Die besten Teams der EM-Geschichte seit 2000 - Spanien bei der EM 2012
- Bei der EM 2012 trat Spanien als Titelverteidiger an
- 2010 wurde die Mannschaft sogar Weltmeister
- Erste Titelverteidigung der EM-Geschichte
Von Hendrik Gag
Vor der EM 2012 hatte die spanische Nationalmannschaft bereits Historisches geschafft. Als dritte Mannschaft der Fußball-Geschichte hielt sie den WM- und den EM-Titel gleichzeitig. Nach der EM 2008 gewann La Furia Roja auch die WM 2010 in Südafrika. Zuvor war das nur Deutschland mit der EM 1972 und der WM 1974, sowie Frankreich mit der WM 1998 und der EM 2000 gelungen.
In Polen und der Ukraine sollte ein weiteres Kapitel Geschichte folgen: Als erste Mannschaft der EM-Geschichte wollten die Spanier ihren Titel verteidigen.
In der 90min-Serie 'Die besten EM-Teams seit 2000' blicken wir auf insgesamt acht Mannschaften, die im neuen Jahrtausend die Geschichte der Europameisterschaft geprägt haben. Welche Nation hatte die beste Mannschaft auf dem Platz - unabhängig davon, ob es am Ende für den Titel gereicht hat?
Spanien bei der EM 2012 - Die Titelverteidigung
Vincente del Bosque hatte nach dem Triumph in Österreich und der Schweiz von Luis Aragonés übernommen und die Mannschaft zum Weltmeister gemacht. 2012 setzte er im Kern auf die gleichen Spieler wie in Südafrika. Sein Kader war gespickt von Stars von Real Madrid und dem FC Barcelona. Zwei prominente Namen fehlten jedoch verletzungsbedingt: Carles Puyol und David Villa.
Der Kader Spaniens 2012
Tor
- Iker Casillas (Real Madrid)
- Victor Valdes (FC Barcelona)
- Pepe Reina (FC Liverpool)
Abwehr
- Raul Albiol (Real Madrid)
- Gerard Pique (FC Barcelona)
- Javi Martinez (Athletic Bilbao)
- Juanfran (Atletico Madrid)
- Sergio Ramos (Real Madrid)
- Alvaro Arbeloa (Real Madrid)
- Jordi Alba (FC Valencia)
Mittelfeld
- Andrés Iniesta (FC Barcelona)
- Xavi (FC Barcelona)
- Cesc Fabregas (FC Barcelona)
- Xabi Alonso (Real Madrid)
- Sergio Busquets (FC Barcelona)
- Santi Cazorla (FC Malaga)
Sturm
- Pedro (FC Barcelona)
- Fernando Torres (FC Chelsea)
- Alvaro Negredo (FC Sevilla)
- Juan Mata (FC Chelsea)
- Fernando Llorente (Atheltic Bilbao)
- David Silva (Manchester City)
- Jesus Navas (FC Sevilla)
Der Weg bei der EM
Die Mission Titelverteidigung begann mit einem wackeligen Start. Im ersten Gruppenspiel gegen Italien geriet La Furia Roja in Rückstand. Drei Minuten nach der italienischen Führung glich Cesc Fabregas jedoch zum 1:1-Endstand aus. Anschließend siegte die Mannschaft von Vincente del Bosque deutlich mit 4:0 gegen Irland und sicherte sich durch einen späten 1:0-Siegtreffer gegen Kroatien den Gruppensieg.
Im Viertelfinale wartete Frankreich. In der 19. Minute markierte Xabi Alonso die frühe Führung. Der heutige Leverkusen-Trainer war es auch, der in der Nachspielzeit den 2:0-Endstand per Elfmeter besorgte. Im Halbfinale ging es gegen Portugal.
Das Duell gegen den iberischen Nachbarn blieb über 120 Minuten torlos: Elfmeterschießen. Xabi Alonso trat als erster Schütze an. Diesmal scheiterte er jedoch am portugiesischen Keeper Rui Patricio. Iker Casillas parierte ebenfalls den Schuss des ersten portugiesischen Schützens, Joao Mountinho. Anschließend verwandelte Spanien drei Elfmeter und Portugal zwei, dann traf Bruno Alves nur die Latte. Cesc Fabregas hatte die Chance, Spanien erneut ins Endspiel zu schicken. Er setzte den Ball gegen den linken Pfosten, von da prallte der Ball ins Tor. Spanien stand im Finale!
Dort ging es erneut gegen Gruppengegner Italien, die im Halbfinale die DFB-Elf mit 2:1 besiegt hatten. Obwohl die Spanier zu dieser Zeit die dominante Mannschaft im Weltfußball waren, wurde ein offenes Spiel erwartet. Das Gruppenspiel war ausgeglichen gewesen.
Das Endspiel wurde jedoch zu einer Machtdemonstration. David Silva und Jordi Alba brachten den Weltmeister bereits in der ersten Halbzeit auf die Siegerstraße. In der zweiten Halbzeit musste Italien nach der Verletzung von Thiago Motta rund eine halbe Stunde in Unterzahl spielen. Italien-Trainer Cesare Prandelli hatte zum Zeitpunkt der Verletzung bereits dreimal gewechselt. Fernando Torres und Juan Mata nutzen die Überzahl aus, um den deutlichen Endstand zu besiegeln. Spanien hatte den Titel verteidigt!
Die Topelf Spaniens bei der EM 2012
TW: Iker Casillas - Von 2008 bis 2012 wurde Casillas fünfmal in Folge als Welttorhüter des Jahres ausgezeichnet. Zweifellos war San Iker zu dieser Zeit der beste Keeper der Welt. Im Halbfinale trug er durch einen gehaltenen Strafstoß entscheidend zum Titelgewinn bei, wie bereits 2008 schon. Damals parierte er im Viertelfinale zwei italienische Elfmeter.
RV: Alvaro Arbeloa - Durch die Verletzung von Carles Puyol rückte Sergio Ramos von der Rechtsverteidigerposition, die er 2010 noch gespielt hatte, ins Zentrum, weshalb Arbeloa auf rechts gesetzt war. Stand bei allen drei spanischen Titeln im Kader und holte mit Real Madrid 2014 und 2016 die Champions-League.
IV: Gerard Piqué - Ein moderner Innenverteidiger, wie er im Buche steht. Besaß alle Fähigkeiten, die es braucht. War physisch stark, gut in der Luft, zweikampfstark, aber auch stets sicher mit dem Ball am Fuß im Aufbauspiel. Die Barca-Legende gewann sowohl auf der Vereins- als auch auf der Nationalmannschaftsebene alles, was es zu gewinnen gibt.
IV: Sergio Ramos - Ein knallharter Innenverteidiger, der zur Not auch mal die wichtigen Tore selbst erzielte, wenn auch eher auf Vereinsebene als für die Nationalmannschaft. Für Real Madrid traf er im Champions-League-Finale 2014 und 2016 und trug damit entscheidend zum Titelgewinn der Königlichen bei.
LV: Jordi Alba - Eines der wenigen neuen Gesichter in der Mannschaft. 2012 nahm er als 23-Jähriger zum ersten Mal an einem großen Turnier teil. Brachte mit seinem Tempo eine neue Komponente in das spanische Spiel. So auch im Finale, als er nach einem Lauf in die Tiefe das 2:0 erzielte.
DM: Sergio Busquets - Das Metronom der Mannschaft. Ohne spektakuläre Highlights, dennoch von enormer Bedeutung. Del Bosque sagte über ihn: "Wenn man sich das Spiel ansieht, sieht man Busquets nicht. Aber wenn man auf Busquets achtet, sieht man das ganze Spiel."
DM: Xabi Alonso - Ähnliches lässt sich auch über Xabi Alonso sagen. Bei der EM 2012 zeigte er nicht nur seine strategischen Fähigkeiten und wurde auch torgefährlich. Im Viertelfinale gegen Frankreich erzielte er einen Doppelpack.
ZM: Xavi - Der geniale Stratege der Mannschaft. Beim Titelgewinn 2008 wurde er zum besten Spieler des Turniers gewählt, 2012 war er nicht minder wichtig. Unter anderem bereitete er im Finale zwei Treffer vor.
RA: David Silva - Einer der wenigen Spieler im Kader, der in seiner Karriere weder für den FC Barcelona noch für Real Madrid spielte. Die Blütezeit seiner Karriere verbracht er bei Manchester City. Beim 4:0 gegen Irland bereitete er drei Treffer vor und traf einmal selbst. Im Endspiel erzielte er das so wichtige 1:0.
LA: Andres Iniesta - Iniesta war der vielleicht größte Star in einer Mannschaft, die gespickt mit Ikonen des Weltfußballs war. 2010 erzielte er den entscheidenden Treffer im WM-Finale, 2012 wurde er sowohl zum besten Spieler des Turniers als auch zum Man of the Match im Finale gewählt.
ST: Cesc Fabregas - Ein begnadeter Mittelfeldstratege, der jedoch aufgrund der hohen Star-Dichte im Mittelfeld oft nur zweite Wahl war. Vor der EM 2012 ging durch die Verletzung von David Villa und die schwache Form von Fernando Torres beim FC Chelsea eine Lücke im spanischen Sturm auf, in die Fabregas stieß. In jedem Turnierspiel spielte der Barca-Star zeitweise als falsche Neun, dreimal von Beginn an, dreimal als Joker.
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