Die EM-Favoriten im Check - Wer kann Frankreich stoppen?
Von Florian Bajus
Stand jetzt soll die Europameisterschaft im kommenden Jahr stattfinden. Aktuell scheint Frankreich Favorit auf den Pokal. Doch welche Nationalmannschaften zählen noch zu den Titelkandidaten? Sind die Franzosen überhaupt aufzuhalten?
Auf Vereinsebene mag es ob der Dominanz einzelner Klubs nicht so wirken, aber Fußball verläuft in Zyklen. Das wird insbesondere bei den Nationalmannschaften deutlich. Bei der Weltmeisterschaft 2010 versank die französische Nationalmannschaft im Chaos, acht Jahre später krönte sich die so talentierte Equipe Tricolore zum Weltmeister. Titelverteidiger Deutschland, seit Anbeginn der Zeit stets ein Favorit auf den Turniersieg, schied 2018 dagegen erstmals in der Gruppenphase aus und befindet sich seither in einer Identitätskrise.
Bereits bei der Europameisterschaft 2016 hatte Frankreich eine Hand am Pokal, überraschend wurde jedoch Portugal Europameister. Auch bei der kommenden EM gelten die Franzosen als der größte Titel-Favorit. Welche Nationen dürfen sich noch Hoffnungen machen?
1. Frankreich
Die französische Nationalmannschaft verfügt über einen extrem breiten Kader, der eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern aufweist.
In der Offensive stehen allein mit Kylian Mbappé, Antoine Griezmann, Olivier Giroud, Kingsley Coman und Wissam Ben Yedder fünf Top-Spieler zur Verfügung, im Mittelfeld dominieren derweil N'Golo Kanté und Paul Pogba das Geschehen - daneben könnte das 17 Jahre junge Juwel Eduardo Camavinga brillieren. Die Viererkette ist üblicherweise zwar mit vier Innenverteidigern ausgestattet, doch keiner von ihnen leistet sich größere Fehler.
Die Mannschaft ist eingespielt, zwingt nahezu jeden Gegner in die Knie. Seit dem WM-Titel vor zwei Jahren wurden gerade einmal zwei Partien verloren. Wer soll die Equipe Tricolore stoppen?
2. Belgien
Auch Belgien verfügt seit einigen Jahren über eine "goldene Generation". Das Herzstück der Roten Teufel ist die Offensive mit Romelu Lukaku, Kevin de Bruyne und Yannick Carrasco, dahinter verwaltet Axel Witsel im zentralen Mittelfeld mit Youri Tielemans das Geschehen.
Besonders überzeugend ist das Umschalten nach Balleroberungen. Mittels weniger Ballkontakte und diagonaler Anspielstationen spielt sich die Mannschaft in Windeseile in das gegnerische Drittel. Zehn Siege in der EM-Qualifikation samt einer Tordifferenz von +37 ist eine klare Ansage - mit Belgien ist zu rechnen.
3. England
Unter Gareth Southgate hat die englische Nationalmannschaft eine positive Entwicklung genommen, die Three Lions können wieder in Richtung Weltspitze blicken. Zahlreiche junge Spieler machen derzeit auf sich aufmerksam, doch es braucht Zeit, um eine Mannschaft zu entwickeln und die Spieler die nötigen Erfahrungen sammeln zu lassen.
Fraglich ist darüber hinaus, ob die von Southgate getestete Dreierkette erfolgversprechend ist - die dafür benötigte Breite in der Innenverteidigung ist auf dem erforderlichen Niveau nicht vorhanden. Außerdem raubt diese Formation einem der vielen talentierten Offensivspieler einen Platz.
4. Spanien
Die spanische Nationalmannschaft hat in den vergangenen Jahren an Boden verloren. Insbesondere im Mittelfeld fehlt die Weltklasse von Xavi, Andres Iniesta und David Silva, zudem fehlt ein Mittelstürmer auf internationalem Top-Niveau.
Auf den Außenbahnen mag die Mannschaft von Luis Enrique mit Mikel Oyarzabal, Adama Traore, Ferran Torres und Ansu Fati sehr gut gerüstet sein, dahinter mangelt es der Furia Roja allerdings an der nötigen Breite für den ganz großen Wurf.
5. Portugal
Auch Portugal hat mit Personalsorgen in der Defensive zu kämpfen. Auf der linken Abwehrseite ist Raphael Guerreiro die einzige richtige Option für Nationaltrainer Fernando Santos, darüber hinaus mangelt es an Qualität in der Innenverteidigung.
Das Aushängeschild ist das Offensiv-Trio um Cristiano Ronaldo, Joao Felix und Bernardo Silva, dahinter stehen mit Diogo Jota, Trincao und André Silva sehr gute Alternativen bereit. Im Mittelfeld hängt allerdings vieles von Bruno Fernandes ab. Im Vergleich mit Frankreich mangelt es auch hier an Qualität auf Spitzenniveau.
6. Deutschland
Derweil ist kaum zu erwarten, dass die deutsche Nationalmannschaft eine große Rolle spielen wird. Das liegt insbesondere an der mangelnden Balance.
In einer Dreier-/Fünferkette kommt das Offensivspiel zum Erliegen, bei einer Viererkette ist hingegen die Rückwärtsbewegung ein riesiges Problem. Es mangelt an Abstimmung und Abläufen, aufgrund der hohen Belastung der Spieler auf Vereinsebene kann Joachim Löw seine beste Elf aber kaum testen. Die Mannschaft befindet sich in einem großen Umbruch und wird viel Zeit benötigen.