Die HSV-Noten nach dem Befreiungsschlag in Bochum

nach hartem Fight - der HSV gewinnt in Überzahl gegen Tabellenführer Bochum
nach hartem Fight - der HSV gewinnt in Überzahl gegen Tabellenführer Bochum / Lars Baron/Getty Images
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Der Hamburger Sport-Verein gewann am Freitagabend beim Tabellenführer VfL Bochum nach langer Überzahl mit 2:0. Es war ein wichtiger Sieg, den die Hanseaten einer stabilen Defensive und entscheidenden Wechseln in der Schlussphase zu verdanken haben. Wir werfen einen Blick auf die Einzelleistungen der Spieler.

Nur wenige Tage nach dem Unentschieden gegen Holstein Kiel gastierte der HSV im Ruhrgebiet zum nächsten Spitzenspiel der 2. Bundesliga.
Zwar präsentierten sich die Rothosen gegen die Nachbarn aus Kiel spielerisch deutlich verbessert, am Ende mussten die Hamburger jedoch mit einer mangelhaften Chancenverwertung hadern.

VfL Bochum 1848 v Hamburger SV - Second Bundesliga
Hamburger Wetter an der Castroper Straße / Lars Baron/Getty Images

Der VfL selbst spielt bislang eine hervorragende Saison. Im Laufe der Spielzeit untermauerte die Mannschaft von Trainer Thomas Reis ihr riesiges Potenzial, das sich in den Ergebnissen eindeutig widerspiegelte - aus einem anfänglichen Höhenflug entwickelten sich ernsthafte Ambitionen, nach elf Jahren in die höchste deutsche Spielklasse zurückzukehren.

Veränderungen in der Startelf

David Kinsombi litt nach dem Spiel gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber unter muskulären Problemen. Der Mittelfeldmann stand dem Trainer für die heutige Partie nicht zur Verfügung.
Jungspund Amdou Onana durfte den erfahrenen Kinsombi vertreten.

Ansonsten gab es - leistungstechnisch - keinen Grund für den Trainer, großartig etwas an seiner Formation zu ändern.

Nach längerer Verletzungspause kehrte zudem Klaus Gjasula in den Kader zurück.

HSV führt, ist in Überzahl und verteidigt konzentriert

Anpfiff in Bochum - Startschuss des Mega-Pressings der Gastgeber. Der VfL war sofort voll da und presste bereits nach am gegnerischen Strafraum, sodass der Spielaufbau der Rothosen extrem gestört wurde. Im Gegensatz dazu warteten die Hanseaten ab, konsequent angegriffen wurde der Gegner erst ab der Mittellinie, was jedoch nicht unbedingt förderlich für den Spielfluss war, der durch unsaubere Aktionen immer wieder bröckelte.

Danny Blum, Bakery Jatta
Topspiel in Bochum - Bakery Jatta gegen Danny Blum / Lars Baron/Getty Images

Der erste Abschluss aufseiten der Rautenträger konnte in der 20. Minute verzeichnet werden. Nach einer Vagnoman-Hereingabe scheiterte Terodde in Rückenlage jedoch klar. Danach waren die Hanseaten aber besser im Spiel, investierten mehr und hielten die Gastgeber erfolgreich vom eigenen Tor fern.

Kurz vor dem letzten Drittel der ersten Halbzeit dann eine Freistoß-Möglichkeit für den HSV: Aaron Hunt brachte den Ball in den Bochumer Strafraum, wo Kinsombi-Vertreter Amadou Onana im Fallen zum 1:0 treffen konnte - derselbe Onana, der sich wenige Minuten später zum Glück nicht schwer verletzte. Bochum-Angreifer Danny Blum packte im Mittelfeld eine unnötige und zugleich üble Grätsche gegen den jungen Belgier aus, für die Blum völlig zurecht die rote Karte sah.

Bis zum Halbzeitpfiff von Schiri Dr. Felix Brych passierte nicht mehr viel. Die Hausherren waren darum bemüht, die rote Karte zu kompensieren und die Gäste von der Elbe präsentierten eine hervorragende, konzentrierte Defensivarbeit, die dem mit Offensivqualitäten verwöhnten VfL keine einzige gefährliche Aktion ermöglichte.

HSV verteidigt in Überzahl, Joker entscheiden das Spiel

Der HSV spielt seit der 35. Minute in Überzahl? Selten war das nach dem Seitenwechsel zu spüren. Der VfL Bochum kam mutig aus der Kabine, konnte aber erneut das Defensivbollwerk der Gäste nicht knacken. Zwar schaffte es der HSV bis in die Schlussphase selten sich zu entlasten, Sven Ulreich hatte aber zugleich einen ruhigen Arbeitstag im Ruhrgebiet.

Sicherlich hat man sich den Spielverlauf vor allem in Überzahl weniger spannend gewünscht. Die Rothosen ließen sich von den Gastgebern zu oft in der eigenen Hälfte einschnüren, was zu einigen Ballverlusten führte. Bochum agierte stark und hemmte die Qualitäten der Gäste spürbar.

Selten konnten die Hansestädter längere Ballbesitz-Phasen aufziehen, auch der Spielaufbau wurde über die restliche Spieldistanz kaum lückenloser, weshalb der HSV seiner Abwehr danken muss, dass der VfL keine finalen Toraktionen bekam.

Simon Terodde, Khaled Narey
Ein wichtiger Sieg für den HSV in Bochum / Lars Baron/Getty Images

Die Wechsel des Trainers entschieden schlussendlich die Partie zugunsten der Hamburger: In der 67. Minute kamen Wintzheimer und Jung, acht Minuten später betrat Khaled Narey den Rasen des Stadions.

All diese Akteure waren an der entscheidenden Aktion in der 89. Minute beteiligt: Gideon Jung leitete den Ball stark zum Ex-Bochumer Manuel Wintzheimer weiter, der Khaled Narey schickte.
Der eingewechselte Flügelflitzer nahm sich ein Herz und ballerte die Kugel in die Maschen des VfL-Tors.

Es war ein Treffer, der unglaublich wichtig war und allen HSVern die Anspannung wegnahm.
Einmal mehr wechselte Daniel Thioune die richtigen Akteure ein und legte so den Grundstein für drei ganz wichtige Punkte.

Fakt ist, dass die Rothosen drei Punkte vom Tabellenführer der 2. Bundesliga entführten und sich zufrieden auf den Weg zurück in die Hansestadt machen dürfen.


Die Noten des Spiels:

1. Tor

Sven Ulreich
Wurde selten gefordert - Sven Ulreich / Pool/Getty Images

Sven Ulreich hatte gegen den Tabellenführer wenig zu tun. Zwar näherten sich die Bochumer immer wieder seinem Tor an, zu einer Glanzparade wurde der 32-Jährige jedoch nicht gezwungen.

In den Aktionen, in denen der Keeper halbherzig gefordert wurde, war er auf dem Posten. Auch das Spiel mit dem Ball am Fuß startete zwar holprig, wurde aber mit anhaltender Spieldauer immer sicherer.

Und ganz wichtig für einen Torhüter: "Ulle" konnte seine weiße Weste wahren. Nach vermeintlich unsicheren Wochen ein toller Erfolg.

Note: 2,5

2. Abwehr

Josha Vagnoman, Gerrit Holtmann
War regelmäßig gefordert - Josha Vagnoman / Lars Baron/Getty Images

Jan Gyamerah stand in 79 Partien für den VfL auf dem Feld, gegen seinen langjährigen Club lieferte der Rechtsverteidiger eine gute Leistung ab. Immer wieder konnte der 25-Jährige seinen Körper clever einsetzen und somit die Offensivbemühungen der Hausherren stoppen.
In der Defensive war "Gyambo" schier unüberwindbar.

Note: 2,5

Stephan Ambrosius tut das, was ein Stephan Ambrosius eben tut: Hart, größtenteils fair und absolut souverän zu verteidigen. Der Junioren-Nationalspieler machte einmal mehr deutlich, wie wichtig er für seine Mannschaft ist. Das Eigengewächs hatte seine Gegenspieler über die gesamte Spielzeit tief in seiner Tasche und überzeugte mit hervorragenden Tacklings, die den Ball vom eigenen Tor fern hielten. Ambrosius sorgte dafür, dass am Ende die Null auf dem Tableau stand - und das absolut überzeugend.

Note: 1,5

Auch Moritz Heyer war für die stabile Defensive verantwortlich. Die Allzweckwaffe des HSV ließ nichts anbrennen und verteidigte gewissenhaft und unspektakulär den Kasten.

Note: 2


Josha Vagnoman war zwar seltener in der Offensive unterwegs, dafür untermauerte aber der U21-Nationalspieler defensiv seine Qualitäten. Gegen Gerrit Holtmann hatte der Youngster viel zutun, in den meisten Fällen ging Vagnoman jedoch als Sieger aus dem Duell hervor.

Daniel Thioune steht vor einer Zwickmühle: In dieser Verfassung darf man einen Josha Vagnoman nicht auf die Bank setzen, allerdings drängt Tim Leibold nach abgesessener Sperre auf die Rückkehr in die erste Elf.

Note: 2,5

3. Mittelfeld

Aaron Hunt, Anthony Losilla
Bereitete das 1:0 vor - Aaron Hunt / Lars Baron/Getty Images

Amadou Onana ackerte, jubelte und musste leiden. Der Kinsombi-Vertreter präsentierte erneut eine saubere Leistung, die nicht das Gefühl vermittelte, dass der belgische Junioren-Nationalspieler seine erste Senioren-Saison spielt. Heute war er sogar als Torschütze erfolgreich: In der 29. Minute stand Onana goldrichtig und traf zum 1:0 für sein Team. Wenige Minuten später musste der 19-jährige eine üble Grätsche von Danny Blum über sich ergehen lassen, die der junge Mittelfeldmann zum Glück unverletzt überstand.

Danach wirkte der Youngster zwar etwas übermotiviert, durch die harte Spielweise zog er seinem Gegenspieler aber immer wieder den Zahn.
Zwar gab es deshalb die 4. gelbe Karte, in der 67. Minute durfte das Talent den Platz aber zufrieden verlassen.

Note: 1,5

Jeremy Dudziak war erneut nicht so stark, wie noch vor ein paar Wochen. Teilweise wirkte der Dribbel-Künstler zu verspielt. Zwar erarbeitete sich der Tunesier gefährliche Aktionen, allerdings verpufften diese durch unnötige Sperenzien regelmäßig.

Dudziak traf die falschen Entscheidungen: In Aktionen, in denen ein Pass die wohl vielversprechendere Option gewesen wäre, verlor der 25-Jährige das Spielgerät durch einen weiteren Haken.

Das kann "Jerry" definitiv deutlich besser!

Note: 4

Kapitäns-Vertreter-Vertreter-Vertreter-Vertreter Aaron Hunt (der ursprüngliche Kapitän Leibold sowie alle Mitglieder des Mannschaftsrates standen nicht in der Startelf) legte die 1:0 Führung durch Onana per Freistoß vor (3. Assist der Saison).

Man merkte dem Routinier den Willen an, seiner Mannschaft zu helfen. Wahrscheinlich hatte der 34-Jährigen auch Anteil daran, dass sein Team nie nervös und überhastet wirkte.

Diese Erfahrung könnte dem HSV noch mächtig gut tun, auch wenn Hunt nach seiner Vorlage wenige Aktionen für sich verzeichnen konnte.

Note: 3,5

4. Sturm

Simon Terodde
Erlösung nach Schlusspfiff - Simon Terodde / Lars Baron/Getty Images

Bakery Jatta war im heutigen Spiel zumeist defensiv gefordert. Diese Aufgabe erledigte der Gambier aber ohne größeren Wackler und mit der ein oder anderen starken Aktion. Oft war der 22-Jährige fünfter Verteidiger, was seinem Offensivdrang schadete. Im Angriff konnte der Westafrikaner keinen bedeutenden Impuls setzen, was man ihm jedoch verzeihen kann, denn ein derart defensivstarker Angreifer ist extrem wertvoll für sein Team.
Jatta ist sich für keinen Weg zu schade und geht regelmäßig da hin, wo es weh tut. Zwar kassierte er deshalb die erste gelbe Karte der Saison, dies sei ihm aber zu verzeihen.

Note: 2,5

Simon Terodde hatte eine einzige Offensivaktion und wurde ansonsten typisch eng gedeckt, sodass der 33-Jährige in keine vielversprechende Abschlussposition kommen konnte. Der Mittelstürmer arbeitete viel für sein Team, was ihm hoch anzurechnen ist. Seine Hauptaufgabe, das Schießen von Toren, konnte der ehemalige Bochumer aber nicht erfüllen.

Note: 3,5

Sonny Kittel agierte glücklos. An seine wunderbaren Bälle aus dem Kiel-Spiel konnte der 28-Jährige leider nicht anknüpfen. Einige Bälle versprangen oder verfehlten ihr Ziel deutlich.

Note: 4

5. Einwechslungen

Daniel Thioune
Von der Bank kam die Entscheidung - Daniel Thioune wechselte clever / Lars Baron/Getty Images

67. Minute: Wintzheimer und Jung für Dudziak und Onana.
75. Minute: Narey für Jatta.
91. Minute: Gjasula und Meißner für Hunt und Kittel.

Die Wechsel von Daniel Thioune sorgten für die endgültige Entscheidung zugunsten der Rothosen. Jung, Wintzheimer und Torschütze Khaled Narey sorgten für den 2:0 Endstand. Narey erlöste den HSV und legte wohl all die Bank-Frust in diesen einen Schuss, der den VfL Bochum mitten ins Herz traf.

6. Man of the match

Amadou Onana, Josha Vagnoman
Kämpfte und traf - Amadou Onana / Lars Baron/Getty Images

Amadou Onana nutze seine Chance in der Startaufstellung des HSV. Der junge Kinsombi-Vertreter bestach erneut durch seine außergewöhnliche Physis und seine für sein Alter extreme Reife.
In der 29. Minute stand der Belgier genau richtig und traf zum wichtigen 1:0 - sein 2. Saisontreffer.

Im defensiven Mittelfeld war Onana zudem der Schlüssel, um den Sturmlauf der Bochumer abzupuffern. Durch seine Körperlichkeit konnte der Junioren-Nationalspieler Belgiens einige wichtige Bälle binden und klären.

In der 35. Minute wurde der Youngster durch Blum zum Glück nicht verletzt. Alleine diese Robustheit verdient größten Respekt.
In den kommende Spielen dürfte das Talent von Anfang an in der Aufstellung seiner Mannschaft stehen - der heutige Auftritt war eine eindeutige Empfehlung für Höheres.