Ein Mann mit Prinzipien: Steffen Baumgart droht seinen Kredit zu verspielen
Von Franz Krafczyk
Der 1. FC Köln hat Steffen Baumgart viel zu verdanken. Dennoch liefert der 51-Jährige immer mehr Gründe dafür, nicht mehr der richtige Mann für die Geißböcke zu sein. Ein Kommentar.
Seit der Unterschrift von Steffen Baumgart spielte der 1. FC Köln plötzlich einen erfrischenden und leidenschaftlichen Offensivfußball. Der gebürtige Rostocker formte aus einem Abstiegskandidaten ein Team, das wie auf Knopfdruck um die internationalen Plätze mitspielen konnte - und diese in seiner ersten Saison auch erreichte.
In seiner dritten Saison ist von dem typischen 'Baumgart-Fußball' nicht mehr viel zu sehen. Der Effekt scheint wie abgeflacht, der einst so torgefährliche Effzeh ist plötzlich mit nur neun Toren nach zwölf Spielen die harmloseste Mannschaft der Liga. Dass das Gründe hat, für die Baumgart nichts kann, wie beispielsweise die wirtschaftliche Situation des Vereins und die damit verbundenen (nicht getätigten) Transfers, ist klar. Dass er die Mannschaft aber nicht mehr so erreicht wie an Tag eins, ist ebenfalls nicht abzustreiten. Das belegen Fakten wie die deutlich zurückgegangene Laufleistung sowie das fehlende Anlaufen, das die Kölner lange auszeichnete.
Wer Steffen Baumgart in den letzten Jahren beobachtet hat, weiß, dass er zu seiner Meinung steht und wirklich viel zusammenkommen muss, damit er von dieser abrückt. Das zeigt zum einen der Fakt, dass er nur deutschsprachige Spieler verpflichten lässt, was er mit seinen fehlenden Englischkenntnissen rechtfertigt. Anstatt einen Englischkurs zu belegen, grenzt er den Pool an Spielern, die der 1. FC Köln verpflichten kann, lieber weiter ein. Und dieser ist aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen des Vereins ohnehin stark eingeschränkt.
Festgefahren zeigte sich Baumgart kürzlich auch in der Debatte um Nachwuchsspieler Justin Diehl. Da der junge Offensivmann seinen im Sommer auslaufenden Vertrag offenbar nicht verlängern möchte, verzichtet Baumgart darauf, ihn in der ersten Mannschaft einzusetzen. Mit seiner Unbekümmertheit und der Torgefahr, die er aktuell nur in der Regionalliga West unter Beweis stellen darf, wirkt Diehl reif genug, um auch eine Soforthilfe für die Bundesliga sein zu können. Der Effzeh befindet sich in einer Situation, in der er alle ihm zu Verfügung stehenden Mittel nutzen sollte, um die Torflaute und den daraus folgenden Abstieg zu vermeiden. Baumgart scheint seine Haltung aber wichtiger zu sein als das Wohl des Vereins.
Sicherlich wäre es von der Vereinsseite aus das falsche Zeichen, sich nun von Baumgart zu trennen. Sollten sich die Ergebnisse bis Weihnachten aber nicht bessern, dürften sich die Verantwortlichen am Geißbockheim aber so langsam aber sicher Gedanken machen. Seinen hohen Kredit droht Baumgart aktuell immer mehr zu verspielen.
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