Die 5 besten Bundesliga-Innenverteidigerinnen der Saison 2023/24
Bei der Wahl zur Spielerin des Spiels werden Innenverteidigerinnen nur äußerst selten gewählt und das, obwohl sie es oftmals sind, die den Laden zusammenhalten. Eine moderne Innenverteidigerin kann dabei weitaus mehr als "nur" verteidigen - Kopfballspiel und offensive Momente zählen ebenso dazu wie defensive Robustheit. Diese 5 Spielerinnen konnten unserer Meinung nach in dieser Bundesliga-Saison 2023/24 am meisten überzeugen. (Statistiken beziehen sich auf die Auswertungen von FotMob)
5. Marina Hegering (VfL Wolfsburg)
Marina Hegering ist sowohl beim VfL Wolfsburg als auch in der deutschen Nationalmannschaft eine feste Größe. Die 34-Jährige verfügt auf ihrer Position über so viel Erfahrung wie kaum eine andere Spielerin. Gemeinsam mit Kathrin Hendrich dirigiert Hegerin die Abwehrreihe der DFB-Pokal Rekordsiegerinnen. 17 Bundesliga-Partien kann die Nationalspielerin in dieser Saison für sich verbuchen, wobei sie 13 Mal von Anfang an auf dem Spielbogen stand.
Marina Hegering ist das Sinnbild einer robusten Spielerin. In Zweikämpfe geht die 34-Jährige immer mit vollem Einsatz und riskiert mitunter auch schon mal ihre eigene Gesundheit. Eine ihrer Stärken ist das Kopfballspiel: Hegering gewinnt im Vergleich mehr Luftzweikämpfe als 98 Prozent der Innenverteidigerinnen in ähnlichen Ligen. Mit dem Kopf erzielte Hegering auch in dieser Saison ein Tor. Eine weitere Qualität sind ihre Distanzschüsse: Im Spiel gegen die SGS Essen Ende Januar traf Hegering beispielsweise aus rund 25 Metern mit einem strammen, aber platzierten Abschluss in den Winkel.
Außerdem konnte Marina Hegering in dieser Saison mit drei Assists weitere Scorer-Punkte sammeln. Die Abwehrspielerin ist mitverantwortlich, dass Merle Frohms zehn Mal eine weiße Weste wahren konnte. Der VfL und die Nationalmannschaft profitieren von Marina Hegerings Abgeklärtheit und Erfahrung.
4. Sophia Kleinherne (Eintracht Frankfurt)
Einen Namen braucht sich Sophia Kleinherne nicht mehr machen. Mit nur 24-Jahren gehört die Frankfurter Innenverteidigerin bereits zu einer festen Größe auf ihrer Position. Seit mehreren Saisons zeigt Kleinherne konstante Leistungen und etablierte sich zu einer unverzichtbaren Spielerin für Coach Niko Arnautis. Die junge Verteidigerin ist eines der Gesichter und absoluten Leistungsträger der Adlerträgerinnen.
Sophia Kleinherne verkörpert das Spiel einer modernen Verteidigerin. In harte Zweikämpfe gerät die 24-Jährige selten, da sie durch ihr Stellungsspiel und ihre Grundschnelligkeit viele Laufduelle gegen gegnerische Angreiferinnen gewinnt. Eine weiter Qualität von Sophia Kleinherne ist der Spielaufbau: Durch präzise Pässe eröffnet die Verteidigerin das Spiel der Adlerträgerinnen - ihre Passgenauigkeit liegt dabei bei einem Spitzenwert von 89,7 Prozent.
Angesichts der Leistungen von Sophia Kleinherne ist es für viele Fans unverständlich, wieso die Innenverteidigerin von Horst Hrubesch nicht mehr für die Nationalmannschaft berücksichtigt wird. In den letzten Lehrgängen wurde Kleinherne nur auf Abruf nominiert. Die junge Spielerin wird alles daran setzen, ihre Leistungen weiterhin so konstant zu halten, um in Zukunft wieder im Kreise der Nationalmannschaft verkehren zu dürfen.
3. e (SGS Essen)
Am Ende der Saison steht die SGS Essen auf Platz vier, zwischen Frankfurt und Hoffenheim. Eine Platzierung, die viele so nicht erwartet hätten. Doch das junge Team von Markus Högner konnte überraschen. Eine Stütze dieses Erfolgs ist Jaqueline Meißner: 2011 kam die Innenverteidigerin nach Essen und stand in 254 Ligaspielen für die SGS auf dem Rasen. Auch in dieser Saison verpasste die 30-Jährige keine Bundesliga-Partie.
Ihre Spielübersicht zeichnet Meißner aus, zu 66,2 Prozent gewinnt die Innenverteidigerin ihre direkten Zweikämpfe. Doch die gebürtige Dortmunderin sieht die defensive Stabilität nicht nur als "Verdienst" der Abwehr: "Die Defensivarbeit fängt mit dem Pressing der Angreiferinnen an und geht im Mittelfeld weiter", erklärt Meißner Ende des vergangenen Jahres in einem Interview mit dfb.de. Dennoch war es eben oft Jaqueline Meißner, die in letzter Sekunde eine Großchance verhindern konnte.
Die SGS war die erste Bundesliga-Station der Verteidigerin - und wird auch die letzte bleiben: "Es macht mir Spaß, für diesen Verein zu spielen und ich werde sicher auch nicht mehr wechseln", stellte Meißner klar. Die SGS Essen darf sich also weiterhin auf die Dienste ihrer Abwehrchefin freuen, um mit ihr nächste Saison wieder die Großen zu ärgern.
2. Michelle Ulbrich (Werder Bremen)
Werders Dauerbrennerin Michelle Ulbrich ist aus der Abwehrreihe der Werderanerinnen nicht mehr wegzudenken. Seit 2012 spielt die 27-Jährige im Trikot der Grün-Weißen und ist mit 252 Spielen die aktuelle Rekordspielerin in Bremen. "Es ist immer schön, wenn man bei seinem Herzensverein so eine Marke erreicht", sagt sie in einem Interview mit werder.de.
Nach der schweren Kreuzbandverletzung von Kapitänin Lina Hausicke übernahm Ulbrich mit der Kapitänsbinde noch mehr Verantwortung. Insgesamt fehlte Ulbrichs Name in keiner Startelf der vergangenen Saison.
Für Gegner ist es immer unangenehm gegen die körperlich starke Mannschaft von Bremen zu spielen - auch Ulbrich verkörpert diesen Spielstil. 129 Mal konnte die Innenverteidigerin den Ball wiedererobern und bildet somit einen wichtigen Rückhalt im Team aus dem Norden. Es scheint, als wären die Werderanerinnen im Oberhaus angekommen und etablieren sich zu einem gefestigten Team im Mittelfeld der Tabelle.
Besonders auffällig sind auch die offensiven Akzente, die Michelle Ulbrich setzt: In dieser Saison absolvierte sie mehr Schussversuche als 90 Prozent der Innenverteidigerinnen in ähnlichen Ligen und war damit auch vier Mal erfolgreich: Als treffsichere Elfmeterschützin führte Ulbrich Bremen beispielsweise zum Sieg im letzten Saisonspiel gegen Leverkusen und mit dem Kopf war die Verteidigerin sowohl offensiv als auch defensiv erfolgreich.
1. Glódis Viggósdóttir (FC Bayern München)
An Glódis Viggósdóttir führt aktuell kein Weg vorbei, sowohl auf dem Platz als auch in unserem Ranking. Die Abwehrchefin der FC Bayern Frauen zeigte in dieser Saison einmal mehr, wieso die Isländerin als beste Verteidigerin der Liga gehandelt wird. Viggósdóttir hatten einen großen Anteil daran, dass die Münchenerinnen mit nur acht Gegentoren, die bei weitem beste Defensive der Liga stellen.
Cheftrainer Alexander Straus geht sogar so weit zu sagen, dass die 28-jährige Isländerin "eine der besten Innenverteidigerinnen Europas" sei. Diese Wertschätzung misst sich auch anhand der Einsatzzeit: Bereits in der zweiten Saison hintereinander bestritt Glódis Viggósdóttir alle 22 Bundesliga-Spiele von Anfang an - ausgewechselt wurde sie jeweils nur ein einziges Mal. Eine Startelfgarantie hat die Kapitänin in jedem Fall, wird dieser aber auch gerecht.
Durch ihre kommunikative Art und Weise führt die Isländerin die Abwehrreihe an. Viggósdóttir kann das Spiel lesen, durch ihre Cleverness und ihr Stellungsspiel antizipiert und fängt die Isländerin viele Bälle ab. Die Kapitänin greift aktiv in den Spielaufbau mit ein, hat mehr Ballkontakte als 95 Prozent der Innenverteidigerinnen in ähnlichen Ligen - ihre Passgenauigkeit liegt bei 88,7 Prozent. Auch in der Luft gewinnt Viggósdóttir den Großteil der Zweikämpfe, wodurch sie Torchancen verhindert, aber auf der anderen Seite auch selber kreiert, indem sie als eine der Zielspielerinnen bei Standards des amtierenden Meisters fungiert.
Honourable Mentions
- Magdalena Eriksson wechselte im Sommer vom FC Chelsea nach München und nahm sofort eine wichtige Rolle neben Viggósdóttir ein. Neben ihrer souveränen Art zu verteidigen konnte Eriksson auch vier Tore erzielen und fungierte aufgrund ihres guten Kopfballspiels als Zielspielerin der Standards. Im Elfmeterschießen des DFB-Pokal Halbfinals gegen Frankfurt übernahm Eriksson auch gleich Verantwortung. Nach einer guten Hinrunde wurde die Schwedin allerdings aufgrund eines Mittelfußbruchs ausgebremst und verpasste dadurch wichtige Spiele wie die Rückrunden-Partien gegen Eintracht Frankfurt und den VfL Wolfsburg. Ihre Vertretung Linda Sembrant konnte die Schwedin aber auch gut vertreten. Generell zeigte die komplette Abwehrkette der Meisterinnen kaum Wackler und spielte eine gute Saison.
- Sara Doorsoun spielte eine solide und gute Saison. Ihre Schnelligkeit verschafft ihr in Laufduellen oftmals den entscheidenden Vorteil. Der Blick auf die Statistik verrät allerdings, dass Doorsoun in der Luft und im Zweikampf den anderen Innenverteidigerinnen dieser Liste unterlegen ist. Dennoch ist die 33-Jährige sowohl für Frankfurt als auch für den DFB eine wichtige Stütze in der Verteidigung.
- Janina Minge war eigentlich im zentralen Mittelfeld zuhause, forcierte unter Theresa Merk aber immer mehr zur Innenverteidigerin. Dort überzeugte die 24-Jährige mit ihrer Zweikampfführung und ihrem Spielaufbau. Dadurch wurde auch der VfL Wolfsburg auf Minge aufmerksam, die die Wölfinnen in der kommenden Saison verstärken wird. Janina Minge spielte jedes Spiel für die Braisgauerinnen von Beginn an. Im allerletzten Spiele wurde Minge in der 85. Minute zum ersten Mal ausgewechselt. Grundsätzlich gilt die Defensive von Freiburg aber nicht als sonderlich sattelfest, da sie sich zu viele Wackler erlaubten.