Eintracht: 7 potenzielle Kandidaten für die Hütter-Nachfolger
Von Dominik Hager
Es ist ein sehr seltsames Ergebnis einer schon jetzt überaus gelungenen Saison, wenn man am Ende ohne Trainer und Sportvorstand dasteht. Genau dieses Schicksal wird Eintracht Frankfurt aber ereilen, nachdem der Abgang von Trainer Adi Hütter feststeht und der Abschied von Fredi Bobic nur noch Formsache ist.
Allerdings haben die Frankfurter den großen Vorteil, als internationaler Vertreter durchaus interessant für die Trainer dieser Welt zu sein. Wir möchten sieben potenzielle Kandidaten vorstellen.
1. Lucien Favre
Das Portal Sport1 hat vor wenigen Tagen Lucien Favre als potenziellen Kandidaten ins Spiel gebracht. Nach seiner Entlassung von Borussia Dortmund ist der Schweizer bislang arbeitslos. Trotz zahlreicher Kritik hat Favre in der Bundesliga zweifellos einiges geleistet. Dies gilt vor allem für seine Zeit bei Borussia Mönchengladbach. Dem 63-Jährigen gelang es, aus den Fohlen einen internationalen Vertreter zu machen, nachdem man zuvor in Abstiegsgefahr steckte.
Taktisch gesehen hat der Coach definitiv einiges drauf und weiß vor allem, wie man Gegentore verhindert. Allerdings ist er für eine eher zurückhaltende Spielweise und fehlende Begeisterungsfähigkeit bekannt. Ob dies in Frankfurt so gut ankommt, ist fraglich. Ähnlich wie beim BVB sind auch bei der Eintracht immer viele Emotionen im Spiel. Die Fans dürften sich einen etwas dynamischeren und lauteren Coach wünschen.
2. Peter Bosz
Nach seiner Entlassung in Leverkusen könnte auch Peter Bosz ein Kandidat für die Hütter-Nachfolge werden. Der Holländer wäre genau das Gegenteil von Lucien Favre. Bei seinen bisherigen Bundesliga-Stationen Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen fiel der Trainer mit einer sehr offensiven Spielweise auf. Daraus resultierten zwar viele Tore, aber auch viele Gegentore, weshalb er bislang eher wechselhaften Erfolg hatte.
Die Pressing-Taktik würde der Eintracht gut zu Gesicht stehen. An Lauf- und Kampfstärke fehlt es nicht und in der Abwehr stehen auch Spieler zur Verfügung, die über ausreichend Schnelligkeit für diesen Stil verfügen. Für Spektakel würde Bosz in Frankfurt mit Sicherheit sorgen. Wie erfolgreich die Zusammenarbeit aber werden würde, steht auf einem anderen Blatt.
3. Domenico Tedesco
Mittlerweile scheinen einige vergessen zu haben, was Domenico Tedesco auf Schalke geleistet hat. Der 35-Jährige führte Schalke 04 in der Saison 2017/18 sensationell auf den zweiten Tabellenrang. Wie stark diese Leistung wirklich war, sollte sich in den Jahren danach erst zeigen. Die überragende Saison konnte der Taktik-Fuchs leider nicht mehr bestätigen und wurde nur wenige Monate später entlassen.
Zwar könnte man hier auch von einem Versagen von Tedesco sprechen, dennoch weiß man nun, dass gefühlte 15 Nachfolger die Herausforderung Schalke auch nicht meistern konnten. An den Qualitäten des jungen Trainers ändert das aber nichts. Dieser hat taktisch einiges auf dem Kerbholz und besitzt auch die Fähigkeit, Spieler und Fans mitzureißen.
In den letzten Jahren verschwand Tedesco als Trainer von Spartak Moskau ein wenig von der Bildfläche. Der 35-Jährige erklärte jedoch, den Tabellenzweiten der russischen Liga nach Saisonende zu verlassen. Ob ihn zurück in Deutschland schon ein Vertrag von Eintracht Frankfurt erwartet?
4. Steffen Baumgart
Mit dem SC Paderborn hat Steffen Baumgart eine unglaubliche Geschichte hinter sich. Nachdem der Klub nur durch den Lizenzentzug von 1860 München in der dritten Liga blieb, gelang dem Coach der Durchmarsch in Liga eins. Zwar stieg der Underdog umgehend wieder in die Zweite Liga ab, dennoch sind die Verdienste des 49-Jährigen über jedem Zweifel erhaben.
Baumgart ist ein Typ, der Fußball lebt und liebt und seine Meinung nicht hinter Floskeln versteckt. Daher ist er bei vielen Fans nicht nur wegen seiner Erfolge sehr beliebt. Nach der Saison wird der Vertrag des Coaches auslaufen, wodurch der Weg nach Frankfurt frei wäre.
Für Baumgart ist es langsam an der Zeit zu beweisen, dass seine mitreißende Art auch bei stärkeren Teams funktioniert. Erfahrungen mit Topspielern wie André Silva und Flilp Kostic hat er bislang noch nicht aufzuweisen.
5. Ralf Rangnick
Es deutet einiges darauf hin, dass wir Ralf Rangnick bald wieder auf der Trainerbank sehen werden. Während eine Anstellung als Nationaltrainer zum aktuellen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich ist, könnte die Spur nach Frankfurt heißer sein. Der 62-Jährige hat eine ähnliche Spielidee wie Adi Hütter, nur dass er noch ein wenig detailbesessener ist. Rangnick ist ein absoluter Taktikfuchs und könnte das Spiel der Eintracht weiter verfeinern.
Aufgrund seiner Leipziger und Salzburger Vergangenheit dürfte er in Frankfurt jedoch kritisch durchleuchtet werden. Schließlich würden Kommerz und Tradition in besonderem Maße aufeinandertreffen. Allerdings wissen wir auch, dass mögliche Anfeindungen meist nur so lange ein Problem ist, bis die Erfolge einkehren. Gerüchten zufolge hat man in München jedenfalls seit knapp zehn Jahren kein Schild mehr mit der Aufschrift "Koan Neuer" gesehen. Ein Beispiel, das zeigt, dass Fußballfans zwar oft Vorurteile haben, diese jedoch ablegen können.
Der sportliche Mehrwert von Rangnick dürfte auch in diesem Fall dafür sorgen. Besonders brisant: Rangnick könnte die Position des Trainers und Sportvorstands sogar parallel ausüben.
6. Jesse Marsch
Es hat schon eine gewisse Tradition, dass Salzburg-Trainer früher oder später dem Ruf aus der Bundesliga folgen. Der amerikanische Trainer war 2018/19 sogar schon mal als Co-Trainer in Leipzig aktiv, eher er als Cheftrainer zum anderen RB-Klub wechselte. Dort steuert er der nächsten Meisterschaft entgegen und legte auch in der Königsklasse den einen oder anderen beeindruckenden Auftritt hin. Vor allem in der Offensive wussten Marsch und sein Team stets zu gefallen.
Noch läuft sein Vertrag in Salzburg bis 2022, was jedoch kein Hindernis sein muss. Der US-Amerikaner erklärte zuletzt gegenüber BBC Sport, dass er nach der Saison evaluieren werde, welche Möglichkeiten für den nächsten Schritt bestehen. Zuletzt wurde der Trainer in Leverkusen und Gladbach gelandet, nun könnte jedoch der Weg für die Eintracht frei sein.
7. Gerardo Seoane
Müssen die Young Boys Bern wieder einen Coach in Richtung Frankfurt ziehen lassen? Vor drei Jahren war es Adi Hütter, der von den Young Boys zur Eintracht wechselte - sein Nachfolger wurde Seoane. Wiederholt sich das Spiel nun auch am Main?
Der 42-Jährige dürfte sich in der Schweizer Super League jedenfalls unterfordert fühlen. Nach 28 Spielen hat der Klub satte 22 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten, der wiederum nur neun Punkte Vorsprung auf den Vorletzten hat. Wie stark Seoane und sein Team sind, hat zuletzt auch Bayer 04 Leverkusen gemerkt, das vom Underdog aus der Europa League geschossen wurde.
Der Trainer steht schon seit längerer Zeit im Fokus zahlreicher Bundesliga-Klubs. Unter anderem sollen Hoffenheim, Wolfsburg und zuletzt auch Gladbach und Leverkusen Interesse gehabt haben. Gut möglich, dass die Eintracht ebenfalls ein Auge auf den Erfolgstrainer geworfen hat. Ein Problem könnte lediglich dessen Vertrag werden. "Grundsätzlich habe ich einen Vertrag bei YB und fühle mich sehr wohl. Was die Zukunft bringen wird, weiß ich nicht", hielt er sich gegenüber dem kicker bedeckt.