Drittes Achtelfinal-Aus in Folge für Real Madrid? Nicht mit Sergio Ramos!
Von Guido Müller
Nach dem schwer erkämpften Liga-Heimsieg gegen Elche (2:1) will Real Madrid heute Abend gegen Atalanta Bergamo (21.00 Uhr) auch in seinem Lieblingswettbewerb Champions League einen weiteren Schritt Richtung titelgekrönter Saison machen. Die Königlichen können dabei auf ihren Talismann Sergio Ramos bauen.
Der stand am Samstag gegen den Aufsteiger für eine Stunde auf dem Platz - und sah von der Bank aus, wie sein Kollege Benzema per Doppelpack wieder einmal die Kastanien aus dem Feuer holte. Ramos' Präsenz auf dem Platz - vor allem in den großen Spielen der Königsklasse - ist fast schon eine Garantie zum Weiterkommen.
Denn die letzten beiden vorzeitigen Ausscheiden der blancos (im vergangenen Jahr gegen Manchester City im Achtelfinale, sowie ein Jahr zuvor gegen Ajax) haben einen gemeinsamen Nenner: Ramos war in den jeweiligen Rückspielen nicht mit von der Partie.
Beide Male übrigens nicht aufgrund einer Verletzung. 2020 sah der Capitano im Hinspiel (im damals mit 75.000 Zuschauern noch gut besuchten Bernabéu-Stadion) in der 86. Minute die Rote Karte (wegen einer Notbremse gegen Gabriel Jesus) - und musste beim wegen Corona erst ein halbes Jahr später stattfindenden Rückspiel im (leeren) Etihad-Stadium zusehen, wie seine Kollegen vergeblich versuchten, den Rückstand noch zu drehen.
Konnte er den Platzverweis aus dem Hinspiel zu einem Gutteil auf einen vorherigen Fehler seines Kollegen Casemiro schieben, musste Ramos sein Fehlen im Achtelfinal-Rückspiel ein Jahr zuvor, gegen Ajax Amsterdam, ganz allein auf sein Konto nehmen.
Von einer Gelbsperre bedroht, die ihn womöglich im (bereits eingeplanten) Viertelfinal-Hinspiel hätte zusehen lassen, wollte Sergio Ramos cleverer als alle anderen sein - und handelte sich absichtlich in den Schlussminuten des Hinspiels in der Amsterdam Arena (beim Stande von 2:1 für die Madrilenen) eine Verwarnung ein.
Das Kalkül: die Sperre im nur noch als Formalie angesehenen Rückspiel gegen die Holländer absitzen, um dann unbelastet ins Viertelfinale gehen zu können. Doch der Schuss ging mal kräftig nach hinten los: im Rückspiel überfuhr die von Erik ten Hag trainierte Ajax-Mannschaft die Hausherren mit sage und schreibe 4:1 - und kam anstelle der Königlichen ins Viertelfinale.
Seit 2015 ist Real Madrid mit Sergio Ramos auf dem Platz nicht mehr ausgeschieden
Das letzte Ausscheiden Reals mit Sergio Ramos auf dem Platz datiert aus dem Jahre 2015, als Juventus Turin ein 2:1-Sieg im Juventus-Stadium und ein 1:1 im Rückspiel zum Einzug ins Finale von Berlin reichte.
Eine weitere Statistik weist wie kaum eine andere die Bedeutung von Ramos' Anwesenheit auf dem Platz in Champions-League-Spielen aus: mit ihm auf dem Feld verlor Real Madrid von insgesamt 107 Spielen lediglich 16, was einen Anteil von 14,9 Prozent ergibt. (Quelle: marca.com)
Nur auf die letzten 25 Champions-League-Spiele der Madrilenen bezogen, verlor Real mit Ramos lediglich zwei Spiele: besagtes Hinspiel im letztjährigen Achtelfinale gegen Manchester City sowie das Gruppenspiel gegen Tottenham Hotspur in der Saison 2018/19.
Odense schafft im Dezember 1994 die Sensation - und wirft Real vor eigenem Publikum aus dem UEFA-Cup!
Gesamthistorisch ist Real Madrid überhaupt nur zweimal aus dem Europapokal ausgeschieden, nachdem es das Auswärtshinspiel gewonnen hatte. Neben dem bereits angesprochenen Aus gegen Ajax vor zwei Jahren, gab es in der UEFA-Cup-Saison 1994/95 ein auch heute noch als sensationell einzustufendes K.o. gegen die Halbprofis von Odense BK aus Dänemark.
Das Hinspiel im hohen Norden hatte die von Jorge Valdano trainierte Elf durch Tore von Zamorano, Amavisca und Laudrup mit 3:2 gewonnen. Im Rückspiel schien man dann diesen Vorsprung ohne große Anstrengung nur noch über die Zeit bringen zu wollen - und wurde dafür in den Schlussminuten bitter bestraft. Mit 2:0 gewann der krasse Außenseiter im gerade mal zur Hälfte gefüllten Bernabéu-Stadion und erreichte völlig unerwartet das Viertelfinale.
Ein kleiner Junge von acht Jahren aus Camas, bei Sevilla, ging an jenem Dezemberabend 1994 weinend ins Bett. Nicht ahnend, dass es danach fast ein Vierteljahrhundert dauern würde, bis Real - mit ihm auf dem Feld - ein vergleichbarer Fehltritt unterlaufen würde.