Die Rückkehrer lösen Schalkes Probleme nicht, sie dienen nur als Ablenkung
Der FC Schalke 04 stellt in diesem Transferwinter zwei bekannte Gesichter als Neuzugänge vor. Auf der einen Seite steht Sead Kolasinac, auf der anderen Klaas-Jan Huntelaar. Für kurzfristigen Erfolg können sie vielleicht sorgen, über Schalkes Probleme können sie aber nicht hinwegtäuschen.
Es klingt wie eine Geschichte, die im modernen Fußball immer seltener vorkommt. Ein ehemaliger Superstar kehrt zu seinem alten Verein zurück. Er tut dies, weil er sich dort wohl fühlt, weil er der Mannschaft helfen möchte oder um die Karriere nochmal in Ruhe ausklingen zu lassen. Beispiele gibt es aus der jüngeren Vergangenheit durchaus.
Rafael van der Vaart wechselte nach Stationen bei Real Madrid und den Tottenham Hotspur wieder zum HSV zurück. Zlatan Ibrahimovic spielt mittlerweile zum zweiten Mal für den AC Mailand und eben jene eingangs Erwähnte haben sich für Schalke entschieden. Ist ja zunächst auch nichts verwerfliches dran. Nur dienen sie in diesem Fall als Notnagel, der den Abstieg eines Vereins verhindern soll, der viel zu lange über seine Verhältnisse gelebt hat.
Die wirtschaftliche Krise kam nicht plötzlich, sondern bahnte sich an
Schon seit der Amtsübernahme von Clemens Tönnies auf Schalke gab es einen finanziellen Schiefstand beim stolzen Malocherclub. Der Stadionbau der Veltins-Arena verschlang Unsummen. Zum Zeitpunkt des Stadionstichs war Schalke aber noch eine Größe im europäischen Fußball. Zu nahe lagen die Erfolge im UEFA-Cup und dem DFB-Pokal. Danach konnte man sich zwar noch dreimal für die Champions League qualifizieren, aber um den Titel spielte man nicht mehr so richtig mit. Zu mächtig war die Konkurrenz aus München, Stuttgart und Wolfsburg.
Erst unter Felix Magath kam der Erfolg so richtig zurück. Aber dieser Erfolg war teuer erkauft. So richtig teuer. Man holte Superstar Raul zwar ablösefrei von Real Madrid, sein Gehalt schlug aber mit sechs Millionen Euro pro Saison zu buche. Eine erhebliche Summe. In zwei Jahren verdiente der "Senior" so schon zwölf Millionen Euro. Zu seiner Unterstützung überzeugte man auch noch Klaas Jan-Huntelaar zu einem Wechsel. Ihn ließ man sich 14 Millionen kosten. Sein Gehalt lag zunächst bei fünf, später bei geschätzten acht Millionen Euro.
Das sind Summen, die normalerweise ein Champions-League-Verein ausgeben kann, aber auch nur überlegt und gezielt. Auf Schalke wurden solche Gehälter am Laufband verteilt. Jefferson Farfan zum Beispiel bekam am Ende fast 5,2 Mio. Euro. Prämien noch nicht mit eingerechnet. Wer so mit dem Geld um sich schmeißt, kann nur in eine Notlage geraten.
Investitionen rechneten sich nicht
Wer über gute Spieler verfügt, fährt langfristig auch Erfolge ein. So war die Rechnung der Bosse. Nur müssen alle Mannschaftsteile gut besetzt sein. Und kein Erfolg der Welt bringt einem Verein die Summen ein, die Schalke für seine Spieler ausgab. Deshalb mussten Spieler abgegeben werden und neue, günstigere geholt werden.
Bastian Oczipka zum Beispiel ist seit jeher umstritten. Zu oft verliert er den entscheidenden Zweikampf, schlägt keine richtigen Flanken und löst mit Unsicherheiten von Vornherein Gänsehaut bei den meisten Zuschauern aus. Trotzdem kassiert er gut ab. Und hat bis zur Rückkehr von Kolasinac einen Stammplatz sicher gehabt, weil es im Kader an Alternativen mangelt. Woran Schalke zum teil auch selbst Schuld trägt.
Die Knappenschmiede genießt den Ruf als eine der besten Nachwuchsleistungszentren Europas. In der Vergangenheit spielten viele der Eigengewächse auch in der Bundesliga. Aber dann schlug auf Schalke der Kurs dazu um, eher teuer geholte Spieler einzusetzen. Deshalb traten viele Talente die Flucht an, weil sie keine Entwicklungsmöglichkeiten für sich sahen. Spieler wie Sane, Goretzka, Neuer oder Draxler kehrten Schalke den Rücken und wurden zu Nationalspielern. Verschenktes Potential und eine verlorene Investition.
Neuzugänge sollen Image aufpolieren
Ohne den Heimkehrern etwas vorzuwerfen, es ist durchaus denkbar, dass sie Schalke wirklich helfen wollen, scheinen sie nur dazu zu dienen, das aufzuräumen, was die sportliche Leitung unter Jochen Schneider verbockt hat. Schon nach der Fabel-Saison 17/18 verpasste man es, den Kader in der Breite richtig zu verstärken. Nun war man wegen der Corona-Pandemie sogar noch sparsamer und verlangte dafür sogar Geld von den eigenen Fans.
Jochen Schneider wurde mit der Begründung geholt, dass er über so ein großes Netzwerk verfüge. Das helfe sicherlich bei dem ein oder anderen Transfer. Bisher fällt seine Amtszeit aber unter keinen guten Stern. Als Schulnote wäre es eine Fünf mit Tendenz zur Sechs. Er ist halt da, aber viel macht er nicht. Es scheint fast so wie Arbeitsverweigerung.
Dass jetzt die Altstars seine Fehler ausbügeln müssen, ist ungerecht und auch nicht würdig. Schalke muss der Realität ins Auge schauen. Die Mannschaft spielt schlechten Fußball und der Verein braucht dringend eine Erneuerungskur. Vielleicht wäre dafür ja ein Abstieg gar nicht mal so schlecht. Auch damit man endlich wieder zu sich selbst findet.