Eintracht-Vorstand Axel Hellmann: Leipziger Geschäftsmodell "eine Gute-Nacht-Geschichte"
Von Florian Bajus

Vor einer Woche wurde bekannt, dass Red Bull Bundesligist RB Leipzig Schulden in Höhe von 100 Millionen Euro erlassen hat. Stattdessen wurden die Gelder in Eigenkapital der RasenBallsport Lepizig GmbH umgewandelt. Für Axel Hellmann, Vorstandsmitglied von Eintracht Frankfurt, offenbart dieser Vorgang jedoch, dass in Leipzig nicht nachhaltiger gewirtschaftet wird als von den Verantwortlichen angepriesen.
Die Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital, wie es Red Bull laut dem jüngsten Jahresabschluss bei RB Leipzig getan hat, ist kein unübliches Verfahren. Das bestätigte auch Hellmann, von 2012 bis 2016 Finanzdirektor der Eintracht, gegenüber dem kicker. Rein rechtlich sei der Vorgang "nicht zu beanstanden", solange dieser "mit den Verbandsregeln, also insbesondere der 50+1-Regel, in Einklang steht", allerdings würden drei Makel im Leipziger Geschäftsmodell offensichtlich.
"Das Geschäftsmodell von RB Leipzig ist hochdefizitär und der sportliche Erfolg 'auf Pump' errichtet", sagt Hellmann. Zudem werde "mit der Umwandlung in Eigenkapital nicht nur die Bilanz 'optimiert', um gesetzliche oder verbandsrechtliche Anforderungen zu erfüllen, sondern Ziel ist es offensichtlich für die Zukunft 'Platz zu schaffen' für weiteres Fremdkapital, um die eigene sportliche Wettbewerbsposition national und international auszubauen."
Hellmann über RB-Modell: "Gute-Nacht-Geschichte" - Diskussionen um Leipziger 100-Millionen-Deal #SGE #EintrachtFrankfurt https://t.co/8ZrBZkCCnM
— kicker | Eintracht Frankfurt (@kicker_FRA) June 13, 2020
"Die gerne erzählte Geschichte, es handele sich bei den Zuwendungen des RB-Konzerns um eine Investition in ein sich tragendes Geschäftsmodell darf - Stand jetzt - als Gute-Nacht-Geschichte bezeichnet werden", so Hellmann weiter. Das Leipziger Modell unterscheide sich nicht von "den bei anderen europäischen Klubs engagierten Staatsfonds". Wie dies für den "Wettbewerbskosmos Bundesliga" zu bewerten sei, müsse jeder für sich selbst entscheiden.
Bereits am Montag verteidigte Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff den Schuldenerlass gegenüber BILD: "Die Umschuldung wurde im April 2019 beschlossen und vollzogen, um die Eigenkapitalquote zu steigern, den Klub so weiter zu stärken und um so national und perspektivisch auch international dauerhaft aufschließen zu können." Der Verein müsse "auch für die kommenden Jahre und Ziele handlungsfähig und krisenfest" sein, nicht zuletzt wegen der Corona-Krise habe sich dieser Vorgang "als absolut richtig herausgestellt", so der 44-Jährige.