Diese Elf bringt HSV-Fans zur Weißglut
Von Guido Müller
Manche Spieler bringen die Fans einfach zur Weißglut. Sei es, weil sie beim Gegner spielen - und dem eigenen Klub regelmäßig "einschenken", sei es, weil sie zwar die Farben des geliebten Vereins tragen, sich aber partout nicht in das Kollektiv einfügen wollen. In diesem Sinne haben natürlich auch die HSV-Fans so ihre Spezis. Wir stellen mal eine Mannschaft auf, die wohl für die meisten Anhänger im Volkspark eher ein Gräuel wäre.
1. Tim Wiese
So etwas wie die personifizierte Antithese zum HSV. Und das nicht nur, weil er zwischen 2005 und 2012 für den Erzrivalen aus Bremen zwischen den Pfosten stand. Nein, Wiese besaß auch noch die "Frechheit", im Mai 2009 das zweite von insgesamt vier Aufeinandertreffen der beiden Teams (binnen 19 Tagen!) fast im Alleingang zu entscheiden. Seine drei parierten Elfmeter im DFB-Pokalhalbfinale ebneten Grün-Weiß den Weg ins Finale von Berlin.
Doch fast noch wütender dürften die HSV-Fans Wieses Schmähgesänge nach dem Liga-Spiel (dem letzten Akt jenes 19-tägigen Mehrteilers) gemacht haben. Mit Mikro in der Hand und gepuscht von seinen Fans im Weserstadion sang Wiese lauthals über den "Sch...HSV". Der Brutalo-Tritt gegen Ivica Olic ein Jahr zuvor war da fast schon wieder in Vergessenheit geraten...
2. Dennis Diekmeier
173 Liga-Spiele für den HSV - und kein Tor. Doch das allein kann es nicht gewesen kann, das die Zuschauer im Volkspark regelmäßig aufstöhnen und seufzen ließ, wenn der Rechtsverteidiger am Ball war. Vielleicht haben einige Fans einfach nur die Latte zu hoch gelegt und den soliden und stets mit guter Einstellung vorangehenden Kicker einfach zu sehr mit Kalibern eines Manfred Kaltz verglichen. Da konnte Diekmeier, zumal in einer der dunkleren Epochen des Klubs, natürlich nur verlieren...
3. Paul Scharner
Der Österreicher kam mit der Empfehlung eines gestandenen Premier-League-Spielers zum HSV (207 Spiele für Wigan Athletic und West Bromwich Albion). Doch in Hamburg gerierte er sich, als wäre er von Manchester United, Chelsea oder Liverpool in die Hansestadt gewechselt. Scharner eckte mit seiner undiplomatischen, sehr direkten Art sehr schnell bei fast allen im Klub an. Vor allem mit Trainer Thorsten Fink lag er überhaupt nicht auf einer Wellenlänge. Nach einer "Kriegserklärung" gegen seinen Arbeitgeber, lösten Klub und Spieler dieses Missverständnis schon nach einem Jahr wieder auf.
4. Timothee Atouba
Atoubas Zeit in Hamburg könnte als Paradebeispiel für "hoch geflogen, tief gefallen" darstellen. Denn zu Beginn seiner Zeit im Volkspark entzückte der von Tottenham Hotspur losgeeiste Kameruner das Hamburger Publikum mit allerlei Kabinettstückchen. Doch Tunnel gegen gegnerische Stürmer am eigenen Strafraum belasten auf Dauer die Geduld und das Nervenkostüm auch des coolsten Fans.
Irgendwann hatten die HSV-Fans die brotlosen Show-Einlagen des Linksverteidigers satt - und der wiederum offenbar die ständige Kritik an seiner leichtsinnigen Spielweise. Nach einer Effenberg'schen Mittelfinger-Aktion gegen die eigenen Fans beim Champions-League-Spiel gegen ZSKA Moskau war für Atouba die Zeit in Hamburg endgültig vorbei.
5. Valon Behrami
Der Schweizer, eigentlich als eine Art Königstransfer 2014 von der SSC Neapel verpflichtet, entpuppte sich schnell als wenig teamfähig. Verbürgt sind unter anderem sogar handgreifliche Auseinandersetzungen mit Pierre-Michel Lasogga und mit seinem Landsmann Johan Djourou. Mit dem Rest der Mannschaft legte sich der Sechser nicht an - weil der Rest einfach nur Angst vor ihm hatte und ihm so weit wie möglich aus dem Weg ging.
Offenbar hat das Hamburger Gastspiel auch bei dem Spieler einen Ehrenplatz auf einer imaginären Schwarzen Liste. Vor ein paar Jahren wurde Behrami nach seinem größten Fehler während der Karriere gefragt. Ohne lange zu zögern antwortete er: "Als ich von Neapel nach Hamburg gewechselt bin."
6. Arjen Robben
Tatsächlich sind es vor allem sportliche Gründe, die den Holländer bei den HSV-Fans nicht allzu hoch im Kurs stehen lassen. Neun Jahre kickte Arjen Robben für den FC Bayern. Zufälligerweise genau die neun Jahre, in denen die Kluft zwischen den einstigen (und einstmals fast ebenbürtigen) Rivalen am größten wurde.
Zweimal 0:8, einmal 2:9, abgesehen von mehreren Packungen im Fünfer- oder Sechserbereich: Wenn der HSV gegen Robben und die Bayern antrat, gab es meist fürchterliche Prügel. Vor allem in München. Und der Holländer traf bei allen diesen Kantersiegen fleißig. Insgesamt 11 Mal in 14 Spielen.
7. Franck Ribéry
Eine noch bessere Quote als Robben kann Franck Ribéry gegen den HSV vorweisen. Zehn Spiele - acht Tore. Dazu kommen noch sechs Vorlagen. Und bisweilen liefen beide, als "Robbery" getauftes Tandem, sogar gemeinsam gegen die Hamburger auf. Dann wurde es meist (siehe oben) richtig hässlich...
8. Claudio Pizarro
Von der Quote her zwar hinter Robert Lewandowski, liegt Claudio Pizarro in absoluten Zahlen vor dem Polen. In 27 Spielen gegen die Hamburger (mit Bayern und Werder) traf der Peruaner satte 21 Mal, und wurde so zum Inbegriff des Angstgegners der Hamburger.
9. Bobby Wood
Der Albtraum eines jeden Fans: Einen Spieler in der eigenen Mannschaft zu wissen, der fürstlich entlohnt wird - und so gut wie keine Gegenleistung dafür bringt. Der Gerechtigkeit halber sei aber auch gesagt, dass sich in der Person des US-Amerikaners auch der ganze Frust der Anhänger auf die teils haarsträubenden Deals der Vereinsverantwortlichen kristallisiert.
10. Robert Lewandowski
Der Pole hat mittlerweile gegen jeden deutschen Gegner getroffen. Doch nur gegen zwei Klubs gelangen ihm mehr Tore als er überhaupt Spiele gemacht hat. Und deshalb kann es für die HSV-Fans (gegen deren Mannschaft Lewandowski in 15 Spielen 16 Tore (!) erzielt hat) auch kein wirklicher Trost sein, dass er gegen Wolfsburg noch öfter traf (21 Tore in 19 Spielen)
11. Sven Schipplock
Das Gegenmodell zu den Ribérys, Robbens, Pizarros und Lewandowskis - und natürlich auf der Seite des HSV. Wohl kaum ein Stürmer in den vergangenen Jahren agierte - sagen wir mal - unglücklicher als Schipplock. Nach insgesamt 32 Pflichtspielen für den HSV stand seine Torquote bei: Null! Auch hier kann es kein Trost sein, dass es auf Schipplocks weiteren Stationen nicht wesentlich besser lief.