Eden Hazard: Vernichtendes Urteil vom belgischen Nationaltrainer
Von Guido Müller
Der "Fall Eden Hazard" (wahlweise auch: der tiefe Fall des Eden Hazard) wird vielleicht einmal als Musterbeispiel dafür in die Geschichte eingehen, wie eine einzige (falsche) Entscheidung die Karriere eines Spielers ruinieren kann. Denn seit dem aufsehenerregenden Wechsel zu Real Madrid vor zwei Jahren ist der offensive Mittelfeldspieler nur noch ein Schatten seiner Zeit beim FC Chelsea. Jetzt ist er an einem weiteren Rekordtief angekommen.
Und damit ist nicht so sehr seine Auswechslung beim (unbedeutenden) WM-Quali-Spiel der Belgier gegen Estland (3:1 für die Roten Teufel) am vergangenen Samstag gemeint.
Auch nicht die Tatsache, dass er nach dem Spiel vom belgischen Verband die Erlaubnis bekam, vorzeitig die Konzentration der belgischen Auswahl zu verlassen (gegen Wales, drei Tage später, stand er nicht mehr im Kader).
Vielmehr müsste dem einstigen Mega-Crack zudenken geben, was mittlerweile über ihn gesagt wird. Zwar ist jedem Fußball-Fan, der Hazards Geschicke verfolgt, seit einiger Zeit aufgegangen, dass er weit von seiner Bestform entfernt ist. Galaktisch weit, sozusagen.
Doch gewinnen gewisse Äußerungen aus seinem unmittelbaren sportlichen Umfeld - in diesem Fall die belgische Nationalelf betreffend - schon rein deshalb an Wucht, weil sie einfach ausgesprochen werden.
Roberto Martínez: "Nicht in der Lage, zwei Spiele in Folge zu bestreiten!"
So berichtete Hazards Nationalmannschafts-Kollege Axel Witsel im Nachgang der beiden letzten Spiele der Belgier, dass Nationaltrainer Roberto Martínez gesagt habe, Hazard sei momentan nicht in der körperlichen Verfassung, um zwei Spiele hintereinander zu bestreiten. (via marca.com)
Tatsächlich hat es der 30-Jährige in der aktuellen Spielzeit nicht mal geschafft, ein einziges (!) Spiel über neunzig Minuten zu bestreiten. Weder mit Belgien, noch mit Real Madrid. Am längsten stand der Belgier beim Auswärtsspiel der Königlichen beim FC Valencia (78 Minuten) auf dem Platz.
Drei Tage später, beim 6:1-Kantersieg gegen Mallorca, blieb er erneut ohne Einsatz. In den darauffolgenden sechs Spielen summierte sich seine Gesamteinsatzzeit auf beschämende 68 Minuten. Fast überflüssig zu erwähnen, dass er den dazwischenliegenden Clásico in Gänze von der Bank verfolgen durfte.
Benteke: "Er vermeidet den direkten Körperkontakt!"
Und wenn ein Spieler erstmal derart von der Bildfläche verschwunden ist, kann es nicht verwundern, dass selbst weniger talentierte Kollegen sich schon anmaßen, über ihn zu urteilen. So sagte Christian Benteke kürzlich: "Hazard vermeidet den direkten Körperkontakt!"
Zwar relativierte der belgische Nationalstürmer seine Worte noch ein wenig dahingehend, dass dies "nach solch einem Verletzungshistorial normal" sei, und Hazard auch nicht mehr "fünf bis sechs Spieler pro Spiel umdribbeln" müsse, um ein gutes Spiel zu machen, weil "er sich jetzt intelligenter auf dem Platz" bewege.
Doch natürlich müssen solche Urteile einen Ausnahmespieler wie Eden Hazard tief ins Mark treffen. Wie heißt es so schön (oder unschön): Neid muss man sich erarbeiten - Mitleid bekommt man geschenkt. Tiefer kann Eden Hazard fast nicht mehr fallen.