Die 5 besten Bundesliga-Mittelfeldspielerinnen (Sechs & Acht) der Saison 2023/24
Von Helene Altgelt
Wir blicken auf die Bundesliga-Saison 23/24 zurück und küren im 90min-Ranking die besten Sechserinnen und Achterinnen der abgelaufenen Spielzeit.
5. Katharina Piljić (SGS Essen)
Gleich zwei defensive Mittelfeldspielerinnen, die von Essen nach Leverkusen wechselten, sind auf dieser Liste vertreten: Elisa Senß ging diesen Weg schon vor Jahren, Katharina Piljić hat sich nun nach der Saison 2023/24 für einen Wechsel unter das Bayerkreuz entschieden - dort übernimmt sie jetzt die Rückennummer 6 von Senß.
Piljić ist eins der vielen Talente aus der Essener Schmiede, spielt schon seit 2018 bei der SGS. Damals kam sie zur U17, seit schon vier Spielzeiten läuft sie regelmäßig in der Bundesliga auf. Piljić punktet mit ihrer Vielseitigkeit - kann auch in der Innenverteidigung oder offensiver spielen - und ist defensiv robust.
In den Spielen gegen die Topteams, gerade gegen Wolfsburg, zeigte sich diese Spielzeit aber auch noch, wo bei ihr Luft nach oben ist - bei Leverkusen will die 20-Jährige jetzt weiter an ihren Schwächen feilen.
4. Lena Oberdorf (VfL Wolfsburg)
Lena Oberdorf ist selbst ihre schärfste Kritikerin: Dass die Saison 2023/24 nicht ihre Beste war, gab die Sechserin selbst offen zu. "Ich hatte in der Hinrunde echt eine schwierige Phase, in der ich nicht richtig an meine Leistungen der vergangenen Saisons anknüpfen konnte", sagte Oberdorf im Februar.
Der Druck, die Beobachtung durch die Öffentlichkeit, die ständige Belastung - all das hat wohl eine Rolle bei ihrer Formdelle gespielt. "Mir geht es primär darum, die alte Obi wiederzufinden, einfach Spaß zu haben und Lockerheit reinzubringen", sagte sie.
Die Suche nach mehr Lockerheit und neuen Inspirationen spielte dann auch eine Rolle bei ihrem vieldiskutierten Transfer zu Bayern, wie Oberdorf jüngst verriet. Sie sei "irgendwie im Trott" gewesen, habe eine neue Herausforderung gesucht.
In der Rückrunde zeigte sich dann schon, was Bayern von der lockeren "Obi" erwarten kann: Die 22-Jährige steigerte sich im Vergleich zur Hinrunde deutlich, spielte konzentrierter und zeigte auch mehr Torgefahr. Ihr bestes Spiel der Saison war - ausgerechnet - das Pokalfinale gegen ihren neuen Klub Bayern.
Obwohl die Saison für ihre Maßstäbe in Teilen enttäuschend war, hat Oberdorf fantastische Statistiken - eine Zweikampfquote von 65,1% und in Luftduellen ein Erfolg von 71,7% sind Zahlen, von denen die allermeisten nur träumen können.
Dass Wolfsburg am Anfang der Saison schwächelte, hatte auch viel damit zu tun, dass Oberdorf nicht ganz an ihr übliches Leistungsniveau herankam - nun muss der VfL die Herausforderung meistern, sich ganz ohne sie aufzustellen.
3. Elisa Senß (Bayer Leverkusen)
Wenn Wegbegleiter über Elisa Senß sprechen, dann fallen oft die Worte "bissig" und "ehrgeizig". Auch DFB-Interimstrainer Horst Hrubesch: "Sensationell" fand er die Leistung von Senß bei ihrem Debüt - ein Verb, das sich bei ihrem Nachnamen wohl anbietet. "Sie hat diesen Charakter, diesen Willen. Und sie hat die Qualität", sagte er.
Das lässt vielleicht an eine eiskalte Abräumerin im Mittelfeld denken - Senß ist aber das genaue Gegenteil, denn der Trumpf der Sechserin sind ihre starke Technik und ihre Übersicht. Die nur 1,61 Meter große Senß antizipiert mit ihrer intelligenten Spielweise viele Angriffe - aber die Leverkusenerin hat in ihrer Karriere auch gelernt, dass manchmal auch die schönste Technik nichts hilft und spielt nun körperlicher und effizienter.
Für Senß ging es in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben - von Meppen über Essen nach Leverkusen, und nun zu Eintracht Frankfurt. Senß übernimmt viel Verantwortung, war bei Bayer 04 Kapitänin und das kreative Herz des Teams.
Senß ist im Eins-gegen-Eins stark, aber auch cleverer und uneigennütziger geworden: "Sie ist eine totale Mannschaftsspielerin geworden, macht keine Fehler", sagt ihr ehemaliger Trainer bei Meppen, Roger Müller, über die 26-Jährige.
2. Barbara Dunst (Eintracht Frankfurt)
Dunst hat eine sehr starke Saison hinter sich: In der Hinrunde war sie eine der besten Spielerinnen der Frauen-Bundesliga. Ob Distanzschuss oder Dribblings, bei Dunst funktionierte sehr viel. Die 26-Jährige ging voran, trieb mit ihrer Dynamik das Frankfurter Spiel immer wieder voran und passt perfekt zu dem Konterspiel der SGE.
Dunst wurde folgerichtig als Österreichs Fußballerin des Jahres 2023 gewählt - sogar mit der höchsten Punkteausbeute überhaupt. Ein "Powerbündel" nannte Eintracht-Trainer Niko Arnautis sie, und eine "Straßenfußballerin" - in Zeiten, in denen gerne die Gleichförmigkeit aller kritisiert wird, das größtmögliche Kompliment.
"Babsi hat sich im letzten Jahr als Fußballerin stark weiterentwickelt, ist aber auch als Mensch gereift", bescheinigte die österreichische Nationaltrainerin Irene Fuhrmann ihr. Auch wenn sie in der Rückrunde nicht ganz so viele Scorerpunkte sammeln konnte wie in der Hinrunde (14), hat Dunst eine starke Saison hinter sich.
1. Georgia Stanway und Sarah Zadrazil (Bayern München)
Georgia Stanway hat in der Saison 2023/24 von allen Spielerinnen der Liga das höchste Ranking auf FotMob- das Statistikportal gibt der Engländerin den herausrangenden Mittelwert von 8,06 für die Saison. Gerade zu Beginn und Ende der Saison glänzte die 25-Jährige, von Bayern-Trainer Alexander Straus stolz als "Maschine" bezeichnet.
Stanway hat das Versprechen gehalten, das sie an die Isar brachte: In einem Mittelfeld von hochtalentierten Technikerinnen sollte sie mehr Athletik und Durchsetzungskraft bringen. Stanway kann sich exzellent durch die Abwehrreihen durchtanken, aber brilliert auch als Taktgeberin.
Ganze 1342 Pässe hat sie diese Saison geschlagen, mehr als 86% davon kamen an. Stanway hat eine große Präsenz und macht auch ihre Mitspielerinnen besser - damit hatte sie einen großen Anteil an der Münchner Verteidigung der Meisterschale.
Aber ohne Sarah Zadrazil ist das Bayern-Mittelfeld auch nicht zu denken. Obwohl Georgia Stanway für die spektakulären Grätschen sorgt, hat Zadrazil einen genauso großen Wert, bleibt mit dem Ball ruhig und ist auch deutlich zweikampfstärker geworden.
Honourable Mentions
Lina Hausicke hätte gute Karten gehabt, wieder auf der Liste zu landen - die Bremerin überzeugte erneut mit ihren starken Kopfbällen und ging bei Werder als Kapitänin voran. Hausicke verletzte sich aber zu Beginn der Hinrunde - das war auch dem Werder-Team deutlich anzumerken, die danach nicht mehr ganz an die vorherigen Leistungen herankamen.
Eine solide Saison spielte auch Jana Feldkamp, die bei der TSG Hoffenheim wieder mal im Mittelfeld unaufgeregt ihren Job machte - ein paar mehr offensive Impulse hätte ihr Team aber gut gebrauchen können.