Die Gründe für das Favre-Aus beim BVB: Diese Entscheidungen brachten das Team gegen den Trainer auf

Die BVB-Führung war am Ende davon überzeugt, dass Favre gehen muss
Die BVB-Führung war am Ende davon überzeugt, dass Favre gehen muss / TF-Images/Getty Images
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Warum musste Lucien Favre gehen? Ein zerrüttetes Verhältnis zur Mannschaft soll der Hauptgrund für die Trennung gewesen sein. Ausgerechnet der Sieg in Berlin gilt als Ausgangspunkt dafür! Diese Gründe haben zum Favre-Aus beim BVB geführt.

Lucien Favre ist Geschichte an der Seitenlinie von Borussia Dortmund. Noch am Abend nach der 1:5-Pleite gegen Stuttgart informierte Sportdirektor Michael Zorc den Schweizer von der Trennung. Nach Informationen der Sportbild soll Favre, dessen Vertrag noch bis kommenden Sommer gültig ist, eine Abfindung von rund einer Million Euro erhalten.

Hauptgrund dafür, warum die BVB-Führung um Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Sebastian Kehl und auch Matthias Sammer davon überzeugt waren, dass eine Trennung der notwendige Schritt sei, soll der fehlende Rückhalt der Mannschaft gewesen sein. Als Wendepunkt in der endlos schwelenden Diskussion um den 63-Jährigen nennt die Sportbild den 5:2-Auswärtssieg bei Hertha BSC am achten Spieltag.

Sechs Siege aus sieben Partien hatte der BVB eingefahren (inklusive des darauf folgenden 3:0 gegen Brügge in der Champions League), Erling Haaland erzielte in Berlin einen Viererpack, Mega-Talent Youssoufa Moukoko gab sein Debüt. Doch statt Euphorie, die auch Favre hätte nutzen können, folgten die üblichen Phrasen des Schweizers. Er redete den 1. FC Köln stark, setzte auf eine eher defensive Herangehensweise und bekam mit dem 1:2 die Quittung. Im Team herrschte Unverständnis, der Bruch zwischen Trainer und Mannschaft war ab diesem Zeitpunkt wohl nicht mehr zu kitten.

Diese Favre-Entscheidungen sorgten für den Bruch

1. Stürmer-Entscheidung:

Favre wollte Moukoko behutsam aufbauen
Favre wollte Moukoko behutsam aufbauen / Lars Baron/Getty Images

Haaland fehlt der Borussia an allen Ecken und Enden. Ohne den wuchtigen Mittelstürmer ging dem BVB die so wichtige Anspielstation in der Tiefe ab. Statt auf Moukoko zu setzen hielt Favre stur an Reus als falsche Neun fest.

"Wir haben in der ersten Halbzeit einen klassischen Mittelstürmer vermisst. Wie auch gegen Lazio", sagte Keeper Roman Bürki nach dem 1:1 in Frankfurt. Mats Hummels legte nach: "Wir haben zu wenig Tiefe im Spiel, weil unsere Stürmer zu viel entgegenkommen."

Statt mit Moukoko auf einen Neuner-Typen zu setzen, hemmte Favre mit seiner Wahl auf Reus die Offensive. Innerhalb der Mannschaft wurde ihm das als klarer Fehler angerechnet.

2. System-Entscheidung:

Emre Can war zuletzt unter Favre Teil einer Dreierkette
Emre Can war zuletzt unter Favre Teil einer Dreierkette / Alex Grimm/Getty Images

Ähnlich stur und kurios war Favres Entscheidung wieder zur Dreierkette zurückzukehren. Gegen tief stehende Teams fehlte so ein weiterer Offensivspieler. Die Mannschaft tat sich mit einer Viererkette leichter.

Zwar sprach Favre mit seinen Führungsspielern über die System-Thematik - die sich allesamt für eine Viererkette aussprachen - am Ende überraschte er seine Mannschaft in den Sitzungen dann aber wieder mit dem 3-4-3-System.

3. Wechsel-Entscheidungen

Favres-Wechselentscheidungen sorgten für Stirnrunzeln
Favres-Wechselentscheidungen sorgten für Stirnrunzeln / Lars Baron/Getty Images

Beim 1:1 in Frankfurt brachte Favre Moukoko schon in der Halbzeit. Eine Ausnahme! Zuvor gegen Köln wartete er trotz 0:2-Rückstand bis zur 67. Minute, um den Angreifer zu bringen. Gegen den VfB wechselte er die schwachen Can und Bellingham erst nach rund einer Stunde aus, brachte Reinier statt Moukoko zuerst.

Weitere Entscheidungen, die im Team für Kopfschütteln gesorgt haben sollen.

4. Komunnikation

Favre machte seine Entscheidungen häufig nur mit sich selbst aus
Favre machte seine Entscheidungen häufig nur mit sich selbst aus / TF-Images/Getty Images

Als großartiger Kommunikator wird Lucien Favre wohl nicht mehr in die Trainer-Geschichtsbücher einziehen. Wie schlecht die interne Kommunikation war, sollen zwei Beispiele verdeutlichen:

Als Favre aus dem Nichts die Debatte um die Nummer eins aufmachte, hatte die sportliche Führung um Zorc und Kehl keine Ahnung über die Gedankengänge des Trainers. Auch bei der Frage, ob Moukoko mit nach Berlin reisen würde, hielt sich Favre intern bedeckt und gab seine Entscheidung erst im letzten Moment bekannt.

Insgesamt soll dieser Mix aus Misstrauen, fehlender Kommunikation und offener Kritik an den Entscheidungen des Trainers zur Überzeugung geführt haben, dass eine Trennung unumgänglich ist. Watzke, Zorc und Kehl entschieden sich in der Krisensitzung direkt nach dem Spiel gegen eine Zukunft mit Favre.

BVB-Berater Matthias Sammer war im Übrigen nicht mit dabei. Er hatte das Stadion direkt nach dem Spiel verlassen und galt schon zuvor nicht als Favre-Befürworter. Laut Sportbild hatte er den Bossen bereits klargemacht, dass er für eine Favre-Freistellung sei.