Elfer-Ärger beim BVB: Hummels legt nach - Sammer geht auf UEFA los
Von Simon Zimmermann
Es lief die 54. Spielminute, als Mats Hummels mit einer Notgrätsche den Ausgleich durch Bayern-Leihgabe Malik Tillman verhindern wollte. Der BVB-Routinier grätschte - einmal mehr - mit hohem Risiko im eigenen Sechzehner und spielte dabei klar ersichtlich den Ball. In seiner Tackling-Aktion erwischte er auch Tilman, der schreiend zu Boden ging. Für Schiedsrichter Srdjan Jovanovic genug, um auf den Punkt zu zeigen.
Der Serbe deutete im Anschluss zwar Kontakt mit dem VAR an, dieser sah aber keinen Grund, einzugreifen. Selbst ansehen wollte sich Jovanovic die Szene offenbar nicht. Und so blieb es trotz großer Dortmunder Proteste und einem ungläubigen Hummels beim Elfmeter.
"Null Prozent Elfmeter für mich. Null."
- Mats Hummels, Amazon Prime
Nach dem Spiel war Hummels bei Amazon Prime am Mikro - und weiter völlig entgeistert, ob der Elfmeter-Entscheidung: "Null Prozent Elfmeter für mich. Null. Ich grätsche rein, spiele ganz klar deutlich zuerst den Ball. Danach erwische ich ihn noch minimal. Wir sind im Fußball. Tut mir Leid. Null Prozent Elfmeter", so Hummels.
Selbst die PSV-Spieler sollen sich über den Pfiff gewundert haben: "Der Tillman hat sich totgelacht, der Bakayoko hat sich totgelacht auf dem Platz. Die haben mich alle angegrinst minutenlang. Tut mir leid, wir sind in der Champions League. Zweiter lächerlicher Elfmeter nach dem Paris-Spiel, den wir kassiert haben. Ich verstehe die Schiedsrichter aktuell nicht."
"Wir sind auf dem völlig falschen Weg. [...] Der VAR hat die Schiedsrichter schlechter gemacht. Ich fand die Schiedsrichter früher wesentlich besser"
- Mats Hummels, Amazon Prime
Später legte Hummels dann auch noch auf X nach: "Twitter wartet darauf. Twitter bekommt es. Was für ein Witz von einem Elfmeter gegen uns. Erneut! Ich kann nicht glauben, dass es mit dem VAR Entscheidungen wie heute oder gegen Chelsea oder PSG gibt."
PSV - BVB in der Escher-Analyse: Zwischen Elfer-Frust & spielerischen Fragezeichen
Werden deutsche Teams in Europa benachteiligt? Sammer in Rage
"Wir haben einige Elfmeter bekommen gegen uns international. Dazu die Rote Karte von mir gegen Ajax. Das aberkannte Tor von Leipzig jetzt gegen Real. Das ist nur gesunder Menschenverstand. Da musst du kein Regelwerk zu Rate ziehen", führte Hummels bei Amazon weiter aus.
"Wir geben Elfmeter für Situationen, für die wir im Mittelfeld keinen Freistoß geben mittlerweile. Wir geben Handspiele, die wir am Mittelkreis nicht pfeifen, aber es gibt Elfmeter. Wir sind auf dem völlig falschen Weg in dieser Hinsicht. Leider habe ich den Eindruck, der VAR hat die Schiedsrichter schlechter gemacht. Ich fand die Schiedsrichter früher wesentlich besser", so Hummels klare Meinung.
Sammer: "Es wird Zeit, dass wir die UEFA attackieren"
Matthias Sammer wurde noch deutlicher. Der Amazon-Experte redete sich förmlich in Rage und schoss dabei vor allem gegen die UEFA.
"Zu viele Fehlentscheidungen gegen deutsche Mannschaften! Ich appelliere daran, dass wir auch international wieder in den Gremien mehr Persönlichkeit, auch mehr die Dinge klar benennen, den Leuten wieder mal die Stirn zu bieten und sich das nicht gefallen zu lassen", meinte Sammer.
Und legte nach: "Es wird Zeit, dass wir die UEFA attackieren. Was machen die für einen Job? Das ist eine Katastrophe, welche Leute setzen die ein?"
Frustriert und verärgert waren über die Entscheidung auch die BVB-Bosse. "Langsam reicht es! Diese Schiedsrichter-Entscheidung ist eine krasse Fehlleistung", so Hans-Joachim Watzke gegenüber dem SID.
Sportdirektor Sebastian Kehl drückte sich etwas moderater aus: "Ich konnte es nicht richtig glauben, weil die Situation für mich nicht so klar war, dass man da unbedingt Elfmeter pfeifen muss - vor allem nicht in so einem Spiel. Deswegen war die Verärgerung sehr groß."
Schiedsrichter-Experten uneins: Gräfe kontra Stark & Kinhöfer
Zu Wort meldeten sich natürlich auch die Schiedsrichter-Experten beziehungsweise Ex-Schiedsrichter. Bei Amazon tat sich Wolfang Stark schwer, eine klare Fehlentscheidung zu erkennen. "Das ist eine ganz knifflige Situation für den Schiedsrichter. Mats Hummels spielt mit dem langen Bein zuerst den Ball. Er geht durch das Tackling ein hohes Risiko. Aber mit dem Nachziehbein trifft er den Stürmer und räumt ihn quasi ab. Deswegen ist die Entscheidung nachvollziehbar und auch nicht falsch, sodass hier der VAR eingreifen müsste", lautete sein Urteil.
Sein ehemaliger Kollege Thorsten Kinhöfer, jetzt Schiedsrichter-Experte der Bild, stimmte zu: "Für mich ist der Strafstoß absolut vertretbar. Hummels trifft minimal den Ball, aber wesentlich mehr den Gegenspieler."
Eine Meinung, die Kinhöfer doch recht exklusiv haben dürfte. Denn unbestreitbar spielt Hummels zunächst klar den Ball ehe er in Tilmann hineinrauscht. Manuel Gräfe steht daher auch klar auf der Seite des BVB.
Der Ex-Schiedsrichter kritisierte auf X auch die Bezeichnung mit dem "Nachziehbein", das einen Foulpfiff rechtfertigen soll. Er habe deshalb mit den Funktionären "hier und da" Probleme. Für Gräfe steht fest: Hummels erwischt zunächst den Ball und geht auch nicht unkontrolliert in den Zweikampf. Daher: kein Foul und kein Elfemter.
Eine Meinung, der man sich durchaus anschließen kann. Im Sinne des Fußballs, wie es Matthias Sammer ausdrücken würde.
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