Die Klauseln der HSV-Stars: Abgänge von Leistungsträgern drohen
Von Marcel Stummeyer
Der Aufstieg ist und bleibt das große Ziel des Hamburger Sport-Vereins. Auf Grundlage der anvisierten Ligazugehörigkeit wurden viele Verträge der Spieler angepasst. Die SportBild enthüllte nun einige interessante Klauseln, die in den Arbeitspapieren einiger HSV-Profis verankert sind. Bei diesen Szenarien und Spielern drohen Ausstiegsklauseln oder Nachzahlungen:
Der HSV bibbert während der Corona-Auszeit ganz besonders. Die Aussetzung des Spielbetriebs bringt auch das Ziel Aufstieg in Gefahr. Der Aufstieg ist nicht nur sportlich von großer Bedeutung für die Hanseaten, auch einige Verträge wurden gemäß der Ligazugehörigkeit angepasst. Sollten die Rothosen den Aufstieg verpassen, droht der Verlust einiger Leistungsträger per Ausstiegsklausel, aber auch ein Aufstieg würde Transfernachzahlungen mit sich bringen.
Welche Klauseln wann greifen:
1. Martin Harnik, 32
In 14 Einsätzen für den HSV konnte Martin Harnik selten glänzen. Lediglich zwei Tore kann der Stürmer aus Österreich für sich verbuchen. Definitiv zu wenig für den Angreifer, der von Werder Bremen ausgeliehen wurde.
Dass der 32-Jährige eigentlich das nötige Potenzial mitbringt, ist klar.
Im Falle eines Aufstiegs aktiviert sich eine Kaufpflicht für den Österreicher.
Zwei Millionen Euro müsste der HSV demnach an Werder Bremen überweisen - sehr viel für die bisher überschaubaren Leistungen, zumal die Hamburger das Geld für weitere Verstärkungen gut gebrauchen könnten.
2. Jeremy Dudziak, 24
Anders als bei Martin Harnik war Jeremy Dudziak bis zu seiner schweren Verletzung im Februar eine absolute Verstärkung für den HSV. Der vom Stadtrivalen St. Pauli gekommene defensive Mittelfeldspieler war ein wichtiger Faktor im Spiel der Rothosen. Durch seine Spielstärke war er eine Säule vor der Abwehr der Hanseaten, die nur schwer überwunden werden konnte. Wenig verwunderlich also, dass der HSV vor der Saison nicht der einzige Interessent für Dudziak war. Auch Hertha BSC soll den 24-Jährigen auf dem Radar gehabt haben.
Nun wurde aufgeklärt, dass im Vertrag von Dudziak eine Ausstiegsklausel verankert ist, die ermöglichen würde, dass der tunesische Nationalspieler den HSV beim Verpassen des Aufstiegs trotz Vertrags bis 2022 für drei Millionen Euro verlassen könnte.
3. Louis Schaub, 25
Louis Schaub wurde vom 1. FC Köln ausgeliehen. Der 25-jährige Österreicher bewies beim Effzeh, dass er außergewöhnliche Qualitäten als Spielmacher besitzt.
Im Kontakt des Mittelfeldspielers ist eine Kaufoption verankert, die der HSV im Falle des Aufstiegs ziehen könnte. Rund drei Millionen Euro müssten die Hanseaten dann an die Geißböcke überweisen.
Der ursprüngliche Stichtag für die Klausel war der 31. Mai. Durch die ungewöhnlichen Umstände und aufgrund der Tatsache, dass der finanziell angeschlagene 1. FC Köln nächste Saison rund 35 Spieler im Kader hätte, wurde die Frist der Ausstiegsklausel bis zum 31. August verlängert.
Wenn der HSV Schaub fest verpflichtet, würde sich die Finanzlage der Kölner durch eingespartes Gehalt etwas verbessern.
4. David Konsombi, 24
David Kinsombi war der teuerste Neuzugang der Hamburger im vergangenen Sommer. Die Ablösesumme von drei Millionen Euro musste aber gestreckt werden, da die Kassen im Volkspark chronisch leer sind. Außerdem sind einige Nachzahlungen möglich.
Im kommenden Sommer muss der HSV noch einmal 1,5 Millionen Euro an Holstein Kiel zahlen, um die komplette Ablösesumme zu tilgen. Zudem sind diverse Nachzahlungen in Höhe von 800.000 Euro möglich, wenn Kinsombi eine gewisse Anzahl an Spielen für die Rothosen absolviert. Auch anteilig müsste diese Einsatzklausel gezahlt werden, wenn der defensive Mittelfeldspieler den HSV vorzeitig verlässt.
Zu den üblichen Klauseln gesellt sich aber eine sehr ungewöhnliche Abmachung. Sollte der HSV bis zum Jahr 2023 Deutscher Meister weden, werden weitere 250.000 Euro fällig.
5. Sonny Kittel, 27
Die ablösefreie Verpflichtung von Sonny Kittel war ein feiner Schachzug des HSV. Mit bisher 15 Scorerpunkten gehört der Mittelfeldspieler zu den absoluten Leistungsträgern des Teams. Kittel fühlt sich in der Hansestadt pudelwohl und wird außerdem bald Vater.
ABER: Auch Sonny Kittel könnte Hamburg verlassen, wenn der Aufstieg verpasst wird. Eine Ausstiegsklausel in Höhe von 2,5 Millionen Euro könnte bei einem Verbleib im Unterhaus aktiviert werden - in Bezug auf die Leistungen des 27-Jährigen ein sehr guter Preis für potenzielle Interessenten.
6. Tim Leibold, 26
In Hamburg ist Tim Leibold voll eingeschlagen. Der Linksverteidiger zeigte schnell, warum die Rothosen ihn unbedingt haben wollten. In der Defensive stark, zeigt der ehemalige U20-Nationalspieler vor allem offensiv unverwechselbare Qualitäten. Bockstarke zwölf Assists konnte Leibold bisher sammeln. Dazu gesellt sich ein wichtiges Tor gegen Bochum.
Für den HSV konnte es nach dem Abgang von Douglas Santos wohl keinen besseren Ersatz geben. Die Leistungen des Verteidigers wecken allerdings Interesse aus diversen Ligen. Die Qualitäten von Leibold würden ohne Zweifel auch für höhere Aufgaben reichen.
Gut für den HSV: Eine Ausstiegsklausel gibt es erst ab dem Jahr 2021.
Damit haben die Hamburger noch genug Möglichkeiten, den Vertrag des Leistungsträgers anzupassen. Dazu müssen aber in absehbarer Zeit Argumente gesammelt werden.Ein Aufstieg würde den Hanseaten dabei absolut in die Karten spielen.
Die Vertragsmodalitäten der HSV-Spieler zeigen, dass in der Führungsriege der Hamburger mittlerweile gute Arbeit geleistet wird. Unnötig hohe Ablösen werden vermieden und erfolgsabhängige Klauseln eingebaut. Bei einigen Spielern ist klar, dass eine Verpflichtung nur mit Austiegsklausel möglich ist, da die Ligazugehörigkeit des HSV momentan wenig aussichtsreich für ambitionierte Spieler ist.
Ein Aufstieg würde diese Situation an der Elbe jedoch verändern und der HSV würde einige wichtige Spieler halten können, die eine Ausstiegsklausel bei Verbleib in Liga 2 besitzen. Auch finanziell wäre die Rückkehr in die Bundesliga enorm wichtig und würde die klammen Kassen etwas auffrischen.