Düsseldorf taumelt dem Abstieg entgegen - die Fortuna hat den Klub längst verlassen
Von Florian Bajus

Im Tabellenkeller der Bundesliga baut der Showdown zwischen Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen mächtig Spannung auf. Die aus Düsseldorfer Sicht verkorkste Saison könnte mit dem direkten Abstieg enden, dabei wäre unter Umständen sogar ein einstelliger Tabellenplatz möglich gewesen. Doch die Glücksgöttin Fortuna hat den Klub längst verlassen.
Man kann Uwe Rösler eigentlich keinen Vorwurf machen. Der 51-Jährige heuerte Ende Januar in Düsseldorf an, beerbte Kult-Trainer Friedhelm Funkel und machte von Anfang an klar, dass er an den Klassenerhalt glaubt. Wurde er dafür ob der Leistungen vor Funkels Entlassung an mancher Stelle belächelt, so hat er im Handumdrehen bewiesen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Im 3-5-2 ist Düsseldorf nur schwer zu knacken, der kompakten Defensive gelingt es in vielen Spielen, dem Gegner den Zahn zu ziehen. Mit dem Ball ist wieder Tempo im Spiel, Chancen werden sich in Hülle und Fülle erarbeitet. Doch zu oft fehlt das i-Tüpfelchen: Ein gutes Ergebnis.
24 Punkte hat die Fortuna in dieser Saison bereits verspielt - und das auf kurioseste Art und Weise. Ende Februar reichte gegen Hertha BSC nicht einmal eine 3:0-Pausenführung für den Sieg, nach 90 Minuten gingen beide Mannschaften mit einem 3:3-Remis vom Feld. Eine Woche später gab es auch gegen den FSV Mainz nur ein Unentschieden (1:1), weil von 20 Torschüssen nur ein einziger im Tor der Rheinhessen landete. Nach dem Re-Start traf die Rösler-Elf im Kellerduell gegen den SC Paderborn ganze vier Mal das Aluminium, am Ende stand ein 0:0 zu Buche. Gegen den 1. FC Köln wurde eine 2:0-Führung in der Nachspielzeit verspielt (2:2), auch gegen die TSG Hoffenheim gelang trotz zwischenzeitlicher 1:0-Führung und knapp 80 Minuten langer Überzahl nur ein Unentschieden (2:2).
Haalands später Knockout macht Rösler sprachlos
Noch härter traf die Fortuna das Heimspiel gegen Borussia Dortmund am Samstag. Der BVB blieb über weite Strecken harmlos, Düsseldorf wurde zum Schluss mutiger und hatte durchaus gute Chancen, scheiterte unter anderem zwei Mal am Pfosten. Doch es kam, wie es kommen musste: In der fünften Minute der Nachspielzeit köpfte Erling Haaland Dortmund zum Sieg. Wieder gingen Uwe Rösler und die Seinen leer aus.
""Ich bin nicht oft sprachlos, aber heute bin ich es""
- Uwe Rösler
"Ich bin nicht oft sprachlos, aber heute bin ich es", konstatierte Rösler nach dem Spiel (zitiert via bundesliga.com). "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir sind fast neun Kilometer mehr gelaufen. Der BVB war im Umschalten kreuzgefährlich, aber wir haben wenig zugelassen - bis auf das Tor. Wir wollten im Spiel bleiben und dann zuschlagen. Leider haben wir uns nicht belohnt."
Mit Pech haben die vielen Punktverluste freilich nichts zu tun. Ist der Kader nicht gut genug für die Bundesliga? Reichen die Kräfte nicht aus, um über 90 Minuten konsequent zu verteidigen? Lassen die Spieler locker, weil sie glauben, die Punkte sind bereits gewonnen? Es gilt, die Ursachen schnellstmöglich zu finden und gegen sie anzukämpfen. Viel Zeit bleibt dem Trainerstab aber nicht mehr.
Fortuna braucht endlich ein Erfolgserlebnis
Drei Spiele stehen der Fortuna noch bevor. Unter der Woche wartet RB Leipzig, im Anschluss lauten die Gegner FC Augsburg und Union Berlin. Während gegen die Leipziger kaum Punkte zu erwarten sind, ist Zählbares in den letzten beiden Partien Pflicht - und definitiv im Bereich des Möglichen. Vorausgesetzt, die erspielten Chancen werden effizienter verwertet und die Konzentration im Spiel gegen den Ball wird bis zum Schlusspfiff hochgehalten.
Der Abstiegskampf ist ein hausgemachtes Problem. Hätte die Mannschaft nur die Hälfte der verspielten Punkte nicht verloren, würde sie mit 40 Punkten auf einem entspannten neunten Tabellenplatz stehen. So aber stehen nur 28 Zähler und der Relegationsplatz zu Buche, den man nur aufgrund der leicht besseren Tordifferenz gegenüber Werder Bremen (-28 gegenüber -29 bei Werder) behält. Sollte der Klassenerhalt misslingen, wird man sich noch in einigen Jahren fragen, was in dieser Saison alles schiefgelaufen ist. Vermeidbar wäre er definitiv gewesen.