Eintracht Frankfurt: Höhenflug dank Adi Hütter
Von Florian Bajus
Eintracht Frankfurt befindet sich auf einem schier unaufhaltsamen Höhenflug. Die Hessen sind die Mannschaft der Stunde - auch dank Adi Hütter, der seinen Mut unter Beweis gestellt hat.
Seit elf Spielen ungeschlagen, den FC Bayern mit 2:1 in die Knie gezwungen und damit Platz vier gefestigt - bei Eintracht Frankfurt läuft's. Ein Sinnbild: An den Spieltagen sechs bis zehn gab es fünf Unentschieden für die Adler, aktuell steht die Mannschaft dagegen bei fünf Siegen in Serie. Und gegen die Bayern hat die Elf von Adi Hütter bewiesen, dass sie auch ohne André Silva erfolgreich sein kann - weil Daichi Kamada und Amin Younes zwei absolute Fixpunkte sind, die auf der Doppelzehn das Spiel gestalten und kaum vom Ball zu trennen sind.
Das Duo Kamada-Younes ist ein Erfolgsgarant. Das lässt sich allein an den Ergebnissen ablesen: Seit Hütter von der bekannten 3-4-1-2-Formation abgerückt ist und auf ein 3-4-2-1 umgestellt hat, steht die Bundesliga-Bilanz bei neun Siegen, drei Unentschieden und einer Niederlage. Als Wendepunkt gilt das 3:3 gegen Borussia Mönchengladbach am zwölften Spieltag, jedoch lässt sich im Allgemeinen festhalten, dass die Mannschaft seit der Abkehr von der Doppelspitze deutlich spielfreudiger, variabler, unberechenbarer und schlagkräftiger vor dem Tor ist.
Hütters neuer Mut bei der Personalwahl
Hütter hatte schon einmal versucht, nach einem schwächeren Start die Wende mit einer systematischen Umstellung einzuläuten. Am Ende der Hinrunde 2019/20 führte er die Viererkette ein, der langfristige Erfolg blieb damit jedoch aus, weshalb die Eintracht seit dem Re-Start im Mai vergangenen Jahres wieder in einer Formation mit drei Innenverteidigern aufläuft; und seit Dezember in abgewandelter Form.
Doch Hütter hat nicht nur dahingehend neuen Mut bewiesen, auch personell hat der Österreicher durchgegriffen - wenn auch zunächst nur zögerlich. So wurde Stefan Ilsanker über weite Strecken der Hinrunde dieser Saison trotz biederer Leistungen regelmäßig aufgestellt, mittlerweile muss sich der 31-Jährige allerdings mit dem Platz auf der Ersatzbank begnügen, weil Djibril Sow seit der Umstellung auf die Doppelzehn merklich besser in das Frankfurter Spiel eingebunden ist und sich Makoto Hasebe als sehr guter Nebenmann herausgestellt hat. Derweil überzeugt die Dreierkette auch in Abwesenheit des Japaners, Martin Hinteregger gibt nun den zentralen Mann und wird von Tuta und Evan N'Dicka flankiert.
Ein weiteres Beispiel für das Leistungsprinzip, das im Verlauf der Hinrunde Einzug erhalten hat: Erik Durm. Eigentlich galt der Neuzugang vom Sommer 2019 bereits als abgeschrieben, wurde an den ersten sieben Spieltagen nicht einmal für den Kader nominiert. Doch auf dem Trainingsplatz hat Durm 100 Prozent gegeben, sich ordentlich präsentiert - und siehe da: Seit seinem Einsatz gegen RB Lepizig am achten Spieltag stehen zwölf Startelfnominierungen in der Bundesliga zu Buche.
Mittlerweile hat sich Durm den Stammplatz als rechter Wingback erarbeitet, Almamy Touré und der flexible Aymen Barkok müssen sich hinter ihm einreihen. Apropos Barkok: Auch der Rückkehrer von Fortuna Düsseldorf hat eine neue Chance erhalten und kam in der Liga bereits 18 Mal zum Zug. Zwar wird er sich in den kommenden Monaten noch weiterentwickeln müssen, langfristig ist aber auch ihm zuzutrauen, dass er sich durchsetzen kann.
Neuer Mut tut Eintracht gut
Als die Eintracht zum Ende des Kalenderjahres 2020 um einen einstelligen Tabellenplatz gekämpft hat, konnte Hütter durchaus für seinen fehlenden Mut kritisiert werden. Allerdings hat der 51-Jährige unter Beweis gestellt, dass er auch durchgreifen kann, wenn es darauf ankommt. Genau von diesen Eigenschaften profitiert die Eintracht, die mit Hütter und Fredi Bobic über ein äußerst kompetentes Duo erfolgt, dessen Aufgabe noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Qualifikation für die Champions League wäre der Lohn einer derzeit herausragenden Saison - allerdings gilt es, die SGE endgültig zu einem Europapokalanwärter zu machen.