Die besten Teams der EM-Geschichte seit 2000 - Italien beim verschobenen Jubiläums-Turnier 2021

  • Italien holte bei der EM 2021 den zweiten Titel
  • Gli Azzurri verpassten davor und danach die WM-Teilnahme
  • EM-Turnier musste wegen Corona um ein Jahr verschoben werden
Italien krönte sich 2021 zum zweiten Mal zum Europameister
Italien krönte sich 2021 zum zweiten Mal zum Europameister /
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Italien reist als Titelverteidiger zur EM nach Deutschland. Die Squadra Azzurra hat die aufgrund der Corona-Pandemie von 2020 auf 2021 verschobenen Europameisterschaft im Wembley-Stadion gewonnen. Für die Italiener endete damit eine 53 Jahre lange EM-Durststrecke, nachdem im Jahr 1968 der erste Titel gefeiert werden durfte.

Beim EM-Turnier, das zum 60- jährigen Jubiläum in ganz Europa stattgefunden hatte, war der klare Peak des ansonsten eher kriselnden italienischen Fußballs. Die Italiener hatten die WM 2018 verpasst und qualifizierte sich im Anschluss an den EM-Erfolg auch nicht für die WM 2022 in Katar.


In der 90min-Serie 'Die besten EM-Teams seit 2000' blicken wir auf insgesamt acht Mannschaften, die im neuen Jahrtausend die Geschichte der Europameisterschaft geprägt haben. Welche Nation hatte die beste Mannschaft auf dem Platz - unabhängig davon, ob es am Ende für den Titel gereicht hat?


Italien bei der Kontinental-EM: Der zweite Titel für die Gli Azzurri

Italien gehört zu den ganz großen Nationen des Fußballs. Nach vier gewonnenen WM-Titeln galt es für die Scuadra Azzurri, in Sachen EM-Titeln nachzulegen. Dies glückte nach einer 53-Jährigen Durststrecke, indem das Team die denkwürdige EM 2021 gewinnen konnte. Diese wird vielen immer in Erinnerung dafür bleiben, dass sie erstmalig in ganz Europa ausgetragen wurde. Etwas weniger schön war hingegen die Tatsache, dass die Corona-Pandemie noch immer einen Schleier über Welt und den Fußball legte und die Stadien trotz der Verschiebung von 2020 auf 2021 nur zum Teil gefüllt werden durften.

Davon ließ sich Italien aber nicht beeinflussen Und gewann seinen zweiten Titel. Die defensiv traditionell starke Nation zeigte seine typischen Tugenden und ließ auch gegen die Top-Teams kaum etwas zu. Neben einer sehr starken Defensive konnte Italien aber auch auf ein äußerst spielfreudiges Mittelfeld und torgefährliche Offensivkräfte vertrauen. Demnach konnte Trainer Roberto Mancini ein äußerst funktionierendes 4-3-3-System bilden, das - wie sich zeigte - keine wirkliche Schwachstelle besaß.

Der Kader der italienischen Nationalelf

  • Tor: Gianluigi Donnarumma (Milan), Alex Meret (Napoli), Salvatore Sirigu (Torino)
  • Abwehr Francesco Acerbi (Lazio), Alessandro Bastoni (Inter), Leonardo Bonucci (Juventus), Giorgio Chiellini (Juventus), Giovanni Di Lorenzo (Napoli), Emerson Palmieri (Chelsea), Alessandro Florenzi (Paris Saint-Germain), Leonardo Spinazzola (Roma), Rafael Toloi (Atalanta)
  • Mittelfeld: Nicolo Barella (Inter), Bryan Cristante (Roma), Jorginho (Chelsea), Manuel Locatelli (Sassuolo), Lorenzo Pellegrini (Roma), Marco Verratti (Paris Saint-Germain), Matteo Pessina (Atalanta)
  • Sturm: Andrea Belotti (Torino), Domenico Berardi (Sassuolo), Federico Bernardeschi (Juventus), Federico Chiesa (Juventus), Ciro Immobile (Lazio), Lorenzo Insigne (Napoli), Giacomo Raspadori (Sassuolo).

Der Weg bei der EM

Die Italiener ließen untypischerweise schon in der Gruppenphase mächtig die Muskeln spielen. Beim ersten Gruppenspiel verpasste die Squadra Azzurra der Türkei eine deutliche 3:0-Abreibung. Davon beflügelt, besiegten die Italiener auch die Schweiz klar mit 3:0. Im letzten Gruppenspiel gegen Wales ließen es die Südeuropäer etwas ruhiger angehen, qualifizierten sich jedoch mit einem 1:0-Sieg als Gruppensieger für das Achtelfinale.

Dort wurde es gegen den vermeintlichen Underdog Österreich aber äußerst dramatisch. Erst in der Verlängerung reichte es zu einem äußerst knappen 2:1-Sieg, ehe mit Belgien im Viertelfinale der erste große Brocken wartete. Die Italiener konnten sich dank einer starken ersten Halbzeit mit 2:1 durchsetzen und qualifizierten sich für das Halbfinale. Dort schickte Italien Spanien im Elfmeterschießen nach Hause.

Im Finale musste die Squadra Azzurra gegen England im Wembley-Stadion bestehen. Trotz eines frühen Rückstands in der 2. Minute durch Luke Shaw kam Italien durch einen Bonucci-Treffer zurück. Beim Elfmeterschießen zeigte Italien wenig überraschend die besseren Nerven und durfte sich mit dem Titel in der englischen Hauptstadt schmücken.

Die Topelf von Italien bei der EM 2021

TW: Gianluigi Donnarumma

Donnarumma war 2021 in einer absolut herausragenden Form. Der Keeper stellte auf Länderspielebene einen Rekord von 1.144 Minuten ohne Gegentor auf. Der Rekord umfasst auch die drei Gruppenspiele und das Achtelfinale gegen Österreich, ehe Sasa Kalajdzic die Serie stoppen konnte. Donnarumma brillierte jedoch vor allem in den Partien gegen Spanien und England und war maßgeblich an den Siegen im Elfmeterschießen beteiligt. Folgerichtig wurde der damals erst 22-Jährige als erster Keeper der EM-Geschichte zum Spieler des Turniers gewählt. Zu diesem Zeitpunkt hätte man meinen können, dass Donnarumma all die Torwart-Legenden in den Schatten stellen könne. Ganz so stark wie 2021 war der Italiener zuletzt bei PSG aber nicht unterwegs.

RV: Giovanni Di Lorenzo

Der Rechtsverteidiger von der SSC Neapel war in sechs der sieben EM-Spiele im Einsatz. Zwar gehörte der 35-malige Nationalspieler nicht zu den Spielern, die sonderlich im Mittelpunkt standen, absolvierte aber eine sehr stabile EM. Di Lorenzo zählt auch heute noch zum festen Kern der Nationalmannschaft.

RIV: Leonardo Bonucci

Leonardo Bonucci gehört zu den größten Abwehr-Legenden überhaupt und war bei der EM 2021 einer der prägenden Figuren. Der 121-malige Nationalspieler trat gewohnt souverän auf und machte im EM-Finale den wichtigen Ausgleichstreffer gegen England. Die EM 2021 war jedoch das letzte Event, bei dem Bonucci auf der ganz großen Bühne unterwegs war. Italien verpasste die WM in Katar und Bonucci ließ seine Karriere mäßig erfolgreich bei Union Berlin und Fenerbahce ausklingen.

LIV: Giorgio Chiellini

Natürlich musste Bonucci in der Abwehr auch bei der EM 2021 nicht ohne Nebenmann Chiellini auskommen und man darf durchaus sagen, dass das älteste Abwehr-Duo der EM auch das stärkste war. Chiellini war als äußerst harter, rauer und zweikampfstarker Verteidiger bei in der Nationalmannschaft wie bei Juventus Turin die perfekte Ergänzung zu Bonucci, der mehr durch sein herausragendes Aufbauspiel und seine Intelligenz bestach. Der EM-Titel 2021 war so etwas wie die Krönung für das legendäre Abwehr-Duo.

LV: Leonardo Spinazzola

Spinazzola startete fulminant ins Turnier und war wohl auch der herausragende Außenverteidiger der EM. Mit einem wichtigen Assist gegen Österreich eröffnete er den Italienern den Weg zum Titel. Leider endete seine EM jedoch schon beim Viertelfinal-Duell gegen Belgien mit einem Achillessehnenriss. Ein gewaltiger Tiefschlag, zumal Spinazzola sich eindeutig gerade auf seinem Karriere-Höhepunkt befand. Der verletzte Akteur wurde im Halbfinale und Finale durch den solide agierenden Emerson ersetzt. Spinazzola schaffte zwar später das Comeback in der Nationalmannschaft, zur EM 2024 wird der Außenverteidiger von der AS Rom aber nicht fahren.

ZM: Jorginho

Das Jahr 2021 war jenes, das Jorginho zu Europas Fußballers des Jahres machte. Zwar war die Auszeichnung sehr umstritten, jedoch sorgte nach dem Champions-League-Titel mit Chelsea insbesondere der Erfolg bei der EM für diese. Jorginho zeichnet sich durch ein starkes Passspiel und eine gute Spielitelligenz aus. Sein Level aus dem Jahr 2021 konnte der zentrale Mittelfeldspieler aber nicht halten. Vielmehr verblühte sein Stern wieder recht schnell. Inzwischen spielt Jorginho beim FC Arsenal, ist dort aber meist nur Ersatz. Bei der EM 2024 könnte es hingegen für einen Stammplatz reichen.

RZM: Nicolo Barella

Nicolo Barella gehört seit Jahren zu den Top-Mittelfeldspielern Italiens und der Serie A. Demnach ist es nicht überraschend, dass der Inter-Star auch bei der EM 2021 gesetzt war. Der 53-malige Nationalspieler war beim Viertelfinale gegen Belgien der entscheidende Mann und öffnete mit einem Tor und einem Assist den Weg ins Halbfinale. Der inzwischen 27-Jährige ist noch immer ein wichtiger Spieler der Squadra Azzurra.

LZM: Marco Veratti

Verratti zählte einige Jahre zu den absoluten Top-Spielern auf seiner Position, jedoch wurde er immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Demnach war seine PSG-Zeit auch nicht so stark, wie sie hätte sein können. Bei der EM 2021 spielte jedoch auch er groß auf und war ein wichtiger Faktor. Seit dem letzten Sommer 2023 kickt der 31-Jährige jedoch nur noch in Katar. Folgerichtig wird er bei der EM in Deutschland auch nicht dabei sein.

RA: Federico Chiesa

Der Stern von Chiesa ging bei der EM 2021 so richtig auf. Der Flügelspieler erzielte wichtige Tore gegen Österreich und Spanien und war nach dem Turnier der vielleicht am heißesten gehandelte Italiener. Chiesa blieb bei Juve, wurde dann jedoch von einem Kreuzbandriss zurückgeworfen. Von diesem konnte er sich bislang noch nicht so ganz erholen. Zwar spielt der 27-Jährige weiterhin auf einem starken Niveau, den Schritt in die Weltklasse hat er entgegen der Erwartungen aber nicht geschafft.

LA: Lorenzo Insigne

Insigne zeigte sich im Sommer 2021 ebenfalls in Höchstform und erzielte zwei Turniertreffer. Davon war gerade das Tor gegen Belgien äußerst wichtig. Der kleine und wendige Stürmer war bei der SSC Neapel eines der Aushängeschilder schlechthin. Inzwischen ist der 33-Jährige in Kanada aktiv und nicht für die EM 2024 vorgesehen.

ST: Ciro Immobile

Ciro Immobile ist mit seinem Hang zur Schauspielerei und seinem Killer-Instinkt ein typischer italienischer Stürmer. Der Ex-Dortmunder erzielte bei der EM 2021 zwei Turniertore und gab eine Vorlage. Seine drei Torbeteilgungen beziehen sich jedoch nur auf die Gruppenphase, ehe andere in den Vordergrund rückten. Immobile zeigte sich auch nach der gewonnenen EM bei Lazio stets torgefährlich, spielte aber keine gute Saison 2023/24. Folgerichtig fehlt der Routinier auch beim Groß-Event in Deutschland. Eine Tatsache, die Italien aber noch bereuen könnte.


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