzwang durch seinen Ausgleich in der vierten Minute der Nachspielzeit die Verlängerung. Eine ganz bittere Pille für Italien.
6. EM 2016: Portugal 0:0 Frankreich (1:0 n.V.)
Bei der Heim-EM 2016 war Frankreich als haushoher Favorit in das Turnier und somit auch in das Finale gestartet - schlussendlich hatte aber Portugal die Nase vorn.
Nach torlosen 90 Minuten muss die Verlängerung herhalten: Dort markierte Eder in der 109. Minute den entscheidenden Treffer. Das Golden Goal gab es da zwar nicht mehr, Frankreich kam aber nicht mehr zum Ausgleich und musste sich vor heimischen Fans geschlagen geben.
Wiederholungsspiel im EM-Finale
Ein Sonderfall war die EM 1968: Damals gab es kein Elfmeterschießen.
7. EM 1968: Italien - Jugoslawien (1:1 und 2:0)
Da sich Italien und Jugoslawien im EM-Finale 1968 mit einem 1:1 getrennt hatten, musste ein Wiederholungsspiel für die Entscheidung herhalten. Nur zwei Tage nach dem eigentlichen Finale fand die Partie an selber Stelle im römischen Olympiastadion statt. Diesmal sorgte Italien vor heimischen Fans schnell für klare Verhältnisse: Nach einer halben Stunde führte die Squadra Azzurra mit 2:0 und gab diesen Vorsprung auch nicht mehr her.