Ein Spieler wird noch gestrichen: So begründet Nagelsmann seine Kader-Entscheidungen

  • Der Bundestrainer nominierte am Donnerstag 27 Spieler im vorläufigen EM-Kader
  • Ein Spieler wird noch aus dem Kader gestrichen
  • UEFA-Deadline am 7. Juni
Julian Nagelsmann bei der Kader-Bekanntgabe
Julian Nagelsmann bei der Kader-Bekanntgabe / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Julian Nagelsmann hat sich für das erwartete Spielerpersonal für die Heim-EM im Sommer entschieden. Der Bundestrainer verzichtete daher auch auf Leon Goretzka und Mats Hummels und setzt stattdessen auf den Kern der Spieler, die im März Frankreich und die Niederlande schlugen.

"Wir haben viele Dinge gleich gelassen, um weiterzuwachsen mit einer sehr guten Mannschaft."

Julian Nagelsmann

Im vorläufigen EM-Aufgebot, das Nagelsmann am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Berlin verkündete, stehen allerdings 27 Spieler. Nur 26 Akteuere dürfen am Ende im endgültigen Kader stehen. Bis zum 7. Juni muss das finale Aufgebot an die UEFA gemeldet werden.

Welcher Spieler wird gestrichen?

Heißt, ein Spieler aus dem vorläufigen Kader wird die EM verpassen. Der Bundestrainer entschied sich für vier Torhüter, neun Abwehrspieler, neun Mittelfeldspieler und fünf Angreifer. Auf der PK am Donnerstag machte er klar, dass es auf jeden Fall bei vier Keepern bleiben wird. Neuling Alexander Nübel hat damit sein Ticket genauso sicher wie Neuer, ter Stegen und Baumann. Der Bundestrainer wolle im Training vier Schlussmänner zur Verfügung haben, um besser arbeiten zu können. "Wir brauchen im Training eine gute Anzahl an Torhütern, um auch die Belastung zu verteilen", erklärte er.

Nagelsmann verriet auch, dass die Wackelkandidaten wissen, dass sie um eine EM-Teilnahme kämpfen müssen. Konkrete Namen wollte er aber nicht nennen.

Am wahrscheinlichsten ist daher, dass Nagelsmann noch einen Mittelfeldspieler oder Stürmer streichen wird. Zumal mit Sané, Musiala und Wirtz drei angeschlagene Spieler zum DFB-Team reisen werden. Bei dem Offensiv-Trio gab Nagelsmann aber Entwarnung und gab sich optimistisch, dass sie bei der EM eine zentrale Rolle spielen können.

"Wir probieren 26 passende Charakterzüge zusammenzufügen, damit eine Mannschaft entsteht. Wir haben schon vor dem Frankreich-Spiel Feedback eingeholt. Wie ist das Klima, wie ist das Miteinander? Da war die Rückmeldung sehr gut", so der Bundestrainer.

"Wenn man Toni Kroos umarmt, ist der wie Stahl. Unfassbarer Körper, nach wie vor."

Nagelsmann über den Real-Star

Nagelsmann schwärmt von Müller als "Connector"

Ein augenscheinlicher Streichkandidat ist TSG-Angreifer Maximilian Beier, der schon im März im Kader stand, allerdings nicht zum Einsatz kam. Während Havertz, Füllkrug und Undav gesetzt sein dürften, könnte auch Routinier Thomas Müller noch kämpfen müssen. Die Worte des Bundestrainers bei der PK lassen allerdings darauf schließen, dass der "Raumdeuter" bei der EM dabei ist. Nagelsmann bezeichnete ihn als "Connector", der ein wichtiges Bindeglied für die Mannschaft sei. "Er versteht sich mit jedem, spricht für die Mannschaft und gibt Feedback. Der verbindet viele Protagonisten."

Nagelsmann hob aber auch Müllers sportliche Qualitäten hervor und skizzierte Müllers voraussichtliche Rolle als Edeljoker. "Er ist einer mit einer großen Aktivität. Thomas ist auch gut von der Bank, er ist immer on fire, hat immer Lust auf Fußball. Er hat immer Aktionen, hat Momente, die besonders sind."

Nagelsmann über Nicht-Nominierungen von Goretzka & Hummels

Große Enttäuschung dürfte bei Leon Goretzka und Mats Hummels vorherrschen. Beide haben es nicht mehr ins Aufgebot geschafft. "Ich hatte mit beiden längere Gesprächen. Sie sind enttäuscht, das ist verständlich", erklärte Nagelsmann.

"Ich hatte schon als Vereinstrainer Probleme mit diesen Gesprächen, das ist nicht schön. Das habe ich nicht gerne gemacht. Man würde am liebsten alle mitnehmen. Am Ende muss ich als Cheftrainer eine Entscheidung im Sinne der Mannschaft treffen. Sie haben alles reingeworfen, damit sie dabei sind. Ich habe versucht, zu begründen, warum sie nicht mit dabei sind. Es ist verständlich, dass sie traurig sind. Es waren keine bösen Gespräche, aber natürlich gibt es angenehmere Gespräche im Leben", so der Bundestrainer weiter.

Insgesamt habe er nicht "jeden deutschen Spieler" angerufen, sondern sich auf diejenigen beschränkt, die unter seiner Zeit als Bundestrainer dabei waren. Die Gespräche seien sehr unterschiedlich verlaufen, erzählte Nagelsmann weiter. Das kürzeste habe nur etwas über eine Minute gedauert, das längste Gespräch über 20 Minuten. "Natürlich sind so Gespräche immer emotional. Es gibt unterschiedliche Charaktere. Manche sagen nichts, manche wollen eine Erklärung. Da ist es schwierig, sich vorzubereiten. Es tut mir weh, den Spielern abzusagen, aber das ist nicht böse", so Nagelsmann.


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