Die Stimmen zum desolaten BVB-Auftritt in Rom: "Wenn wir uns so anstellen, dann wird es nichts werden"
Von Simon Zimmermann

Nein, ein Auftakt nach Maß war es für Borussia Dortmund in die neue Champions-League-Saison mit Sicherheit nicht. Eher das genaue Gegenteil! Pomadig, uninspiriert, ohne Biss - so präsentierte sich Schwarz-Gelb beim Auswärtsauftritt in der ewigen Stadt gegen den vermeintlich härtesten Gruppenkonkurrenten Lazio Rom (1:3).
Und das, obwohl man im BVB-Lager vor der Partie durchaus optimistisch hatte sein können. Angstgegner Hoffenheim wurde am Wochenende zuvor geschlagen, Favre rotierte gegen die TSG viel, wodurch Schlüsselspieler wie Haaland oder auch Reus frisch waren. Dazu startete Lazio schwach in die neue Spielzeit, war also angeschlagen.
"Ich habe nicht viel Gutes gesehen. Ich bin sehr enttäuscht."
- Lucien Favre, Sky
Auf dem Rasen des Olimpico war davon aber nicht viel zu sehen. Langsam, behäbig, zweikampfschwach und vor allem fehlerbehaftet agierte der deutsche Vize-Meister von Beginn an. Das 1:0 durch Ex-Stürmer Ciro Immobile war bezeichnend. Der völlig indisponierte Thomas Meunier leistete sich zuvor einen haarsträubenden Fehlpass.
"So darf man sich nicht präsentieren. Wenn wir uns so anstellen, dann wird es nichts werden."
- Sebastian Kehl, Sky
Die Stimmen von Favre, Kehl & Reus
Die BVB-Verantwortlichen wurden nach der Partie dementsprechend deutlich. Selbst Lucien Favre konnte seine herbe Enttäuschung nicht verstecken.
"Ich habe nicht viel Gutes gesehen. Wir sollten mehr Geduld haben beim Verteidigen und alle zusammen verteidigen. Das haben wir schlecht gemacht. Wir kriegen ein Tor nach ein paar Minuten durch einen unnötigen Ballverlust. Das war ein Geschenk. Wir müssen dann ruhig bleiben. Nach einer Ecke bekommen wir das 0:2. Viele Spieler waren gut, viele aber auch nicht", so der Schweizer gegenüber Sky.
"Nein, das war kein guter Start. Aber man kann ein Spiel verlieren. Wir werden das schaffen, aber wir müssen es besser machen. Es war nicht gut. Ich bin sehr enttäuscht", zeigte Favre eine Mischung aus Hoffnung und Ärger.
Kehl spricht von desolater Leisterung
Noch krasser drückte es Sebastian Kehl aus: "Das war eine desolate Leistung, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben viele Fehler gemacht, Undiszipliniertheiten, Abspielfehler. Zwar haben wir in der zweiten Halbzeit noch einmal versucht, die eine oder andere Chance herauszuspielen, aber insgesamt haben wir absolut verdient verloren. So können wir in der Champions League nicht auftreten."
Der Teammanager zeichnete ein düsteres Szenario, sollte sich das Team in den kommenden Spielen nicht anders präsentieren: "Wir hatten viel zu viele Fehlpässe, auch einige Ausfälle. Es gibt wenige Spieler, die in der ersten Halbzeit annähernd an ihre Leistungsgrenze gekommen sind. Wir haben auch keine Zweikämpfe geführt, waren viel zu abwartend. So darf man sich nicht präsentieren. Wenn wir uns so anstellen, dann wird es nichts werden."
Kehl dachte nach Spielschluss auch schon an den kommenden Samstag. Dann, ab 18.30 Uhr im Westfalenstadion, steht für das schwarz-gelbe Lage das wichtigste Spiel der Hinrunde an: "Wir haben am Wochenende das Derby, da wird uns ein ganz anderer Fight erwarten. Wir wissen, dass die Schalker auch mit einer ganz anderen Emotion in dieses Spiel gehen werden. Wir müssen uns ganz anders präsentieren, ansonsten werden diese Wochen sehr intensiv und hart für uns."
Reus widerspricht sich
Kapitän Marco Reus musste der Meinung seiner Bosse zustimmen: "Wir waren vorne einfach nicht zielstrebig genug, standen nicht kompakt. Es war einfach schlecht." Reus sprach von "Kleinigkeiten", die den Ausschlag gegeben hätten, widersprach sich im Anschluss aber selbst: "Unser Passspiel war nicht gut, unser Gegenpressing auch nicht. Eigentlich haben wir heute alles vermissen lassen. Das ist natürlich schlecht im Champions-League-Spiel."
Klingt weniger wie "Kleinigkeiten", sondern eher nach "es hat alles gefehlt". Also: Einstellung, Grundtugenden, Aggressivität, Siegeswille, fußballerische Qualität...