Zwischen Edelfan auf der Bank und Klopp-Nachfolger: Das ist BVB-Coach Edin Terzic

Mit Edin Terzic steht ein international noch eher unbekannter Trainer im Champions-League-Halbfinale. 90min.de stellt den 41-Jährigen einmal etwas näher vor.
Edin Terzic
Edin Terzic / BSR Agency/GettyImages
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Mit Edin Terzic steht bei Borussia Dortmund ein Trainer an der Seitenlinie, dem man die Emotionalität und Hingabe zu seinem Arbeitgeber nicht absprechen kann. Der 41-Jährige stand schon in jungen Jahren als Fan auf der berüchtigten Dortmunder Südtribüne und ist bereits seit 2010 beim BVB tätig. Dort begann er als Scout und arbeitete sich vom Jugendtrainer bis zum Cheftrainer hoch. In der Öffentlichkeit und im eigenen Fanlager wird Terzic jedoch zunehmend kritisch gesehen.

Doch der Reihe nach: Nach der Entlassung von Lucien Favre wurde Terzic im Dezember 2020 erstmals interimsweise Cheftrainer des BVB. Da der junge Trainer in den drei Spielen bis zur Winterpause überzeugte, schenkten ihm die Verantwortlichen das Vertrauen und gaben ihm einen Vertrag bis zum Saisonende. Zwar hatte sich Terzic nach der erfolgreichen Aufholjagd mit dem dritten Platz und dem Gewinn des DFB-Pokals für einen längeren Vertrag beworben, doch der BVB entschied sich frühzeitig für die Verpflichtung von Marco Rose ab Sommer 2021.

Nach Roses Übernahme arbeitete Terzic als Technischer Direktor weiter im Hintergrund, löste ihn aber wegen ausbleibender Erfolge bereits zur Saison 2022/23 ab und unterschrieb bis 2025. In seiner ersten Saison nach der Rückkehr auf die Trainerbank machte sich Terzic fast unsterblich: Unter dem Deutsch-Kroaten hatte der BVB die große Chance, erstmals seit elf Jahren wieder Deutscher Meister zu werden. Doch am letzten Spieltag versagten den Schwarz-Gelben beim vermeintlich leichten Heimspiel gegen Mainz (2:2) die Nerven, und der BVB wurde in letzter Minute noch vom FC Bayern überholt.

Von einem solchen Drama ist der BVB in dieser Saison weit entfernt. Im Gegenteil: Die Dortmunder werden die Saison wohl auf einem enttäuschenden fünften Platz beenden. Dass der von den Medien heftig kritisierte Terzic überhaupt noch im Amt ist, lässt sich wohl nur mit dem guten Abschneiden in der Champions League begründen. Terzic führte seine Mannschaft, die in der Königsklasse ein ganz anderes Gesicht zeigte, in der schweren Gruppe mit PSG, Milan und Newcastle zum Gruppensieg und meisterte auch in der K.o.-Runde die beiden Hürden PSV Eindhoven und Atlético Madrid.

Die Verantwortlichen um Sportdirektor Sebastian Kehl und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärten bereits mehrfach, mit der Entwicklung in dieser Saison nicht zufrieden zu sein. Allerdings wurden dabei meist die Spieler in die Verantwortung genommen, während Terzic weitestgehend der Rücken gestärkt wurde.

Während sich die Spieler sicherlich wieder steigern müssen, muss sich Terzic aber auch vorwerfen lassen, dass unter ihm selten eine wirkliche Spielidee zu erkennen war. Gerade gegen spielstarke Konkurrenten wie den VfB Stuttgart oder RB Leipzig waren die Dortmunder in dieser Saison teilweise chancenlos und zeigten im Spielaufbau gegen hochstehende Gegner große Mängel.

Mit der Ankunft von Nuri Sahin und Sven Bender als neue Assistenten im Januar 2024 wurde die Idee bei eigenem Ballbesitz angepasst - und mit Ian Maatsen ein spielstarker Außenverteidiger verpflichtet. Positive Entwicklungen waren seither immer wieder zu sehen. Eine echte Konstanz bringt der BVB aber weiter nicht auf den Platz.

Sollte der BVB nun gegen PSG ausscheiden und damit auch den letzten möglichen Titel verspielen, könnten die Stimmen gegen Terzic wieder lauter werden. Mit Sahin stünde ein möglicher Nachfolger bereits in den Startlöchern...