Eintracht-Vorstand unprofessionell? Detail-Bericht zum Muani-Poker mit PSG

  • Muani wechselte für 95 Millionen zu PSG
  • Zäher Transferpoker
  • Neuer Bericht zu den Details
Randal Kolo Muani
Randal Kolo Muani / ANP/GettyImages
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Wenige Stunden vor Ende des Transferfensters wechselte Eintracht Frankfurts Randal Kolo Muani im Sommer für knapp 100 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain. Ein neuer Bericht beschreibt, wie die letzten Stunden des Transferpokers angeblich abliefen.

Nach Informationen der Sport Bild gestaltete sich der Deal alles andere als einfach. Das lag aber nicht nur daran, dass PSG heftig um Muani buhlte oder dass der Stürmer selbst auf einen Wechsel drängte. Der Bericht der Sport Bild macht deutlich, dass es der Eintracht-Vorstand an der nötigen Professionalität vermissen ließ.

So sollen die Vorstandskollegen von Sportvorstand Markus Krösche lange Zeit gar nicht erreichbar gewesen sein. Das ist bemerkenswert, denn schließlich war früh klar, dass sich der Poker um Muani bis zum Ende der Transferperiode hinziehen würde.

Laut Sport Bild meldete sich PSG kurz nach Ende des deutschen Transferfensters noch einmal bei Krösche, um den Deal doch noch über die Bühne zu bringen. Der Eintracht-Sportvorstand sei allerdings auf sich allein gestellt gewesen. Fan-Vorstand Philipp Reschke habe sich auf dem Rückweg von der Conference-League-Auslosung, Finanzvorstand Oliver Frankenbach, der am nächsten Tag Geburtstag feierte, auf dem Weg "zu einem Fernsehabend auf dem heimischen Sofa im Taunus" befunden. Beide seien nicht erreichbar gewesen.

Rinder-Carpaccio statt Al-Khelaifi

Dasselbe habe auch auf Vorstandssprecher Axel Hellmann zugetroffen. Der sei bei einer Veranstaltung am Frankfurter Flughafen gewesen und habe sein Handy ausgeschaltet gehabt. Fünf Anrufe von PSG-Vorstandschef Nasser Al-Khelaifi, den Hellmann aus seiner Tätigkeit in der Klub-Organisation ECA gut kenne, habe er deshalb verpasst.

Nachdem er Al-Khelaifis Anrufversuche bemerkt habe, soll Hellmann allerdings nicht direkt zurückgerufen haben. Stattdessen, schreibt die Sport Bild, soll er beim lange geplanten Besuch im Restaurant "Alter Haferkasten" in Neu-Isenburg zunächst die Vorspeise und die Hauptspeise bestellt haben. Die Zeitschrift nennt sogar die konkreten Speisen (Rinder-Carpaccio mit Rührei und Trüffel und Loup de Mer), die Hellmann geordert habe. Der 52-Jährige sei davon ausgegangen, dass sich die Verhandlungen ohnehin noch den ganzen Abend hinziehen würden.

Um kurz vor 20 Uhr, heißt es in dem Bericht weiter, habe Hellmann dann bei Al-Khelaifi zurückgerufen. Der PSG-Boss soll sofort klar gemacht haben, dass er Kolo Muani unbedingt noch an die Seine holen will. Über mehrere Telefonate habe er zunächst 75 Millionen Euro, danach 75 Millionen Euro plus Prämien und schließlich 80 Millionen Euro plus Prämien für den SGE-Stürmer geboten.

Zwei Prozent Handy-Akku

Aber Hellmann, inzwischen über Kurz-Anruf oder Textnachricht im Austausch mit seinen Vorstandskollegen, soll hart geblieben sein und Al-Khelaifi gegenüber betont haben, dass die Eintracht Muani nicht verkaufen wird.

Seit Stunden habe der Frankfurter Vorstandssprecher keinen Akku mehr gehabt und sich auf einen Hocker neben den Tresen gesetzt, um sein Handy während der Telefonate an einer Steckdose aufladen zu können. Dann die Wende: Um kurz vor 21 Uhr soll Hellmann Al-Khelaifi zu verstehen gegeben haben, dass ein Transfer doch möglich ist. Allerdings nur für die 100 Millionen Euro Ablöse, die die SGE seit Beginn des Pokers immer gefordert hatte.

Doch Al-Khelaifi habe diese symbolische Summe nicht bezahlen wollen. Nun sei Hellmann (Handyakku angeblich bei nur noch zwei Prozent) dem PSG-Chef das erste und einzige Mal während der Verhandlungen entgegengekommen und habe 95 Millionen Euro vorgeschlagen. Nach weiterer Rücksprache mit den Vorstandskollegen und dem Aufsichtsrat sei dann die Einigung erzielt worden. Beim Betreten des Restaurants war Hellmann von einigen Eintracht-Fans angeblich noch dafür gelobt worden, Muani nicht ziehen zu lassen.

Deal eine Minute vor Transferschluss perfekt

Nach Klärung aller Formalitäten sei der Deal dann um 22:59 Uhr offiziell über die Bühne gegangen - eine Minute vor Transferschluss in Frankreich. Der Sport Bild zufolge sei die finale Prämien-Regelung sogar erst in den Tagen danach besprochen worden. Demnach kassiert die Eintracht einen Grundbetrag von 80 Millionen Euro, hinzu kommen zehn Millionen Euro an "gut erreichbaren Prämien" und fünf Millionen, für die PSG unter anderem die Champions League gewinnen muss.

Nach Mitternacht habe sich dann noch einmal Al-Khelaifi gemeldet und sich per SMS für die Verhandlungen bedankt. Hellmann dazu: "Die vertrauensvolle Beziehung zu Nasser Al-Khelaifi war entscheidend für die Einigung. Diesen Transfer hätte Eintracht Frankfurt mit vielen anderen Klubs so nicht machen können."

Außerdem lobt der Vorstandssprecher die Zusammenarbeit bei der Eintracht: "Es ist bis heute nicht zu glauben, dass ein Transfer dieser Größenordnung unter einem derartigen Zeitdruck so gemanagt werden konnte. Ohne das vertrauensvolle Miteinander unter uns Vorstandsmitgliedern hätte sich diese Umsetzung des Transfers gar nicht realisieren lassen."


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