Defensivstarkes Deutschland schlägt Spanien 2:0: Die DFB-Elf in der Einzelkritik
Von Daniel Holfelder
Die deutsche Mannschaft hat auch das zweite EM-Gruppenspiel für sich entschieden. Gegen ballsichere Spanierinnen überzeugten Marina Hegering und Co. durch eine konzentrierte und geschlossene Abwehrleistung. Im Spiel nach vorne erwies sich die deutsche Elf als enorm effizient und ging insgesamt als verdienter Sieger vom Platz. Der Sieg sichert Deutschland Platz eins in der "Todesgruppe B".
Tore:
1:0 Bühl (3./ohne Vorarbeit)
2:0 Popp (36./Rauch)
Die Highlights der Partie im Video
Merle Frohms (Tor) - Bewertung 8/10
Drängte Lucia Garcia bei deren Großchance in der 10. Minute geschickt nach außen ab, sodass die Spanierin aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf. Ihre Risikobereitschaft nach einer Stunde - erneut gegen Lucia Garcia - zahlte sich aus, als sie außerhalb des Sechzehners in letzter Sekunde klären konnte. Verhinderte mit einer Glanzparade gegen Mariona den Anschlusstreffer (71.). Zeigte in der Strafraumbeherrschung und im Aufbauspiel, wo ihr der ein oder andere Fehlpass unterlief, kleine Schwächen, davon abgesehen eine blitzsaubere Leistung der 27-Jährigen.
Giulia Gwinn (Rechte Außenverteidigung) - 8/10
Aggressiv und konsequent in den Zweikämpfen, weitgehend fehlerfrei im Stellungsspiel: Die Münchnerin hielt ihre rechte Seite dicht und überzeugte - wie gegen Dänemark - mit einem hohen Laufpensum. Ihr Fokus lag klar auf der Defensive, trotzdem nahm Gwinn auch am Angriffsspiel teil. So etwa bei ihrem Hackentrick vor der Ecke zum 2:0.
Kathrin Hendrich (Rechte Innenverteidigung) - 7/10
In Sachen Antizipation und Vorwärtsverteidigung weitaus unauffälliger als Nebenfrau Hegering, dennoch eine hervorragende Leistung der Wolfsburgerin. Im direkten Zweikampf kaum zu überwinden, behielt stets die Ruhe und ging im Aufbauspiel kein unnötiges Risiko. Schöner Diagonalball auf Bühl (21.). Bei Marionas Großchance (71.) hätte Hendrich womöglich schneller schalten und die Spanierin, die Däbritz davongelaufen war, übernehmen müssen.
Marina Hegering (Linke Innenverteidigung) - 9/10
Spielerin des Spiels! Die Abwehrchefin bestätigte ihre fantastische Leistung aus dem ersten Gruppenspiel gegen Dänemark. Traf zwar bei Lucia Garcias Riesenchance in der 10. Minute die falsche Entscheidung, als sie aus der Abwehrkette nach vorne stieß und so den Raum in der Tiefe freigab. Das sollte jedoch Hegerings einziger Fauxpas der Partie bleiben. Überzeugte mit ihrer Zweikampf- und Kopfballstärke, zahlreichen Klärungsaktionen und ihrem präzisen Aufbauspiel.
Felicitas Rauch (Linke Außenverteidigung) - 6/10
Mit ihrer tollen Ecke maßgeblich an Popps 2:0 beteiligt. Hatte aber defensiv gegen starke Spanierinnen einige Probleme und verlor zu viele Zweikämpfe. Holte sich ihre zweite gelbe Karte im Turnier ab und wird gegen Finnland gesperrt fehlen.
Lena Oberdorf (Defensives Mittelfeld) - 6/10
Gegen passsichere und technisch versierte Spanierinnen mit deutlich weniger Ballgewinnen als gewohnt. Musste vor allem viel Laufarbeit verrichten und die Räume vor der Abwehr schließen. Das gelang der 20-Jährigen meist auch. Bei Lucia Garcias Großchance nach zehn Minuten verlor sie allerdings gemeinsam mit Däbritz und Magull Vorlagengeberin Patri aus den Augen. Im Passspiel häufig zu unpräzise, vergab dadurch einige vielversprechende Kontergelegenheiten.
Sara Däbritz (Zentrales Mittelfeld) - 6/10
Wie Oberdorf mit einem hohen Laufpensum und nach vorne präziser als ihre Kollegin, wenngleich auch ihr zu viele Fehlpässe unterliefen. Ließ Mariona bei deren Großchance (71.) einfach laufen. Grundsätzlich eine Partie, in der das deutsche Mittelfeld hauptsächlich gegen den Ball gefordert war und nach vorne wenige Glanzpunkte setzen konnte.
Lina Magull (Zentrales Mittelfeld) - 6/10
War ebenfalls vorwiegend defensiv gefordert. Trotzdem mit der ein oder anderen guten Aktion in der Offensive, anders als gegen die Däninnen aber ohne eigenen Abschluss. Holte die Ecke vor dem 2:0 heraus. Hatte vor der Partie nur eingeschränkt trainieren können und blieb zur Pause in der Kabine.
Svenja Huth (Rechtes Mittelfeld) - 8/10
Nach vorne zwar kaum mit Impulsen, dafür enorm fleißig in der Defensivarbeit und mit einigen tollen Balleroberungen. Blieb bis zum Schlusspfiff auf dem Platz und zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen.
Klara Bühl (Linkes Mittelfeld) - 7/10
Brachte ihre Farben früh auf die Siegerstraße, als sie sich nach Sandra Panos' Fehler nicht zwei Mal bitten ließ und eiskalt vollstreckte. Im weiteren Spielverlauf lief die Mehrzahl der wenigen deutschen Offensivbemühungen über ihre Seite, wobei es der 21-Jährigen nur selten gelang, Gefahr auszustrahlen. Dafür wie der Rest des Teams sehr fleißig in der Defensive.
Alexandra Popp (Sturm) - 7/10
Zeigte beim 2:0 ihre ganze Klasse, als sie sich im Kopfballduell gegen zwei Spanierinnen durchsetzte und den Ball im Zurücklaufen im Tor unterbrachte. Lief in der 57. allein auf das gegnerische Tor zu und wurde von Irene Paredes unfair gestoppt. Schiedsrichterin Stephanie Frappart hätte hier zwingend auf Rot wegen Notbremse entscheiden müssen. Enorme Einsatzbereitschaft und tolle Mentalität, trotzdem nicht immer glücklich, mit einigen Fehlpässen und technischen Mängeln.
Einwechslungen
Lena Lattwein für Magull (46.) - 6/10
Fügte sich gut ins Team ein und war wie ihre Nebenleute vor allem damit beschäftigt, im Mittelfeld die Räume eng zu halten. Nach vorne fiel auf, dass die Wolfsburgerin zu hastig agierte und dadurch einige vielversprechende Kontersituationen vermasselte.
Sophia Kleinherne für Rauch (ab 62.) - Ohne Bewertung
Nutzte ihre 30-minütige Einsatzzeit, um mächtig Eigenwerbung zu betreiben. Enorm zweikampfstark. Aufgrund von Rauchs Gelbsperre wird die Frankfurterin gegen Finnland wohl von Beginn an auflaufen. Wenn es ihr gegen den Außenseiter gelingt, auch offensiv Impulse zu setzen, wird Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ernsthaft über einen Wechsel auf der linken Außenverteidigerposition nachdenken.
Tabea Waßmuth für Popp (ab 62.) - Ohne Bewertung
Deutete in mehreren Aktionen an, dass sie mit ihrer Geschwindigkeit eine enorme Bereicherung für das deutsche Team sein kann. Schade, dass sie gerade in der Schlussphase, als Spanien hinten aufmachen musste, von ihren Kolleginnen kaum in Szene gesetzt wurde.
Linda Dallmann für Däbritz (ab 72.) - Ohne Bewertung
Dallmanns Aufgabe bestand darin, das Zentrum zu schließen und den Sieg über die Zeit zu bringen. Aufgabe erfüllt.
Jule Brand für Bühl (ab 87.) - Ohne Bewertung
In der kurzen Spielzeit ohne nennenswerte Aktion.
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