Die 90min-Prognose zum Olympia-Gruppenfinale Deutschland gegen Sambia

Die DFB-Frauen bestreiten gegen Sambia das letzte Gruppenspiel - verlieren verboten. Gelingen die drei Punkte oder wird es mit der Qualifikation für das Viertelfinale knapp? Die Tipps der 90min-Redaktion.
Kann Deutschland den starken sambischen Sturm aufhalten? Die DFB-Frauen spielen das letzte Match der Gruppenphase gegen Sambia
Kann Deutschland den starken sambischen Sturm aufhalten? Die DFB-Frauen spielen das letzte Match der Gruppenphase gegen Sambia / VALERY HACHE/GettyImages
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Die DFB-Frauen treffen in ihrem dritten Gruppenspiel auf Sambia. Nach der bitteren 1:4-Niederlage gegen die USA gilt es nun, wieder zu punkten. Mit drei Zählern hat Deutschland gute Chancen auf die K.O.-Phase der Olympischen Spiele, ist aber noch nicht sicher qualifiziert. Auf dem Papier ist die Elf von Interimstrainer Horst Hrubesch gegen den Frauenfußball-Weltranglisten-64. zwar klar favorisiert.

Aber Deutschland hat gegen Sambia schon vor der WM 2023 den Kürzeren gezogen. Vor allem Sambias Rekordstürmerin Barbra Banda war dabei stark. "Da haben sie uns einfach zwei, drei Bälle hinter die Kette geschlagen - und schwups war sie weg", erinnerte sich Kapitänin Alexandra Popp vor dem Spiel. Sambias Sturm zeigte zuletzt beim Spiel gegen Australien seine Stärken, die Verteidigung jedoch auch ihre Schwächen. Mit 5:6 verlor das Team und hat so null Zähler auf dem Konto.

Klara Bühl verriet schon einen Teil des Matchplans: "Unser Ziel ist es, sehr, sehr viele Torschüsse abzugeben, die Torhüterin vor Herausforderungen zu stellen", sagte Klara Bühl. Denn bei der Niederlage gegen Australien (ein "sehr, sehr wildes Spiel", O-Ton Bühl) patzte Sambias Nummer eins Ngambo Musole mehrfach. Reicht das für die DFB-Frauen? Die Tipps der Redaktion.

Adriana Wehrens: DFB-Frauen zeigen eine Reaktion

Beim letzten Mal, als es hieß Deutschland gegen Sambia im Sommer 2023 kurz vor der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gab es eine faustdicke Überraschung für die DFB-Frauen. Eigentlich hatte man sich vor dem wichtigen Turnier Sicherheit gegen die afrikanische Mannschaft holen wollen. Stattdessen setzte es eine Niederlage mit dem entscheidenden Gegentreffer kurz vor Schluss (Endergebnis 2:3).

Den Unterschied machte die disziplinierte Abwehrarbeit der Copper Queens gepaart mit pfeilschnellen Offensivspielerinnen - allen voran die zwei teuersten Transfers im Fußball der Frauen, Barbra Banda und Racheal Kundananji. Vor allem Banda, die aktuell für die Orlando Pride in der US-amerikanischen NWSL aufläuft, bereitete der deutschen Abwehr große Probleme. Marina Hegering und Kathy Hendrich sahen mehrfach nicht gut aus, als die sambischen Spielerinnen ohne große Probleme an ihnen vorbeiziehen konnten. 

Blickt man zurück auf das letzte Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen die USA, stellt man fest, dass dort genau das gleiche gravierende Probleme aufgetreten ist. Nämlich, dass Gegenspielerinnen wie Trinity Rodman und Sophia Smith mit viel Tempo über die Flügel nur selten gestoppt werden konnten. Ähnlich könnte es auch gegen die Südafrikanerinnen laufen, insofern personell oder taktisch keine Umstellungen erfolgen. 

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass Bibiane Schulze Solano ihre Chance in der Innenverteidigung erhält, die mit vergleichsweise mehr Schnelligkeit als ihre Kolleginnen daherkommt. Auch bei ihren bisherigen Einsätzen hat sich die Defensivspielerin von Athletic Madrid stets solide präsentierte. Zusätzlich müssen auch andere Akteurinnen neben Giulia Gwinn bereit sein, die nötige Verantwortung zu übernehmen und bis zum Schluss um jeden Ball zu kämpfen. Das wird gegen den nächsten Gegner, der auch körperlich einiges entgegenzusetzen weiß, essenziell sein.  

Ich tippe, dass Deutschland die Revanche gegen Sambia gelingen wird, weil nach der Niederlage gegen das USWNT nun unbedingt eine Reaktion folgen muss. Ein Erfolgserlebnis muss her, um den sicheren Einzug ins Viertelfinale zu garantieren. Denn auf keinen Fall soll wieder ein ähnliches Debakel wie vor einem Jahr wie bei dem enttäuschenden Gruppenfinal-Aus bei der WM entstehen.

Das Team von Horst Hrubesch muss allerdings wieder zurück zu seinen Stärken finden und den Dosenöffner zur rechten Zeit betätigen. Da sind vor allem die offensiven Kräfte wie Schüller, Bühl und Brand gefragt, die zuletzt gegen die USA nur wenige Akzente setzen konnten, als die letzte Entschlossenheit noch fehlte. 

Mein Tipp: 3:1 für Deutschland

Theresa Alexander: Deutschland bestimmt das Spiel - aber zeigt Defensivschwächen

Nach dem schweren Spiel gegen die USA hat Deutschland nun die Chance, sich gegen Sambia für das Viertelfinale zu qualifizieren. Erst im vergangenen Jahr unterlag Deutschland Sambia im letzten Testspiel vor der verpatzten WM - wer abergläubisch ist, könnte darin ein schlechtes Omen sehen, vor allem wenn man sich die Schwächen der deutschen Nationalmannschaft im letzten Spiel anschaut.

Die USA wussten die Schwächen der Deutschen zu nutzen und zeigten, wie man die Mannschaft von Horst Hrubesch schlagen kann. Besonders die deutsche Defensive wurde immer wieder vor Probleme gestellt. Hrubesch und sein Trainerteam konnten aber auch sehen, wo die Schwächen liegen und was man im nächsten Spiel gegen Sambia anders machen muss, denn die Sambierinnen sind in der Offensive ähnlich schnell wie die USA.

Im Spiel wird es darauf ankommen, Sambia so wenig Raum wie möglich zu geben und ihre Stärken im Angriff zu unterbinden. In der Defensive wackelten sie im letzten Spiel gegen Australien und kassierten sechs Gegentore - das kann und muss Deutschland ausnutzen, wenn man als Siegerinnen vom Platz gehen will. Mit Klara Bühl, Lea Schüller und Jule Brand verfügt auch Deutschland über starke und schnelle Offensivspielerinnen - die Chancenverwertung muss diesmal stimmen. 

Mein Tipp: Beide Mannschaften werden sich Chancen erarbeiten und ihre Tore schießen, aber Deutschland wird die spielbestimmende Mannschaft sein und sich trotz Unsicherheiten in der Defensive wieder steigern und am Ende verdient mit 3:2 gewinnen. 

Carmen Stadelmann: Kein schöner Sieg, aber ein Sieg

Nach der dann doch deutlichen Klatsche gegen die USA müssen die DFB-Frauen ein anderes Gesicht zeigen. Im letzten Gruppenspiel gegen Sambia sollte das Kollektiv wieder funktionieren. Die teilweise anfällige deutsche Verteidigung muss gegen die schnellen sambischen Stürmerinnen wie Banda oder Kundananji einen perfekten Tag erwischen - Fehler werden da sofort bestraft. Doch auch in der Offensive muss Deutschland eine Schippe drauflegen. Im Vergleich zu den USA wirkte es schon so, als wäre das Team von Emma Hayes athletisch deutlich mehr auf der Höhe als der DFB-Tross. 

Ihre Torgefahr stellte Sambia beim letzten Spiel gegen Australien unter Beweis: 5:2 führten die Copper Queens bereits in der 56. Minute. Dann ging es aber bergab und die Matildas konnten die Partie noch zu einem 6:5-Sieg drehen. Folglich geht auch Sambia mit einer Niederlage in das Spiel gegen Deutschland. Besonders in der Defensive zeigten die Afrikanerinnen Schwächen, die das Team von Horst Hrubesch nutzen kann. 

Ich erwarte eine kämpferische deutsche Mannschaft, die ein anderes Gesicht als zuletzt zeigen will. Dennoch wird die Null hinten wohl nicht stehen bleiben, dafür sind die sambischen Stürmerinnen zu kaltschnäuzig. Es ist zu hoffen, dass Deutschland aus der letzten Begegnung der beiden Teams, die Sambia 3:2 für sich entschied, gelernt hat und ein Mittel gegen die schnellen Stürmerinnen Sambias finden konnte - wenn nicht könnte das Spiel auch ins Auge gehen. 

Mein Tipp ist ein knapper und vermutlich nicht unbedingt ansehnlicher beziehungswiese spielerisch schöner 2:1-Sieg für Deutschland.

Helene Altgelt: Zittern beim DFB-Team - und kein Sieg

Das Selbstvertrauen ist eine fragile Angelegenheit, das wissen auch die DFB-Frauen. Kaum gewonnen (durch den souveränen Sieg gegen Australien), so verronnen (durch die klare Niederlage gegen die USA). Die große Frage, die Deutschland nun schon seit einem Jahr verfolgt, bleibt damit unbeantwortet. Wo stehen wir denn nun?

Deutschland steht zwischen Hochs, wie der erfolgreichen Olympia-Quali dank Sieg gegen die Niederlande, und den zahlenmäßig häufigeren Tiefs. Statistisch müsste jetzt wieder ein Hoch kommen, aber darauf ist wenig Verlass.

Bessere Argumente sind da schon die Folgenden: Sambia hat bei den Olympischen Spielen bisher noch keine Partie gewonnen und zeigte sich auch bei der WM 2023, trotz großer Hoffnungen, enttäuschend schwach. Die Copper Queens sind in Mittelfeld, Verteidigung und Tor einfach zu schwach, um mithalten zu können. Auch gegen Australien zeigten sich eklatante Abwehrfehler, die sich niemand sonst beim Turnier leistet.

Für all das kompensiert freilich ein extrem starker Sturm mit den zwei teuersten Spielerinnen der Welt, Barbra Banda und Racheal Kundananji. Sie haben dem DFB-Team schon in der Vergangenheit Alpträume bereitet, sie können es auch jetzt noch. Das Spiel gegen die USA macht wenig Hoffnung, wie Deutschland gegen diese Athletik und Technik bestehen soll.

Da Interimstrainer Horst Hrubesch wegen des kleinen Kaders wenig Alternativen zur Verfügung hat, wird es defensiv schwierig. Vielleicht ist ein Schlagabtausch mit offenem Visier sogar die beste Wahl: Ein Tor mehr zu schießen als Sambia klingt durchaus möglich. Es wäre aber eine riskante Wette. Ansonsten sollte sich Deutschland darauf konzentrieren, wenige Bälle in die Sturmspitze zuzulassen und selbst eiskalt zu bleiben. Schwer vorstellbar, dass es dabei nicht die ein oder andere Schrecksekunde gibt.

Mein Tipp: Unentschieden, 2:2 - und eines der beiden Teams schießt ein spätes Tor.