Die besten Teams der EM-Geschichte seit 2000 - Portugal bei der EM 2004

  • Heim-EM für Portugal
  • Starbesetzte Mannschaft
  • Erster Finaleinzug der Geschichte
Die Portugiesen bei der Heim-EM 2004
Die Portugiesen bei der Heim-EM 2004 /
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Vor dem 21. Jahrhundert galt Portugal nicht als große Fußballnation. Nach dem dritten Platz bei der WM 1966 qualifizierte sich die Mannschaft für gerade einmal drei weitere Turniere vor dem neuen Jahrtausend. Ab 2000 gelang jedoch die Wende. Bei der EM in Belgien und den Niederlanden erreichte die Mannschaft das Halbfinale, in dem sie am späteren Sieger Frankreich scheiterte. Mit Luis Figo gewann im selben Jahr zum ersten Mal seit Eusebio 1965 ein Portugiese den Ballon d'Or.

Anschließend qualifizierte sich die Mannschaft zum ersten Mal seit 1986 für die WM. 2004 gewann der FC Porto die Champions League, das erste Mal seit 1987, dass eine portugiesische Mannschaft den Henkelpott überreicht bekam. Die anschließende EM fand in Portugal statt.

Der Kern der erfolgreichen 2000er-Mannschaft war immer noch am Start und wurde nun unter anderem vom 19-jährigen Cristiano Ronaldo und dem eingebürgerten Porto-Star Deco unterstützt. Es schien alles angerichtet für den ersten Titel der portugiesischen Geschichte.


In der 90min-Serie 'Die besten EM-Teams seit 2000' blicken wir auf insgesamt acht Mannschaften, die im neuen Jahrtausend die Geschichte der Europameisterschaft geprägt haben. Welche Nation hatte die beste Mannschaft auf dem Platz - unabhängig davon, ob es am Ende für den Titel gereicht hat?


Portugal bei der EM 2004 - Die silberne Generation

Ein weiterer prominenter Name stand an der portugiesischen Seitenlinie. Luiz Felipe Scolari war 2002 mit der Mannschaft seines Heimatlandes Brasilien Weltmeister geworden. Anschließend war er zurückgetreten, um sich in Europa zu beweisen, im November 2002 wurde er als neuer Trainer Portugals vorgestellt.

Der Großteil des Kaders spielte in der heimischen Liga. Der amtierende Champions-League-Sieger FC Porto und Benfica Lissabon stellten die meisten Spieler, jeweils sechs.

Der Kader Portugals bei der EM 2004

Tor

  • Ricardo (Sporting)
  • Quim (Sporting Braga)
  • José Moreira (Benfica)

Abwehr

  • Paulo Ferreira (FC Porto)
  • Rui Jorge (Sporting)
  • Jorge Andrande (Deportivo La Coruna)
  • Fernando Couto (Lazio)
  • Miguel (Benfica)
  • Nuno Valente (FC Porto)
  • Beto (Sporting)
  • Ricardo Carvalho (FC Porto)

Mittelfeld

  • Costinha (FC Porto)
  • Luis Figo (Real Madrid)
  • Petit (Benfica)
  • Rui Costa (AC Mailand)
  • Simao (Benfica)
  • Maniche (FC Porto)
  • Tiago (Benfica)
  • Deco (FC Porto)

Sturm

Der Weg bei der EM

Die Erwartungen waren hoch an die portugiesische Mannschaft, die jedoch direkt zu Beginn des Turniers einen echten Schock verkraften musste. Beim Auftaktspiel in Porto stand Figo und Co. dem Außenseiter Griechenland gegenüber. Portugal war klarer Favorit, die Mannschaft von Otto Rehhagel ging jedoch bereits in der siebten Minute durch Georgios Karagounis in Führung. In der zweiten Hälfte erhöhte Angelos Basinas per Elfmeter auf 2:0. Cristiano Ronaldo konnte in der Nachspielzeit nur noch den Ehrentreffer erzielen.

Durch die 1:2-Niederlage stand die Mannschaft früh unter Druck, mit dem sie jedoch gut umzugehen schien. Es folgten ein 2:0-Sieg gegen Russland und ein 1:0 gegen den Nachbarn Spanien. Die sechs Punkte reichten zum Gruppensieg, da Griechenland gegen Spanien 1:1 spielte und gegen Russland verlor.

Im Viertelfinale wartete England. Die "Goldene Generation" der Engländer um Steven Gerrard, Frank Lampard, David Beckham und Michael Owen wurde bei diesem Turnier vom bärenstarken 18-jährigen Wayne Rooney ergänzt. Bereits in der dritten Minute geriet Portugal durch ein Tor von Michael Owen in Rückstand. Lange blieb es bei der 1:0-Führung für die Mannschaft von der Insel, bis in der 83. Minute Helder Postiga mit einem Kopfball nach einer Flanke von Simao ausgleichen konnte. In der 89. Minute wähnte sich England doch noch als Sieger des Spiels. Sol Campbell hatte nach einem Freistoß getroffen, Schiedsrichter Urs Meier erkannte den Treffer jedoch wegen eines Schubsers im Vorfeld nicht an. Verlängerung.

In der 110. Minute schien Rui Costa den Gastgeber mit einem absoluten Traumtor auf die Siegerstraße gebracht zu haben. Der Milan-Star ließ seinen Gegenspieler im Mittelfeld aussteigen und schweißte anschließend den Ball von der Strafraumkante unhaltbar unter die Latte. Fünf Minuten später fand Frank Lampard jedoch die passende Antwort. 2:2. Elfmeterschießen.

Nach den ersten fünf Schützen hatten beide Mannschaften jeweils einmal verschossen. Aston-Villa-Stürmer Darius Vassell trat als sechster englischer Schütze an und fand sich Ricardo im portugiesischen Tor gegenüber, der seine Handschuhe ausgezogen hatte. Mit bloßen Händen hielt der Keeper den Strafstoß und schnappte sich anschließend den Ball, um unhaltbar für den englischen Schlussmann David James zu verwandeln. Portugal stand im Halbfinale.

Dort ging es gegen die Niederlande. Cristiano Ronaldo brachte die Mannschaft von Luiz Felipe Scolari in der 26. Minute in Führung, Maniche erhöhte in der 58. Minute auf 2:0. Fünf Minuten später unterlief Innenverteidiger Andrade ein Eigentor, es wurde nochmal spannend. Oranje schaffte es jedoch nicht, Ricardo noch einmal zu bezwingen. Portugal stand zum ersten Mal im Finale eines großen Turniers!

Dort kam es überraschenderweise zu einem Re-Match des Eröffnungsspiels. Griechenland hatte sensationell Frankreich und Tschechien aus dem Turnier geworfen und stand im Finale. Trotz der Niederlage zu Beginn des Turniers galt Portugal erneut als klarer Favorit, erneut kam es jedoch anders als erhofft. Angelos Charisteas brachte die Griechen in der 57. Minute nach einer Ecke per Kopf in Führung. Die wütende Schlussoffensive der Portugiesen fand immer wieder im griechischen Keeper Antonios Nikopolidis ihren Meister. Griechenland rettete die 1:0-Führung ins Ziel. Die goldene Generation der Portugiesen sollte für immer eine silberne bleiben.

Die Topelf Portugals bei der EM 2004

TW: Ricardo - Der Keeper von Sporting stieg im Viertelfinale gegen England zum Held auf, im Finale war er jedoch ein tragischer. Er verschätzte sich bei der Ecke vor dem Gegentor und kam aus seinem Kasten gestürmt. Charisteas war jedoch zuerst am Ball und köpfte zum entscheidenden Treffer ein.

RV: Miguel - Der Rechtsverteidiger überzeugte durch seine Stärken in der Offensive. Im Finale musste er verletzt ausgewechselt werden, der defensivere Paulo Ferreira kam. In der Schlussphase hätten seine offensiven Qualitäten beim Versuch, den Ausgleich zu erzielen geholfen.

IV: Jorge Andrade - Der Innenverteidiger stand 2004 bei Deportivo La Coruna unter Vertrag, mit denen er sensationell ins Halbfinale der Champions League eingezogen war. Dort scheitere er jedoch an seinem Ex-Verein und späteren Sieger, dem FC Porto. 2007 wechselte er zu Juventus. Bei der alten Dame machte er aufgrund von Verletzungen jedoch nur vier Spiele, 2009 beendete er seine Karriere.

IV: Ricardo Carvalho - Der Abwehrchef der portugiesischen Mannschaft und des FC Porto beim Champions-League-Triumph 2004. Nach der EM wechselte er zusammen mit seinem Trainer José Mourinho zum FC Chelsea. The Special One holte ihn ebenso 2010 zu Real Madrid.

LV: Nuno Valente - Ein weiterer Spieler, der kurz vor der EM die Champions League gewinnen konnte. Sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft war er hinten links gesetzt.

ZM: Costinha - Dasselbe gilt für Costinha, der ebenfalls für Portugal und den FC Porto eine wichtige Rolle einnahm. Stand in jedem EM-Spiel in der Startelf. Wenn die Mannschaft in Rückstand lag, musste er meist für den offensiveren Rui Costa weichen.

ZM: Maniche - Köln-Fans dürften den Mittelfeldspieler noch in Erinnerung haben, wenn auch nicht unbedingt in guten. 2004 war er Leistungsträger der Nationalmannschaft und des FC Porto. Wurde für seine Leistungen bei dem Turnier ins All-Star-Team der UEFA gewählt.

OM: Deco - Der gebürtige Brasilianer war 2004 auf dem Zenit seines Schaffens. Beim Champions-League-Sieg des FC Porto war er der Schlüsselspieler. Er wurde bei der Ballon d'Or-Wahl 2004 Zweiter hinter Andriy Shevchenko. Nach der EM wechselte er zum FC Barcelona, mit dem er 2006 erneut die Champions League gewinnen konnte.

RA: Luis Figo - Der Kapitän und das Aushängeschild Portugals zu dieser Zeit. Gewann 2000 den Ballon d'Or als erster Portugiese seit Eusebio, kurz nachdem er den vielleicht kontroversesten Wechsel der Fußball-Geschichte vollzogen hatte und vom FC Barcelona zu Real Madrid gewechselt war. Während des Turniers gab es Gerüchte um einen Zwist zwischen ihm und Scolari. Trat nach der EM zuerst zurück aus der Nationalmannschaft, um 2005 doch zurückzukehren.

LA: Cristiano Ronaldo - CR7 war 2004 noch ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt, erst im letzten Vorrundenspiel rückte er in die Startelf. Vor der EM hatte der damals 19-Jährige gerade einmal sieben Länderspiele absolviert, mittlerweile sind es 206. Im Eröffnungsspiel gegen Griechenland erzielte er sein erstes Länderspieltor, mittlerweile sind 128. Hinzu kommen 5 Champions League-Titel, 5 Ballon d'Ors und der EM-Titel 2016, um nur die wichtigsten Auszeichnungen zu nennen.

ST: Pauleta - Pauleta bot das komplette Paket, was ein Stürmer haben muss. Schnell, körperlich stark, gut in der Luft, eiskalt im Abschluss. Er erzielte 47 Tore in 88 Länderspielen. Nach der EM wurde er kurzzeitig zum Kapitän Portugals ernannt, bevor Figo das Amt nach seiner Rückkehr wieder übernahm.


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