"Einzelspieler" und "Alleinunterhalter": Hamann mit deutlicher Kritik an Musiala
Von Yannik Möller
Die Verwunderung war groß über die ausgebliebene Nominierung von Jamal Musiala für den Ballon d'Or. Auch wenn der 21-jährige Offensivspieler des FC Bayern nicht zu den größten Favoriten auf diese Ehrung gehört hätte, so war es doch überraschend, dass er es erst gar nicht erst in die Top 30 des Fachmagazins France Football geschafft hatte. Umso eindrücklicher fiel seine Top-Leistung beim 5:0-Sieg der Deutschen Nationalmannschaft über Ungarn aus.
Für Didi Hamann hingegen scheint es keinerlei Überraschung gewesen zu sein, dass Musiala nicht zu besten 30 Spielern gezählt wurde. In seiner Kolumne für Sky, wo er regelmäßig als TV-Experte agiert, hatte er den Nationalspieler sogar recht deutlich kritisiert.
Sollten die Münchener ihn etwa zum neuen Gesicht der Mannschaft machen wollen, müsse man damit klarkommen, "dass du mit Musiala fußballerisch, was den Spielfluss betrifft, auf höchstem Niveau nicht mithalten kannst". Immerhin sei dieser "ein Einzelspieler" und "größtenteils ein Alleinunterhalter", wie Hamann es formulierte.
"Wenn er zehnmal den Ball bekommt, nimmt er neunmal den Kopf runter und fängt an zu dribbeln. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass ein Harry Kane oft wenig im Spiel ist, auch wenn er seine Tore macht", führte Hamann weiter aus. Auch das Spiel des FC Bayern verfalle zu häufig in eine Abhängigkeit von Einzelaktionen, weil er "ein reiner Eins-gegen-eins-Spieler" sei. Sein Fazit: "Wenn ich aus Bayern-Sicht [Florian] Wirtz und Musiala tauschen könnte, würde ich es gleich morgen tun."
Kommentar: Die Hamann-Schelte gegenüber Musiala wirkt erzwungen
Eigentlich war es doch recht vorhersehbar, dass Hamann mit einer solch deutlichen Musiala-Kritik um die Ecke kommt. Immerhin waren sich dieser Tage soweit alle einig, dass der Bayern-Youngster ein begnadeter Kicker ist, der schon jetzt auf einem enorm hohen Niveau agiert und durch sein Entwicklungspotenzial nur noch besser werden kann. Und wenn eine vermeintlich einhellige Einschätzung vorherrscht, positioniert sich Hamann gerne genau dagegen. Das ist soweit nicht neu.
Aber auch rein inhaltlich ist diese Kritik nicht nachvollziehbar. So kritisiert der TV-Experte etwa die Dribblings von Musiala, weshalb er ihn als "Alleinunterhalter" betitelt. Dabei lässt er die Erfolgsquote dieser Dribblings aber gänzlich beiseite. Sicher ein unglücklicher Zufall, denn: In der vergangenen Saison gehörte Musiala mit aufgerundet 51 Prozent an erfolgreichen Dribblings (54 von 106) zu den vier besten Spielern der Bundesliga in dieser Kategorie. Gemessen an den ersten zwei Spieltagen der neuen Saison fängt er dort wieder an, wo er aufgehört hat: Bislang führt er die Rangliste mit sieben erfolgreichen Dribblings an.
Mit diesen Aktionen lässt Musiala nicht nur diverse Gegenspieler hinter sich, sodass er selbst den Ball näher zum gegnerischen Tor trägt - er öffnet auch Räume für seine Mitspieler und ermöglicht so häufig gute Torchancen. So viel zum Thema "Einzelspieler".
Doch auch abseits dieser Details wirkt diese Meinung von Hamann, insbesondere in dieser Deutlichkeit, kurios. Ihm die Teamdienlichkeit abzusprechen, wenige Tage nach einem großartigen Spiel mit gleich drei direkten Torvorlagen, kommt schlichtweg provokant daher. Auch in der vergangenen Saison kam er neben seinen eigenen 16 Pflichtspieltoren auch auf 16 Assists. Kurzum: Markige Aussagen nur um der Schlagzeilen willen?
Weitere Nachrichten rund um den FC Bayern: