Die Bayern schlagen RB Leipzig: Sechs Erkenntnisse aus dem Bundesliga-Kracher

Der FC Bayern steht nach dem 1:0-Erfolg gegen Leipzig vor dem nächsten Meistertitel.
Der FC Bayern steht nach dem 1:0-Erfolg gegen Leipzig vor dem nächsten Meistertitel. / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Das Spitzenspiel Bayern gegen Leipzig war definitiv eines der Highlights der Saison. In einem umkämpften Spiel behielten die Münchner knapp die Oberhand und stehen vor dem nächsten Titelgewinn. Allerdings hatte das Team von Hansi Flick gerade in der zweiten Hälfte einige Probleme. Hier gibt es unsere Erkenntnisse aus der Partie.

1. Bayern-Abwehr mit ungewohnten Schwächen im Spielaufbau

Jerome Boateng
Das Fehlen von Jerome Boateng war den Bayern anzumerken. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Eigentlich ist es eine große Stärke der Bayern, dem Gegenpressing der Gegner mit einem hochklassigen Aufbauspiel zu entkommen. Zwar leistete sich das Team von Hansi Flick keine entscheidenden Fehler, die Abwehrreihe hatte aber immer noch damit Probleme, das Spiel sauber und strukturiert zu eröffnen. Vor allem in der Leipziger Drangphase nach der Pause waren die Bälle meist viel zu schnell weg. Das Fehlen von Jerome Boateng hat sich hierbei durchaus bemerkbar gemacht. Die Münchner sollten sich folglich zweimal überlegen, ob man sich vom 32-Jährigen wirklich trennen möchte.

2. Auf Lucas Hernández ist Verlass

Lucas Hernandez
Lucas Hernández entwickelt sich zur festen Bank. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Der Weltmeister zeigte wieder einmal, dass die Münchner die 80 Millionen nicht umsonst investiert haben. Henández überzeugte wie gewohnt mit einer starken und kompromisslosen Abwehrleistung. Der 25-Jährige gewann 90 Prozent seiner Zweikämpfe am Boden und 100 Prozent in der Luft. Dem Ex-Madrilenen ist regelrecht die Freude anzusehen, sich mit seinen Gegenspielern giftige Duelle zu liefern. Obwohl Alphonso Davies gegen Paris wieder mitwirken kann, setzt Flick vorerst noch auf den ambitionierten Henández. Dank dem resoluten Verteidiger müssen sich die Münchner im Sommer auch nicht vor einem Alaba-Abgang fürchten.

3. Bayerns Mittelfeld leidet unter Thiago-Abgang

Leon Goretzka, Christopher Nkunku
Der Torschütze Leon Goretzka hatte im Spielaufbau zu kämpfen. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Eigentlich befinden sich Joshua Kimmich und Leon Goretzka in absoluter Topform und haben den Abgang von Thiago Alcantara weitgehend vergessen gemacht. Gestern war jedoch so ein Spiel, bei dem man sich nach dem Spanier gesehnt hat. Insbesondere in der zweiten Hälfte fehlte es dem Mittelfeld an Ballsicherheit. Dem Duo gelang es zu selten brenzlige Situationen auf engen Raum sauber zu überspielen. Dabei traten vor allem bei Leon Goretzka Probleme im Passspiel hervor. Dies führte dazu, dass man im Mittelfeld nicht die gewohnte Dominanz entwickeln konnte. Gegen Gegner, die den Ballführenden derart schnell stören und die Räume eng machen, wie die Leipziger, wäre die Technik und Ballsicherheit von Thiago ein Ruhekissen gewesen.

4. Eric-Maxim Choupo-Moting ist kein Robert Lewandowski

Eric Maxim Choupo-Moting, Willi Orban
Choupo-Moting fehlt der Killerinstinkt / Alexander Hassenstein/Getty Images

Bereits im Vorfeld wusste man, dass Robert Lewandowski nicht zu ersetzen ist. Gegen Leipzig mühte sich Choupo-Moting redlich, konnte das Fehlen des Weltfußballers jedoch nicht vergessen machen. In der ersten Halbzeit machte der Kameruner seine Aufgabe eigentlich gar nicht so schlecht. So verarbeitete er die Bälle stark und leitete sie gekonnt zu den Mitspielern. Dabei bewies er auch, dass er trotz seiner Größe auch technisch durchaus Qualitäten mitbringt. Allerdings traten auch die Schwächen des 32-Jährigen in den Vordergrund. Dieser ist nämlich auf höchstem Niveau einfach kein Torjäger. Die Abschlüsse des Angreifers waren allesamt viel zu harmlos. Mit oftmals falsch gewählten Laufwegen machte er es seinen offensiven Mittelfeldspielern auch nicht immer leicht. Diese erhielten ohnehin nicht die gewohnten Räume, zumal ein Weltfußballer den Fokus der Abwehr in größerem Maße auf sich ziehen kann. In Summe hat Choupo-Moting dennoch das gebracht, was man sich erwarten konnte. Ob dies allerdings genug ist, um gegen Paris oder auch in der Zukunft einen echten Mehrwert darzustellen, darf bezweifelt werden.

5. Der FC Bayern steht dank seiner Effizienz vor der nächsten Meisterschaft

Robert Lewandowski, Leroy Sane, David Alaba
Viele Tore aus wenig Chancen: Die Bayern sind in dieser Saison auffallend effizient. / Pool/Getty Images

Selbst wenn das Team von Hansi Flick phasenweise deutlich unterlegen war, standen am Ende drei Punkte zu Buche. Dies haben die Bayern ihrer unglaublichen Effektivität zu verdanken. Für diese Effizienz ist Leon Goretzka in Abwesenheit von Lewandowski die Münchner Symbolfigur. Bringt sich der Ex-Schalker im Rückraum der Abwehr in Position, dann klingelt es fast immer. Jedenfalls wenn er dann auch noch so gut freigespielt wird, wie in der gestrigen Szene von Thomas Müller. Diese Coolness vor dem Tor ist eine neugewonnene Qualität der Münchner. Laut "Expected Goals" dürften die Bayern in dieser Saison etwa 60 Tore erzielt haben. 79 Treffer in der Realität zeigen allerdings ganz klar, wie Abgezockt das Team ist. Zum Vergleich: Leipzig kommt trotz der lediglich 48 Saisontore laut understat.com immerhin auf 52,4 "Expected Goals". Die Effizienz war also nicht nur für die drei Zähler gestern entscheidend, sondern wahrscheinlich auch für die Münchner Meisterschaft.

6. Gegen Paris Saint-Germain muss eine Steigerung her

Neymar Jr, Kylian Mbappe
Neymar und Mbappé dürften die Münchner Abwehr vor größere Probleme stellen. / Xavier Laine/Getty Images

Gegen die Leipziger war zu sehen, dass die Münchner nicht ganz das Selbstverständnis und die Frische der letzten Saison besitzen. Zudem offenbarte sich, dass dem Offensivspiel mit Robert Lewandowski ein entscheidender Teil fehlt. Dadurch fehlt derzeit ein wenig die Qualität, in Spitzenspielen Dominanz zu erzeugen. Gegen Paris muss folglich fast schon alles stimmen, wenn es für ein Weiterkommen reichen soll. In Leipzig hatte man nämlich auch das Glück, dass Julian Nagelsmann kein echter Torjäger zur Verfügung stand. Dies wird in Paris mit den Superstars Kilian Mbappé und Neymar anders sein. Demnach muss auf jeden Fall nochmal eine Leistungssteigerung her. Die Spieler werden an ihre oberste Leistungsgrenze herankommen müssen, damit auch die Neuauflage des letztjährigen Endspiels ein positives Ende nimmt.