Diese HSV-Spieler könnten (oder sollten) im Winter den Verein verlassen
Von Guido Müller
In gut einem Monat öffnet das Winter-Transferfenster. Zeit für jeden Klub, Spieler auszusortieren und neue zu holen. Wenn denn das Geld dafür reicht. Auch beim HSV werden sie nicht um diese winterliche Bestandsaufnahme herum kommen. Wir sind die Abgangs-Kandidaten mal durchgegangen.
1. Gideon Jung
Ganz vorne auf der Liste: Gideon Jung. Irgendwie kommt man bei der Analyse des U21-Europameisters von 2017 immer wieder auf denselben Zeitpunkt als Anfangsmoment seines bis heute anhaltenden Abstiegs: nämlich den seiner schweren Knie-Verletzung im Sommer 2018.
Selbige ließ den Spieler fast die komplette Spielzeit 2018/19 (die erste des HSV im Unterhaus) verpassen. Doch fast noch schlimmer war die Erkenntnis, dass er danach nie wieder das vorherige Niveau erreichen konnte. In der vergangenen Spielzeit war er mit Stockfehlern, Passungenauigkeit, Stolperern und mangelnder Schnelligkeit ein fast permanenter Unsicherheitsfaktor.
Nur seine hartnäckige Weigerung, die Tapeten zu wechseln, verhinderten in diesem Sommer einen Abgang. Aufgrund seines gut dotierten Vertrags (noch aus Erstligazeiten) ist es deshalb auch alles andere als sicher, dass er im Winter gehen wird. Sein Vertrag in Hamburg läuft noch bis 2022.
2. Jonas David
Ebenfalls als verzichtbar hat sich Eigengewächs Jonas David entpuppt. Seine Leihe zu den Würzburger Kickers, mit denen er den Aufstieg in die Zweite Liga schaffte, hat leider nicht für den erhofften Qualitätssprung gesorgt. Für Daniel Thioune spielt David mittlerweile keine Rolle mehr. In den letzten vier Partien stand der Abwehrspieler nicht einmal mehr im Kader der Rothosen.
Im Sommer noch mit einem neuen Vertrag (bis 2024) ausgestattet, dürften für David die Tage beim HSV dennoch vorerst gezählt sein. Bei entsprechendem Angebot wird man dem gebürtigen Hamburger wohl keine Steine in den Weg legen. Sollte das nicht kommen, könnte eine abermalige Leihe - verbunden mit dem Prinzip Hoffnung - den Ausweg aus der festgefahrenen Lage bieten.
3. Josha Vagnoman
Ähnliches gilt auch für Josha Vagnoman. Seit Jahren gibt es einen Teil der Anhängerschaft, die in ihm ein großes Talent sehen. Ich teile diese Sichtweise mittlerweile nicht mehr. Aus seinen durchaus vorhandenen Stärken (Physis, Athletik) macht Vagnoman schlichtweg viel zu wenig.
Ihn vielleicht mal auf der Position des Innenverteidigers aufzustellen, ist auch noch keinem HSV-Trainer eingefallen. Da er für die Außenbahn aber nicht geeignet ist (weil zu defizitär in der Kategorie Flankenschlagen), findet sich einfach keine Position für ihn. Auch sein Vertrag wurde in diesem Jahr bis 2024 verlängert.
4. David Kinsombi
Auch ein David Kinsombi hat mittlerweile genug Chancen bekommen, sich zu beweisen. Nutzen konnte er sie bislang nicht. Das Problem hier: ein ebenfalls gut dotierter Vertrag (bis 2023), der andere Klubs Abstand von seiner Verpflichtung nehmen lässt.
5. Bakery Jatta
Bakery Jatta stellt in diesem Zusammenhang einen beinahe schon tragischen Fall dar. Nach der Sportbild-Affäre über seine Identität versammelte sich der ganze Klub in einem kollektiven Schulterschluss hinter dem Spieler. Doch das hatte damals weniger mit Fußball als mit ethischen Werten zu tun. Rein sportlich gesehen muss man mittlerweile konstatieren: seit zwei Jahren entwickelt sich Jatta (noch bis 2024 an den HSV gebunden) nicht nur nicht weiter - sondern gefühlt sogar zurück.
6. Sonny Kittel
Was leider auch für einen Sonny Kittel gilt. Wenn man sich des Kittels zu Beginn der letzten Saison erinnert, und ihn mit dem heutigen vergleicht, scheint man über zwei verschiedene Spieler zu reden. Doch von dem frech und mit viel Spielwitz auftretenden Stürmer ist rein gar nichts mehr zu sehen. Erschreckende Körpersprache im Spiel gegen den Ball, völlig fehlende Dynamik mit dem Ball - in dieser Form ist Kittel mehr Belastung denn Verstärkung. Auch sein Vertrag endet im Sommer 2023.
7. Xavier Amaechi
Dann hätten wir da noch einen Xavier Amaechi. Als der aus der Jugend des FC Arsenal geholt wurde, dachten schon wieder einige an Kevin Keegan. Doch mit den Vorschusslorbeeren hat man dem Spieler wohl keinen Gefallen getan. Fakt ist: auch nach mittlerweile eineinhalb Jahren ist der junge Engländer noch nicht beim HSV angekommen.
Selbst in der Zweiten Mannschaft (Regionalliga Nord) konnte sich der Außenstürmer selten von seinen Kollegen abheben. Eine erneute Leihe, wenn man denn weiterhin die Hoffnung hegt, dass er nochmal explodiert, wäre hier ebenfalls sinnvoll. Lukrative Transfer-Angebote, die aus dem Deal ein gutes Geschäft machen würden (immerhin legte der HSV für ihn 2,5 Millionen auf den Tisch) wird es sowieso keine geben.
8. Bobby Wood
Der Traum, Bobby Wood, und sei es sechs Monate vor seinem Vertragsende, abgeben zu können, ist bei mir auch schon lange ausgeträumt. Bis zum Sommer 2021 wird sich der US-Amerikaner jeden einzelnen Cent seines üppigen Jahresgehaltes auszahlen lassen.
Bei Lukas Hinterseer bin ich, im Gegensatz zu vielen Fans, nicht der Meinung, ihn unbedingt abgeben zu müssen. Außer natürlich, das entsprechende Angebot wäre im Bereich des Unmoralischen. Was sich aber per se ausschließt. Es könnte ja sein, dass Torjäger Simon Terodde sich irgendwann verletzt (oder seinerseits in ein Formloch fällt) - mit Hinterseer hätte man dann einen halbwegs gleichwertigen Ersatz parat.