Die Transfers der ersten Labbadia-Ära beim HSV: Viel investiert, wenig Ertrag

Charme, gepaart mit fußballerischer Kompetenz - Bruno Labbadia
Charme, gepaart mit fußballerischer Kompetenz - Bruno Labbadia / DAVID HECKER/Getty Images
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Vom 1. Juli 2009 bis zum 24. April 2010 war Bruno Labbadia das erste Mal beim HSV tätig.
Der Hamburger SV, damals noch sehr ambitioniert unterwegs, war ebenso willig, viel Geld für Verstärkungen auszugeben. Über 30 Millionen Euro wurden in Spielermaterial investiert. Viele Neuzugänge erfüllten nicht die Erwartungen. Wir zeigen dir die mitunter prominenten Spieler, die zu der Zeit an die Elbe geholt wurden.

Nach starkem Saisonbeginn 09/10 rutschten die Rothosen gegen Ende der Saison ins Mittelfeld ab.
Zu wenig für die Verantwortlichen, die Labbadia drei Spieltage vor Ende der Spielzeit entließen, obwohl Labbadia den HSV in das Halbfinale der Europa League führte. Das Ziel, auch in der nächsten Saison international zu spielen, wurde verpasst.

Labbadia brachte ein gewisses Flair mit in die Hansestadt. An der Seitenlinie präsentierte sich der ehemalige Stürmer professionell, in Interviews häufig ruhig und eloquent und auch die Frauenwelt lag dem Cheftrainer zu Füßen...

Gerüchten zu Folge machte Bruno nicht einmal vor den Frauen eigener Spieler halt. Um die Frauengeschichten des heutigen Big-City-Club-Trainers soll es aber in diesem Artikel nicht gehen. Heute nehmen wir die Zugänge der ersten Labbadia-Transferphasen unter die Lupe.
So viel vorweg: Investiert wurde viel - die Preis/Leistung stimmte selten.

1. Zé Roberto - 4 Millionen Euro

Stand mit dem HSV im Halbfinale der Europa League - Zé Roberto
Stand mit dem HSV im Halbfinale der Europa League - Zé Roberto / Phil Cole/Getty Images

Ein alter Bekannter wechselte am 2. Juli 2009 in die Hansestadt - Zé Roberto. Der Brasilianer machte sich bereits in der Vergangenheit im Trikot von Bayern München und Bayer Leverkusen einen Namen in der Bundesliga.
Zugegeben, dieser Transfer lohnte sich für den HSV, der 4 Millionen Euro an Nacional aus Uruguay überwies.

In Hamburg fungierte der 84-malige Nationalspieler Brasiliens als Mittelfeldmotor. Die Fitness des Mittelfeldspielers, der auch für Real Madrid aktiv war, ist weltweit berühmt. Auch bis ins hohe Alter strahlte Zé Roberto eine unfassbare Athletik aus, die auch den Hamburgern helfen sollte.
72 Mal stand der Mittelfeldmann für den HSV auf dem Platz. 8 Tore und 20 Vorlagen konnte die Nummer 8 der Rothosen beisteuern - ein guter Wert.
Nach zwei Jahren im Dress des HSV verließ Zé Roberto die Hansestadt im Jahr 2011 mit 37 Jahren in Richtung Katar.

Knapp 6 Jahre später, im Alter von 43 Jahren beendete der Mittelfeldmann seine aktive Laufbahn in seiner Heimat Brasilien. Zé Roberto war ein absolutes Vorbild in Sachen Fitness und ein Gewinn für den Fußball in Hamburg.

2. Robert Tesche - 1 Millionen Euro

Zé Roberto zu ersetzen war eine Nummer zu groß für ihn - Robert Tesche
Zé Roberto zu ersetzen war eine Nummer zu groß für ihn - Robert Tesche / JACK GUEZ/Getty Images

Robert Tesche, damals 22 Jahre jung, wechselte nur wenige Tage nach Zé Roberto von Arminia Bielefeld zum HSV. Eine Millionen Euro mussten die Hamburger für die Dienste des Mittelfeldspielers hinblättern.
Insgesamt 4,5 Jahre verweilte Tesche in der Hansestadt, unterbrochen durch eine Leihe zu Fortuna Düsseldorf.

Dennoch war der Mittelfeldspieler lange ein treuer Bestandteil der Rothosen und immer da, wenn er gebraucht wurde. Viel Spielzeit durfte er in seiner ersten Zeit im Volkspark nicht verbuchen, da Zé Roberto gesetzt war. Als der Brasilianer den HSV allerdings verließ, sollte Tesche die Lücke füllen - eine Mammutsaufgabe.

Die Fußstapfen, in die der Deutsche treten sollte, konnten größer kaum sein.
Nicht nur deshalb gelang es ihm nur bedingt, das Mittelfeld zu beleben.
Trotzdem kam Tesche auf 83 Partien für den HSV mit 6 Toren und 3 Vorlagen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in England ist Robert Tesche heute für den VfL Bochum aktiv, wo er regelmäßig Spielzeit sammelt.

3. Eljero Elia - 9 Millionen Euro

Begann vielversprechend in Hamburg - Eljero Elia
Begann vielversprechend in Hamburg - Eljero Elia / Boris Streubel/Getty Images

Er sollte ein Königstransfer des HSV werden, sein Potenzial entfaltete er aber nicht so oft, wie gewünscht - Eljero Elia. Als "bester Jungspieler" der Eredivisie wechselte der Flügelspieler von Twente Enschede nach Hamburg. Diese Qualitäten hatten ihren Preis - 9 Millionen Euro waren nötig, um den damals 22-Jährigen in die Hansestadt zu lotsen.

Elia brachte eigentlich alles mit, um in Hamburg durchzustarten. Er war schnell, trickreich und strahlte auf den Außen Torgefahr aus. Allerdings hatte der Niederländer auch seinen eigenen Kopf, der ihm nicht selten im Weg stand. In seiner ersten Saison entwickelte sich Elia noch prächtig in Hamburg. Er brachte seine Leistungen auch auf internationalem Parkett - bis hin ins Halbfinale der Europa League.

In der Folgesaison brach der Aufschwung des Außenstürmers jedoch ein - auch dem Fakt geschuldet, dass der HSV die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb verpasste, trennten sich die Wege am Ende der Saison 2010/2011. Elia wechselte zu Juventus Turin.

Elia, der in Hamburg zum Nationalspieler reifte, ist noch heute in der Türkei bei Basaksehir Istanbul aktiv, wo auch noch mit 33 Jahren international spielt. Für den HSV begann für den Flügelstürmer vielversprechend, seine guten Leistungen konnte er aber leider nicht halten.

4. Marcus Berg - 10 Millionen Euro

Jubelte in Hamburg nur sehr selten - Marcus Berg
Jubelte in Hamburg nur sehr selten - Marcus Berg / Kiyoshi Ota/Getty Images

Er kam als frisch gebackener Torschützenkönig der U21-EM 2009 zum HSV und war dementsprechend international begehrt. Marcus Berg sollte der lang ersehnte neue Topstürmer an der Elbe werden. Mit 10 Millionen Euro Ablöse stieg der Schwede zum Hamburger Rekordeinkauf auf. Dass man diese 10 Millionen Euro besser anders investiert hätte, wurde schnell klar.

Marcus Berg konnte die Erwartungen bei Weitem nicht erfüllen. Von seiner berüchtigten Torgefahr war in der Bundesliga nicht viel zu sehen. Zwar begann er in der Europa-League-Quali mit 2 Toren und einer Vorlage in drei Spielen vielversprechend, insgesamt kam aber deutlich zu wenig vom Mittelstürmer. In 43 Spielen erzielte Berg magere 10 Törchen - für einen Stürmer seines Formats eine schwache Quote. Nach einer einjährigen Leihe zu PSV Eindhoven, die dem Stürmer neue Impulse verleihen sollte, kamen in 26 weiteren Spielen für den HSV nur noch 3 Tore hinzu.

Die Bundesliga schien mehrere Nummern zu groß für den 76-maligen Nationalspieler gewesen zu sein. 2013 verließ Berg den HSV dann ablösefrei in Richtung Griechenland. Und es kam, wie es kommen musste.
Bei Panathinaikos Athen traf Marcus Berg wie er wollte. In 151 Spielen für den Klub aus der griechischen Hauptstadt traf Berg 95 Mal und legte 28 Tore vor. Er wurde Torschützenkönig in Griechenland und anschließend in den Arabischen Emiraten. Zugegeben - das Niveau dieser Ligen kann definitiv nicht mit der Bundesliga verglichen werden, aber dennoch war erschreckend, wie schwer sich Berg beim HSV tat.

Heute ist der Schwede einer der größten Flops der Hamburger Vereinsgeschichte. In Russland ist Berg mit 33 Jahren weiterhin aktiv, sein Vertrag beim FK Krasnodar läuft allerdings am Ende der Saison aus.
Berg ist ein weiterer Beweis, dass großes Potenzial nicht automatisch in einer Weltkarriere mündet.

5. David Rozehnal - 6 Millionen Euro

Ein weiteres Missverständnis an der Elbe - David Rozehnal
Ein weiteres Missverständnis an der Elbe - David Rozehnal / JUERGEN SCHWARZ/Getty Images

Als letzter Transfer der Sommerperiode kam der tschechische Innenverteidiger David Rozehnal für 6 Millionen Euro von Lazio Rom nach Hamburg.

Mit reichlich internationaler Erfahrung sollte der Tscheche die Defensive der Rothosen stabilisieren und selbst als Leader fungieren. Was hoffnungsvoll begann entpuppte sich jedoch fix als Missverständnis. Rozehnal konnte nicht die Leistungen abrufen, die man sich von seiner Verpflichtung versprochen hatte. Auch die Karriere in der Nationalmannschaft, wo er eigentlich zum Stammpersonal in der Abwehr gehörte, geriet ins Stocken.
Rozehnal war nicht der erste, dessen Laufbahn nach dem Wechsel zum HSV stagnierte.

Von einem gestandenen Innenverteidiger war sportlich nicht viel zu sehen, was das frühe Aus in Hamburg zur Folge hatte. Nach nur einer Saison, die extrem enttäuschend verlief, musste David Rozehnal seine Koffer erneut packen. Armin Veh, Nachfolger von Labbadia, sortierte den Tschechen aus, der nach einjähriger leihe im Jahr 2011 endgültig für 500.000 Euro zum OSC Lille wechselte. Damit musste der HSV einen weiteren finanziellen Tiefschlag verkraften, denn Rozehnal reihte sich in die scheinbar unendliche Liste der "Minusgeschäfte" des HSV ein. Viel bezahlt und wenig eingenommen - damals leider bittere Normalität an der Elbe.

Im Jahr 2018 beendete Rozehnal seine Karriere beim belgischen Erstligisten KV Oostende.

6. Tomás Rincón - 450.000 Euro

Ein zuverlässiger Kämpfer - Tomás Rincón
Ein zuverlässiger Kämpfer - Tomás Rincón / PATRIK STOLLARZ/Getty Images

In einer sonst eher unspektakulären Wintertransferphase wurde der zuvor ausgeliehene Tomás Rincón als einzige Verstärkung fest verpflichtet.
Der Venezuelaner, der von Táchira an die Elbe wechselte, war für seine aggressive Spielweise bekannt, weshalb er oft mit einem Terrier verglichen wurde. Sein Kampfgeist zeichnete ihn aus, denn Rincón ging auch mal da hin, wo es wehtut. Diese Verpflichtung lohnte sich für den HSV definitiv. Nicht nur aus Kostengründen, denn mit Rincón hatten die Rothosen einen echten "Typen" im Kader, der sich für nichts zu schade war.
Auch nach seinem Abschied aus der Hansestadt fand der "Terrier" kritische Worte für die immer schlimmer werdende Situation im Volkspark.

Für den HSV lief Rincón 128 Mal auf. Eine einzige Vorlage steuerte der defensive Mittelfeldspieler im Trikot mit der Raute bei. Jedoch waren seine spielerischen Qualitäten unumstritten, denn der Venezuelaner war in anderer Weise wichtig für seine Mannschaft. 4,5 Jahre verweilte der Kapitän der venezuelanischen Nationalmannschaft beim HSV, ehe er 2014 ablösefrei zum FC Genua in die Serie A wechselte. Erst nach seiner Zeit in der Bundesliga, wo seine Entwicklung gut begann, nahm die Karriere so richtig Fahrt auf.

In Genua überzeugte Rincón so sehr, dass Juventus Turin den Mittelfeldspieler verpflichtete, allerdings nur für ein halbes Jahr, ehe es weiter zum FC Turin ging. Nichtsdestotrotz holte Rincón mit Juve das Double. Mit 103 Länderspielen reiht ich Tomás Rincón momentan auf Platz 3 der Rekordspieler Venezuelas ein.


Zusammengefasst gab der HSV damals viel Geld für wenig Leistung aus. Nachhaltig überzeugen konnten nur Rincón und Zé Roberto. Berg, Elia und Rozehnal sind sehr prominente Beispiele für verschwendetes Kapital. Erwartung und Realität lagen meilenweit auseinander. Auch Bruno Labbadia konnte diese Akteure nicht nachhaltig weiterentwickeln. Das verlorene Halbfinale in der Europa League war der traurige Höhepunkt des stufenweisen Absturzes des Hamburger Sport-Vereins, der nach dieser verheerenden Niederlage international nicht mehr in Erscheinung trat. Und auch in der Bundesliga jagte ein Misserfolg den nächsten.

Auch "dank" der oben genannten Transfers manifestierte sich das Vorurteil, dass der HSV alle Zugänge schlechter machen würde. Das trifft jedoch definitiv nicht auf alle Spieler der Vergangenheit zu. Zwar gibt es Beispiele, wie Marcus Berg, die diesen Stereotyp zweifelsohne bestätigen, aber Spieler wie Rincón und Tesche wurden günstig geholt und waren lange ein zuverlässiger Teil der Rothosen. Die erste Laufzeit von Bruno Labbadia im Volkspark war leider von unglücklichen Transfers geprägt.