Dreimal Verlängerung: Das Olympia-Viertelfinale im Frauenfußball im Überblick

Die DFB-Frauen sind im Elfmeterschießen gegen Kanada weitergekommen. Auch in zwei anderen Spielen gab es Verlängerung - der große Favorit stand kurz vor dem Ausscheiden.
Erleichterung pur: Trinity Rodman schoss die USA ins Halbfinale
Erleichterung pur: Trinity Rodman schoss die USA ins Halbfinale / Marc Atkins/GettyImages
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Die vier Halbfinalisten der Olympischen Spiele im Frauenfußball stehen fest: Neben den DFB-Frauen haben sich die USA, Weltmeister Spanien und Brasilien qualifiziert. Knapp war es dabei in jedem Viertelfinale: Nur Brasilien musste nicht über die längere Distanz und in die Verlängerung gehen - aber die Nachspielzeit von 16 Minuten gegen Frankreich war auch schon lang genug. Die Spiele im Überblick.

USA - Japan: 1:0 nach Verlängerung

Die USA hatten eine sehr starke Gruppenphase hingelegt und sich mit drei Siegen für das Viertelfinale qualifiziert. Gegen Japan, ein spielstarkes und gut organisiertes Team, würde die Aufgabe aber schwerer als zuvor werden. So viel war schon im Vorhinein zu ahnen.

Und tatsächlich taten sich die Stars and Stripes im ersten Viertelfinale nicht ganz leicht. In Paris dominierten die USA zwar den Ballbesitz. Aber das Pass-zu-Schuss-Verhältnis ließ deutlich zu wünschen übrig. Weder die USA, noch Japan brachten einen wirklich gefährlichen Torschuss zustande. Die Japanerinnen standen kompakt, aber konnten nach vorne nicht wirklich Nadelstiche setzen. So ging es in die Verlängerung.

US-Trainerin Emma Hayes wechselte kaum - eine riskante Strategie, die sich aber auszahlte. Trinity Rodman rettete die USA mit einer starken Einzelaktion: Die Stürmerin, bisher eines der Gesichter der Olympischen Spiele, zog einfach mal aus der Distanz ab - 1:0 (105.) Japan wurde auch danach nicht gefährlicher, sodass den USA ein genialer Moment für den Einzug ins Halbfinale reichte.

Spanien - Kolumbien: 4:2 nach Elfmeterschießen

Salma Paralluelo, Aitana Bonmati
Jubel bei Spanien: Aitana Bonmati verwandelte den entscheidenden Elfmeter / Claudio Villa/GettyImages

Lange Zeit sah es in Lyon nach der größten Überraschung des Turniers aus: Außenseiter Kolumbien ging gegen den großen Favoriten aus Spanien schon in der zwölften Minute durch Mayra Ramirez in Führung. Spanien wurde danach drückend überlegen, spielte den Ball gefällig um die heiße Zone herum, aber kam zu kaum gefährlichen Schüssen.

Und in der zweiten Halbzeit kam es noch schlimmer: Leicy Santos schraubte per Abstauber auf 2:0. Spanien fiel wenig ein, Kolumbien blieb bei Konterangriffen gefährlicher. Ramirez hatte kurz nach dem 2:0 die Riesenchance, den Deckel drauf zu machen. Die Chelsea-Stürmerin setzte sich stark gegen zwei Verteidigerinnen durch - aber ihr Schuss geriet viel zu zentral.

So kam Spanien doch nochmal ran: Jenni Hermoso konnte nach einer Flanke auf 1:2 stellen. Die Spannung war mit den Händen zu greifen. Wegen einiger kolumbianischer Verletzungen, unter anderem der von dem großen Talent Linda Caicedo, wurde ordentlich Nachspielzeit gegeben. Und die nutzte Spanien: Paredes machte ihren Fehler beim 0:2 wieder wett und traf aus kürzester Distanz (90.+7).

Bei Kolumbien gingen sichtbar die Körner aus, aber in der Verlängerung traf Spanien nicht nochmal. So ging es ins Elfmeterschießen. Kolumbien zeigte dort trotz der Anfeuerungsrufe ihrer Fans Nerven, schon der erste Schuss ging daneben. Spanien blieb cool und feierte so nach großen Schreckmomenten doch den Einzug ins Halbfinale. Aber mit einer ähnlichen Leistung wird es dort wohl schwierig.

Deutschland - Kanada: 4:2 nach Verlängerung

Ann-Katrin Berger
Spielerin des Spiels: Ann-Katrin Berger / Alex Livesey/GettyImages

Ein Kuriosum dieses Viertelfinales: Mit Deutschland gegen Kanada ging auch das dritte Viertelfinale in die Verlängerung. Und auf dem Spielblatt stand am Ende genau das gleiche Ergebnis wie bei Spanien vs. Kolumbien: 4:2 nach Elfmeterschießen. Die vorherigen 120 Minuten in Marseille waren dabei aber weit weniger turbulent.

In einem insgesamt fahrigen und wenig hochklassigen Spiel waren weder die Nordamerikanerinnen noch die DFB-Frauen besonders gefährlich. Kanada verzeichnete in der zweiten Halbzeit ein Übergewicht und einige gute Chancen, Deutschland wirkte nach Standards etwas gefährlicher. Vor allem die Kanadierinnen Evelyne Viens und Adriana Leon strahlten Torgefahr aus.

Ann-Katrin Berger war aber auf ihrem Posten. In der Verlängerung leistete sich die deutsche Nummer 1 einen großen Patzer, als sie den Ball zu leicht an Viens verschenkte. Hegering konnte aber noch gerade so dazwischenspritzen. Da Sydney Lohmann eine gute Chance liegen ließ, ging es ins Elferschießen.

Dort wurde Berger zur Matchwinnerin, die 33-Jährige hielt zwei (eher schwache) kanadische Elfer und verwandelte den letzten Strafstoß sogar selbst. Als "Maschine" wurde sie danach von den Kolleginnen gefeiert. Jetzt geht es für Deutschland gegen die USA, wo eine bessere Leistung als beim 1:4 in der Gruppenphase her muss.

Brasilien - Frankreich: 1:0

Brasilien konnte als einziges Team einen Sieg über 90 Minuten feiern. Wobei, ein wenig mehr als 90 Minuten waren es dann doch, denn die Nachspielzeit fiel mit 16 Minuten recht großzügig aus. Die Gastgeberinnen aus Frankreich scheiterten wie schon bei der WM 2019 früher als erhofft - wieder kein Podiumsplatz für die unterm Strich enttäuschenden Französinnen.

Für sie war es das letzte Spiel mit Trainer Hervé Renard, der nach Olympia seinen Hut nimmt. Frankreich verpasste in der 16. Minute per Elfmeter die große Chance zur Führung. Brasiliens Torhüterin Lorena, bisher eine der Spielerinnen des Turniers, zeigte eine Glanzparade. Im Anschluss zeigte Frankreich, trotz lauter Unterstützung von den Rängen, nicht genug gefährliche Aktionen.

Les Bleues bestimmten das Spiel, aber das Tor erzielte Brasilien: Gabi Portilho wurde in der 82. Minute per schönem Steilpass in Szene gesetzt und ließ sich die Chance nicht nehmen. Frankreich erholte sich davon nicht mehr. Brasilien spielt nun im Halbfinale gegen Spanien - auch Marta ist nach ihrer Rotsperre wieder dabei.