Die bestmögliche HSV-Aufstellung für die kommenden Wochen

Wer wird für den HSV auf dem Platz stehen?
Wer wird für den HSV auf dem Platz stehen? / TF-Images/Getty Images
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Jetzt ist es amtlich: Die Bundesliga soll nächste Woche den Spielbetrieb wieder aufnehmen.
Ab dem heutigen Donnerstag steigt auch der HSV wieder in das Teamtraining ein, inklusive Zweikämpfe. Um die bestmögliche Vorbereitung zu gewährleisten, zieht das Team in den HSV-Campus auf dem Gelände des Volksparkstadions. Geschlossen wird der Blick auf die kommenden Wochen gerichtet, die hoffentlich ruhig und mit sportlichem Fortune in Richtung Aufstieg bewältigt werden. Wie könnte die optimale Startelf nach der langen Unterbrechung aussehen? Eine Analyse.

Lange stand die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den Sternen. Es war unklar, inwieweit das Coronavirus den Verlauf der Bundesligasaison verzögern würde. Sogar ein Abbruch schien zeitweise denkbar gewesen zu sein. Am gestrigen Mittwoch gab es aus der Politik schließlich grünes Licht für eine Fortführung der Saison und die DFL legte sich schnell auf den 15. Mai als neuen Starttermin fest.

Das Thema wurde seit Wochen kontrovers diskutiert und eine Optimallösung wird es definitiv nicht gehen. Einerseits entwickelte sich der Fußball in den letzten Jahren immer mehr zu einem Geldprodukt. Die Vereine sind auf die Gelder aus den TV-Übertragungen angewiesen, um alle Kosten decken zu können. Außerdem haben die Mannschaften nun die Chance, die Saison sportlich abzuschließen. Andererseits besteht die Gefahr, dass mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs das falsche Signal gesendet und unnötig Risiko eingegangen wird. Geld vor Gesundheit?

Strenge Hygieneregeln sollen aber für einen reibungslosen Verlauf sorgen. Auch für den HSV besteht damit die Chance, den ersehnten Aufstieg zu schaffen. Sportlich würde es für den direkten Aufstieg momentan nicht reichen, weshalb mindestens Platz zwei erreicht werden soll. Die nächsten Wochen werden über die Zukunft der Rothosen entscheiden. Ein weiteres Jahr in der 2. Liga wäre wirtschaftlich und sportlich fatal.

Nun muss Trainer Dieter Hecking die bestmögliche Aufstellung für den Restart finden. Durch die lange Pause kehrten einige verletzte Spieler auf den Rasen zurück, die nun ernsthafte Alternativen sein können. Aber auch die Spieler, die vor der Unterbrechung gesetzt waren, müssen sofort wieder funktionieren.

Im letzten Spiel vor der Unterbrechung lief der HSV in einer ungewohnten 4-1-2-1-2-Formation auf, also mit Doppelspitze. Das Heimspiel gegen Jahn Regensburg konnten die Hamburger mit 2:1 gewinnen, allerdings wenig überzeugend. In den vorherigen Spielen sahen die Hanseaten ebenfalls nicht immer gut aus. Im 4-3-3 war das Spiel der Hamburger schnell zu durchschauen. Es fehlte an Kreativität und entscheidenden Ideen. Die Spielzüge waren wenig spektakulär, was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelte. Jeder Punkt ist für den HSV nun von enormer Bedeutung. Zeit für Experimente bleibt wenig. Die Klasse der Mannschaft ist außergewöhnlich und unumstritten. Rein vom Potenzial her ist der HSV klarer Aufsteiger - diese Fähigkeiten muss das Team von der Elbe nun auf den Rasen übertragen.


1. Tor und Abwehr

Der HSV muss sich vorwerfen, dass immer wieder simple Gegentore gefangen wurden. Abwehr und Torhüter sahen dabei nicht immer gut aus. In den letzten drei Begegnungen gab es sechs Gegentore, also im Schnitt zwei pro Spiel, was definitiv zu viel ist.
Im Tor wird weiterhin Daniel Heuer Fernandes stehen, der nicht immer souverän wirkte. Aber auch Julian Pollersbeck und Tom Mickel lauern auf ihre Chance. Im ersten Spiel wird die Nummer eins an Fernandes gehen - viel Kredit hat der Deutsch-Portugiese in der entscheidenden Phase der Saison aber nicht mehr.

muss seinen Kasten sauberer halten- Daniel Heuer Fernandes
muss seinen Kasten sauberer halten- Daniel Heuer Fernandes / TF-Images/Getty Images

Während der Coronapause kehrte Josha Vagnoman auf den Platz zurück und auch Jan Gyamerah stellt eine Alternative zu Leihgabe Jordan Beyer dar, der sich als gute Vertretung erwies. Ob Vagnoman und Gyamerah bereit sind, sofort in der Startelf zu stehen, wird sich zeigen. Beyer hat durch seine Spielpraxis wahrscheinlich noch die Nase vorn - die letzten Tage vor dem Spiel werden aber entscheidend sein. Sowohl Eigengewächs Vagnoman, der kürzlich seinen Vertrag langfristig verlängere, als auch Jan Gyamerah waren vor ihren Verletzungen stark. Dieter Hecking hat die Qual der Wahl - drei gute Rechtsverteidiger stehen zur Verfügung.

hat wahrscheinlich noch die Nase vorn - Jordan Beyer
hat wahrscheinlich noch die Nase vorn - Jordan Beyer / TF-Images/Getty Images

Die Innenverteidigung wird höchstwahrscheinlich durch das niederländische Duo Letschert/van Drongelen besetzt. Timo Letschert, der in Hamburg gehalten werden soll, ist ein Mentalitätsmonster, genau wie sein Landsmann Rick van Drongelen. Nicht nur für die Torverhinderung, sondern auch für den Spielaufbau sind beide Innenverteidiger wichtig. In den letzten Spielen war auch bei ihnen zu sehen, dass die Ideen fehlten, weshalb der Ball häufig ideenlos hin und her geschoben wurde. Auch gegen Konter war die Verteidigung sehr anfällig, weshalb zu hoffen bleibt, dass die Pause für Verbesserungen genutzt wurde. Beide gehören ohne Zweifel zu den besten Innenverteidigern der 2. Liga - es wird Zeit, dass sie ihre Fähigkeiten auf dem Platz umsetzen.

Van Drongelen präsentierte sich als Kapitän der Rothosen sehr zuverlässig. Man merkt ihm an, dass er für den HSV brennt und ihm die Binde und Verantwortung viel bedeutet. Mit ihm haben die Hamburger einen vielversprechenden, jungen Innenverteidiger im Kader, der eine große Karriere einschlagen könnte.

Mentalitätsmonster als Aufstiegsschlüssel - Timo Letschert
Mentalitätsmonster als Aufstiegsschlüssel - Timo Letschert / TF-Images/Getty Images

Linksverteidigung? Tim Leibold! Kaum jemand hat seinen Stammplatz so sicher wie Leibold, der mit zwölf Vorlagen eine hervorragende Saison spielt und auch defensiv außergewöhnliche Arbeit leistet. Ein absoluter Gewinn für die Hamburger.

Stammplatzgarantie - Tim Leibold
Stammplatzgarantie - Tim Leibold / TF-Images/Getty Images

Meine Aufstellung in der Defensive: Heuer Fernandes - Beyer - van Drongelen - Letschert - Leibold


2. Mittelfeld

Nun bleibt fraglich, ob Dieter Hecking auf seine probierte 4-1-2-1-2-Taktik vertraut, oder ob er zum 4-3-3 zurückkehrt. Defensiv bleibt Adrian Fein gesetzt. Vor ihm ist die Personalsituation nicht eindeutig geklärt. Durch die Verletzung von Dudziak bleiben dem Trainer noch Kittel, Hunt, Schaub, Kinsombi, Jung und Moritz.

nahm in Hamburg eine tolle Entwicklung - Adrian Fein
nahm in Hamburg eine tolle Entwicklung - Adrian Fein / TF-Images/Getty Images

Kittel, Schaub und Hunt bekleiden den offensiveren Part im zentralen Mittelfeld. Durch seine Rolle als Kapitän ist Aaron Hunt häufig gesetzt. Man merkt ihm jedoch an, dass er in die Jahre gekommen ist. Durch seine Erfahrung, sein Spielverständnis und seine Fähigkeiten bei Standardsituationen bleibt der Oldie jedoch eine Waffe. Auch Top-Scorer Sonny Kittel müsste gesetzt sein, wenn man von der bestmöglichen Aufstellung spricht. Kittel spielt eine tolle Saison mit bislang elf Treffern.

Gideon Jung zeigte während der aktuellen Spielzeit zwei Gesichter. Teilweise bärenstark, aber im nächsten Moment mit groben Fehlern. In guter Form ist aber auch er ein ernsthafter Kandidat für viel Spielzeit.

einer der spielstärksten Kicker der Hamburger, mit leichten Schnelligkeitsdefiziten - Kapitän Aaron Hunt
einer der spielstärksten Kicker der Hamburger, mit leichten Schnelligkeitsdefiziten - Kapitän Aaron Hunt / TF-Images/Getty Images

Um nicht zu offensiv aufgestellt zu sein, wird wahrscheinlich Christoph Moritz das Mittelfeld komplettieren und Louis Schaub vorerst auf die Bank verweisen, auch wenn Schaub theoretisch eine Alternative zu Aaron Hunt wäre, da Schaub zweifellos ein extrem guter Spielmacher ist und für mich persönlich gegenüber Aaron Hunt die Nase vorn hat.

Falls Jeremy Dudziak zeitnah zurückkehrt, hat er definitiv einen Platz in der ersten Elf verdient, da er sich vor seiner Leidenszeit stark präsentierte. Zwar nahm seine Form im Vorfeld der Verletzung ab, spielstärker als "Jerry" sind nur wenige Kandidaten im Aufgebot des HSV.

Haben außergewöhnliche Qualitäten - Sonny Kittel und Louis Schaub
Haben außergewöhnliche Qualitäten - Sonny Kittel und Louis Schaub / TF-Images/Getty Images

Meine Aufstellung : Fein - Kittel - Moritz - Schaub


3. Angriff

Der Hamburger Sport-Verein hat nominell extrem starke Angreifer im Kader. Lukas Hinterseer ist mit neun Toren momentan der erfolgreichste Stürmer des HSV und krönte sich in der abgelaufenen Spielzeit zum Torschützenkönig der 2. Liga. Daneben drängt sich Leverkusen-Leihgabe Joel Pohjanpalo auf, der als Joker wichtige Treffer für die Rothosen erzielen konnte und auf einen Platz in der Stammelf hofft. Der Finne könnte allerdings in seiner Joker-Rolle eine gefährliche Waffe sein, um während des Spiels eine echte Alternative für die letzten, entscheidenden Minuten zu sein.

momentan der erfolgreichste Angreifer des HSV - Lukas Hinterseer
momentan der erfolgreichste Angreifer des HSV - Lukas Hinterseer / TF-Images/Getty Images

Martin Harnik enttäuschte bislang in Hamburg. Der Österreicher bleibt bislang weit hinter seinen Erwartungen zurück. Hoffentlich hat Harnik mittlerweile Blut geleckt, denn seine Qualitäten sind unumstritten. Für ihn ist entscheidend, ob Dieter Hecking mit Doppelspitze spielt, oder mit Flügelstürmern. Wenn nur zwei Stürmer aufgeboten werden, hat Harnik höchstwahrscheinlich das Nachsehen, denn es gibt einen Spieler, der eine tolle Saison spielt - Bakery Jatta.

blieb bislang hinter den Erwartungen zurück - Martin Harnik
blieb bislang hinter den Erwartungen zurück - Martin Harnik / TF-Images/Getty Images

Der junge Mann aus Gambia musste eine schlimme Hetzjagd zu Beginn der Saison verkraften.
Überwältigende Unterstützung erhielt der 21-Jährige aber von seinem Verein und den Fans. Seine Dankbarkeit münzte der pfeilschnelle Angreifer in tolle Leistungen um. Durch seine unvorhersehbare Spielweise, seine enorme Physis und besonders seine Schnelligkeit ist "Baka" eine Waffe im Angriffsspiel des HSV. Über die Außen flexibel einsetzbar, war Jatta auch in der Doppelspitze gegen Regensburg gesetzt. Der Gambier ist offensiv variabel einsetzbar und hat sich seinen Stammplatz hart erarbeitet. Wenn er noch torgefährlicher wird, wird Jatta kaum noch aus der Aufstellung zu verdrängen sein.

münzte seine Dankbarkeit in gute Leistungen um - Bakery Jatta
münzte seine Dankbarkeit in gute Leistungen um - Bakery Jatta / TF-Images/Getty Images

Meine Aufstellung: Hinterseer - Jatta


Meine Aufstellung: Heuer Fernandes - Beyer, Letschert, van Drongelen, Leibold - Fein, Kittel, Moritz (Dudziak), Schaub (Hunt) - Hinterseer (Pohjanpalo), Jatta

Im Endeffekt wird entscheidend sein, wie der HSV im Angriff aufgestellt wird. Durch den Sieg gegen Regensburg und die eher schlechte Ausbeute mit nur einer nominellen Spitze, wird es auf einen Doppelsturm hinauslaufen, was sich der HSV auch definitiv erlauben kann, denn als Aufstiegsanwärter müssen die Hamburger mutig aufspielen.

Mit dem Duo Jatta - Hinterseer wären die Rothosen variabel aufgestellt mit zwei unterschiedlichen Spielertypen, die jeweils individuelle Stärken einbringen. Für Hinterseer zählen ab jetzt nur noch Tore, denn Pohjanpalo scharrt mit den Hufen und wird sich mit seiner Jokerrolle nicht zufrieden geben.

Besonders in der entscheidenden Phase der Saison bleibt kaum Zeit für Experimente. Die Spieler, die aufgestellt werden, müssen unbedingt liefern, denn so wichtig wie jetzt, waren drei Punkte selten.
Brisant ist, dass der HSV sowohl gegen den VfB Stuttgart, als auch gegen Arminia Bielefeld noch spielen muss. Punktverluste können schnell den Absturz bedeuten, denn auch hinter dem Relegationsplatz lauern Mannschaften auf Ausrutscher der Spitzengruppe.

Die Einstellung muss stimmen - gewonnen werden die kommenden Begegnungen vor allem mit einer gesunden Psyche. Der Aufstieg wird im Kopf entschieden.