Die Fohlen im Aufgalopp: Zurück in die Zukunft - Ein Kommentar

Die Bundesligasaison 2023/24 war vor allem für viele Fans von Borussia Mönchengladbach zeitweise fast mit körperlichen Schmerzen verbunden, wenn sie sahen, wie sich ihre Fohlen präsentierten. Regelmäßig flogen den Gladbacher Profis nicht nur im Stadion die schwachen Leistungen um die Ohren, auch im Netz waren Frust, Enttäuschung und scheinbar verlorener Mut zu spüren. Die Fans des deutschen Traditionsvereins kommen also aus leidvollen Zeiten und mussten zuletzt sportlich einiges ertragen. Zum Glück aus Gladbacher Sicht nicht verbunden mit dem Abstieg - man rettete sich im Saisonendspurt auch dank schwächelnder Konkurrenz. Die kommende Spielzeit sollten die Fans der Borussen aber optimistisch angehen - auch wenn es schwer fällt. Ein Kommentar.

Borussia Mönchengladbach gehört geschichtlich noch immer zu den deutschen Fußball-Schwergewichten, wenn es um die Strahlkraft eines Vereinsnamens und der damit verbundenen Geschichte geht. Die Borussia hat seit der Vereinsgründung am 1. August 1900 schon glorreichere Zeiten erlebt als zuletzt und befand sich vor allem in der vergangenen Saison im Umbruch. Immer wieder mussten Abgänge von Leistungsträgern verkraftet werden und konnten nicht gleichwertig ersetzt werden. Ein Umbruch, der noch immer nicht abgeschlossen ist, aber dennoch schon jetzt Lust auf ein neues Jahr Fohlenfußball macht. Die großen Zeiten, in denen Gladbach ernsthaft um Titel mitgespielt hat, sind derzeit natürlich weit weg - daraus machen weder Verein noch Fans einen Hehl - aber die bisherigen Neuzugänge geben erstmals seit langem wieder ein wenig Hoffnung, dass es mit den Fohlen wieder aufwärts geht.

Die Neuzugänge als Hoffnung für den Aufgalopp

Hoffnungsträger beim Aufgalopp der Fohlen sind vor allem die drei Neuzugänge Tim Kleindienst, Kevin Stöger und Philipp Sander. Mit Vorschusslorbeeren muss man im Fußballgeschäft vorsichtig sein, aber der erste Eindruck ist, dass die Borussia mit den Neuen auch eine neue Achse und damit ein Gerüst bekommen hat, das die Mannschaft 2024/25 deutlich stabiler und erfolgreicher machen wird.

Tim Kleindienst wird der Borussia als Mittelstürmer seinen Stempel aufdrücken und verspricht vom Potenzial her und was er in Heidenheim gezeigt hat, ein wichtiger Faktor im Gladbacher Spiel zu werden. Ich persönlich traue ihm in Gladbach den Sprung in die Nationalmannschaft zu. Mit 28 Jahren ist er im besten Fußballeralter und gilt als echter Typ und unermüdlicher Arbeiter auf dem Platz, der den Fohlen auch in der Arbeit gegen den Ball enorm weiterhelfen wird. Das sieht auch sein neuer Teamkollege so. "In der Bundesliga ist aber auch dreckiger Fußball wichtig. Da müssen wir eine gesunde Mischung finden. Die Spielertypen, die wir haben, können das – das kann gut werden. Gegen den Ball ist es wichtig, dass wir eklig sind, dass wir dreckig spielen. Das müssen wir verinnerlichen", gab Neuzugang Kevin Stöger in einem Interview mit der BILD die Marschrichtung vor.

Stöger ist der Mann dahinter, der für die kreativen Impulse sorgen und Kleindienst mit Vorlagen füttern soll. Aus dem Spiel heraus, aber auch durch die beeindruckende Standardstärke Stögers, der seinen neuen Mitspieler mit dessen ebenfalls beeindruckenden Qualitäten in der Luft und in engen Situationen im Strafraum, etwa bei zweiten Bällen, gezielt suchen wird. "Ich bin ein Typ, der gerne Verantwortung übernimmt, auch auf dem Platz. Das ist wichtig, das hat man die letzten Jahre bei mir gesehen. Ich glaube, ich bin als Gegenspieler nie ganz einfach. Ich bringe Qualität am Ball mit, bei Standards und Torabschlüssen und nehme mir vor, viele Scorer-Punkte zu machen", so der Österreicher im Interview mit der BILD.

Hinter und neben Stögers eher offensiven Rolle im Spiel haben sich die Fohlen mit einem Mentalitätsmonster aus Kiel verstärkt. Philipp Sander war Kapitän der Störche und brennt bereits auf seine neue Aufgabe beim rheinischen Traditionsverein. "Ich wusste schon genau, wo ich hinkomme - und exakt diese Herausforderung wollte ich so! Klar hätte ich bei Holstein Kiel eher einen sicheren Platz im Team. Aber ich wollte gerade nicht den entspannten Weg gehen, Konkurrenz belebt das Geschäft. Und ich bin sicher nicht für die Ersatzbank gekommen“, signalisiert Sander, dass er bereit ist für das Abenteuer Gladbach. Sander wird im Mittelfeld aufräumen und so neben dem Umschaltspiel auch die Abwehr der Borussen entlasten. "Was ich den Fans versprechen kann, ist an jedem einzelnen Tag in Gladbach 100 Prozent Einsatz. Ich bin diszipliniert, habe als Sechser gerne den Ball am Fuß - aber ich kann auch gegen den Ball arbeiten", so Sander im BILD-Interview. Mit seiner mitreißenden Art sorgte der gebürtige Rostocker schon bei den Verantwortlichen für Gänsehautfeeling.

Gladbach wird den Fans 2024/25 wieder Spaß bereiten und für Aufbruchstimmung sorgen

Ich lehne mich bewusst weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass diese drei Neuzugänge neben Spielern wie Robin Hack, Luca Netz, Rocco Reitz, Florian Neuhaus und Co. ein entscheidender Teil des zurückkehrenden Erfolges und letztlich das Rückgrat des Gladbacher Aufschwungs sein werden. Sie ergänzen und stärken den Charakter der Mannschaft im Allgemeinen und springen den bereits vorhandenen Führungsspielern zur Seite. Die neue Gladbacher Achse gibt schon jetzt den Ton an und wird den Rest der Mannschaft mitreißen. Diese Transfers schaffen Breite im Kader - auch charakterlich.

Auch die vielen großen Talente im Stall der Fohlen werden von den erfahrenen Führungsspielern profitieren. Wenn es Trainer Gerardo Seoane gelingt, die PS seiner Fohlenelf auf die Straße zu bringen, dürften die Gladbacher Fans schon bald aus dem Schwelgen in längst vergangenen erfolgreichen Zeiten ins Hier und Jetzt zurückkehren und neue Fußballfeste feiern.