Die Stimmen und Pressereaktionen zur Leipzig-Pleite in Paris: "Der Elfmeter war ein absoluter Witz"
Von Janne Negelen
Mit einer bitteren Niederlage musste RB Leipzig gegen Paris Saint-Germain einen Rückschlag im Kampf um das Achtelfinale hinnehmen. Nach der Partie war die Stimmung vor allem aufgrund einer Aktion aufgeheizt.
Julian Nagelsmann wird sich noch etwas länger mit der Niederlage seiner Leipziger in Paris beschäftigen. Der vierte Spieltag der Champions League hinterlässt beim Trainer einen bitteren Nachgeschmack.
"Wir hatten mehr Situationen als Paris, am Ende wäre es verdient gewesen, wenn wir mindestens einen Punkt holen. Sie hatten eigentlich keine einzige Chance. Jetzt haben wir aber die schlechteren Karten", so der Übungsleiter nach dem Spiel bei sky.
Elfmeter bringt Nagelsmann in Rage
Vor allem der frühe Strafstoß für die Pariser brachte Nagelsmann auf 180. "Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft und der Elfmeter war ein absoluter Witz. Ich weiß nicht, wo da der Video-Assisten war, wozu haben wir den eigentlich? Das auf Champions-League-Niveau, das ist echt traurig. Es ist eine klare Schwalbe, da ist null Kontakt. Der Video-Assistent hat wohl ein anderes Spiel angeguckt."
"Das ärgert mich dann schon. In solchen Spielen entscheiden Nuancen und die Nuance war heute der Schiedsrichter", so der 33-Jährige ausführlich. Tatsächlich war die Entscheidung der Unparteiischen mindestens diskutabel. Das sieht auch Geschäftsführer Oliver Mintzlaff so. "Im Stadion sah es nicht nach Elfmeter aus. Was ich gehört habe, war es wohl auch keiner. Wir haben dafür einen VAR, wenn der nicht eingreift und es kein Elfmeter war, dann ist das natürlich umso trauriger."
Dennoch kann Leipzig etwas Positives mitnehmen. "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen und bin trotz der Niederlage sehr stolz. Wir sind angetreten, um ins Achtelfinale einzuziehen und das hat sich nicht geändert. Wir haben heute gezeigt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können", so Mintzlaff weiter.
Tuchel wehrt sich vehement
Auf der andere Seite hat man das Spiel naturgemäß etwas anders verfolgt. Stellvertretend trat Trainer Thomas Tuchel vor die Presse. "Ich freue mich wahnsinnig über das Ergebnis, wir haben gekämpft, wir haben das nötige Quäntchen Glück gehabt. Also kann ich heute damit leben. Wir haben das Ergebnis, das wir gebraucht haben."
Die teils destruktive Spielweise führt der Chefcoach vor allem auch auf die physische Belastung zurück. "Wir haben keinen Grund, uns zu entschuldigen. Wir haben aufopferungsvoll verteidigt und keine Großchancen zugelassen. Großes Kompliment an die Mannschaft. Die sind körperlich hingerichtet nach so einem Spiel. Wir sind da an der Grenze angelangt."
Zum Elfmeter äußerte er sich nicht direkt. Allerdings deutete an, dass Fortuna PSG auf dem Weg zum Sieg begleitete. "Ich habe selten einen Champions-League-Sieg gesehen, bei dem du komplett ohne Glück auskommst."
Die Pressestimmen zu Paris gegen Leipzig
Die Pressereaktionen aus Deutschland zeigten sich entrüstet über die unwürdige Spielweise der Gastgeber. "Nicht selten zog sich PSG gar mit allen zehn Feldspielern weit in die eigene Hälfte zurück. Und wenn man dort mal etwas stärker unter Druck geriet, wurden die Bälle einfach nur nach vorne geknallt. In der Schlussphase wurden die langen Schläge von der Ersatzbank bejubelt. Dass die Pariser am Ende damit durchgekommen sind, ist für RB auch vernichtend", so der Spiegel.
In die gleiche Kerbe schlägt die Mitteldeutsche Zeitung. "Fußball kann ungerecht sein, doch eine so unverdiente Niederlage wie beim 0:1 im Champions-League-Gruppenspiel bei Paris Saint-Germain hat RB selten hinnehmen müssen. Die Leipziger machten den Auswärtsauftritt bei PSG, Finalist der Vorsaison, zu einem Heimspiel, erzielten aber keinen Treffer."
Auch der kicker sah wenig Überzeugendes bei den favorisierten Parisern. "Nach einer guten Stunde wechselte Nagelsmann und stellte auf Dreierkette um, um offensiver zu werden - Paris präsentierte sich indes umso destruktiver. Die Hausherren, die spürbar auf dem Zahnfleisch gingen, suchten kaum noch den Weg nach vorne und rührten hinten effektiv Beton an."
Auch Frankreich spart nicht mit Kritik
PSG gerät aber auch in den französischen Medien unter die Räder. Für die L'Équipe personifizierte ein Superstar den mageren Auftritt. "Man sah Neymar in diesem Spiel kaum. Er war weit davon entfernt, zu 100 Prozent fit zu sein. Auf der falschen Neun kämpfte er darum, den Unterschied zu machen, aber wie immer, wenn er ganz vorne aufgestellt ist, trennte er sich oft zu spät vom Ball und reklamierte ständig, auch nachdem ihm das eine Gelbe Karte eingebracht hatte."
Die Parisien bedankte sich indirekt bei der zweifelhaften Schiedsrichterleistung. "Im Europapokal 2020 gibt es immer noch Heimschiedsrichter. Und Paris brauchte dringend ein Geschenk bei dieser unzusammenhängenden und wackeligen Vorstellung in einem Alles-oder-Nichts-Spiel."
Aus Spanien schallte es ebenfalls Kritik. "In der zweiten Halbzeit wurde das Drehbuch der Ersten wiederholt: totale Dominanz der Leipziger. Tuchel platzierte neun Spieler hinter dem Ball, um gegen Leipzig zu verteidigen. Es war ein hässlicher Sieg, der eher für einen Außenseiter als für einen Champions-League-Anwärter typisch, aber in jedem Fall Gold wert ist", so die Marca.