"Man redet sich die Sachen schön!" - Didi Hamann mit harter Kritik am BVB
Von Daniel Holfelder
Sky-Experte Didi Hamann übt harte Kritik an Borussia Dortmund. Der Ex-Profi wirft dem BVB mangelnde Selbstkritik vor und findet, dass Mats Hummels den Schwarzgelben als Kapitän deutlich besser zu Gesicht stünde als Marco Reus. Darüber hinaus prophezeit Hamann den Dortmundern ein ungemütliches Revierderby und lobt Neuzugang Salih Özcan in den höchsten Tönen.
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Borussia Dortmund steht in der Bundesliga auf dem sechsten Tabellenplatz. In der ersten Runde des DFB-Pokals haben sich die Schwarzgelben souverän mit 3:0 gegen 1860 München durchgesetzt. In der Champions League hat der BVB zwar das zweite Gruppenspiel knapp gegen Manchester City verloren, belegt nach dem 3:0 zum Auftakt gegen Kopenhagen aber dennoch den zweiten Platz.
Ein durchaus vernünftiger Saisonstart, könnte man meinen. Sky-Experte Didi Hamann allerdings bewertet die Lage beim BVB deutlich kritischer. Im Interview mit der Bild-Zeitung prangert der Ex-Profi fehlende Selbstkritik in Dortmund an und fordert den Ruhrpott-Klub dazu auf, "die Sachen anzusprechen, wie sie sind."
Zum Anlass für seine Kritik nimmt Hamann die Reaktionen auf das 1:2 gegen Manchester City. Bis auf Mats Hummels hätten die BVB-Beteiligten die Niederlage schöngeredet, findet der 49-Jährige: " Ich war überrascht, als ich Sportdirektor Sebastian Kehl, den ich sehr schätze und der im Sommer sehr gute Arbeit geleistet hat, gehört habe. Er sagte, er sei stolz auf die Mannschaft. Und Trainer Edin Terzic sagte, es sei ein sehr gutes Spiel; Spieler Emre Can sagte, es sei ein extrem gutes Spiel gewesen. Man redet sich die Sachen in Dortmund schön!"
Das Spiel gegen die Skyblues, führt Hamann aus, hätte der BVB nie verlieren dürfen. "Wie es Hummels genau richtig analysiert hat: Man City war über 70 bis 80 Minuten planlos, ideenlos, hilflos – und findet trotzdem einen Weg, das Spiel zu gewinnen. Das sagt über Man City genauso viel aus wie über Dortmund", erklärt der 59-fache deutsche Nationalspieler. "Wenn du dann im Nachgang in den Aussagen stolz darauf bist, frage ich mich, was die Ansprüche sind."
Wenn die Dortmunder den Anspruch, eine Top-Mannschaft zu sein, erfüllen wollen, bedarf es Hamann zufolge deutlich mehr Selbstkritik. "Es ist zwingend notwendig, dass die Führungsriege die Sachen klar anspricht, wie sie sind", mahnt der Sky-Experte. "Aber stattdessen geben solche Aussagen der Mannschaft ein Alibi. Verlieren darf als Borussia Dortmund nicht okay sein."
Hummels der "wahre Kapitän"
Darüber hinaus stellt der gebürtige Oberpfälzer BVB-Kapitän Marco Reus in Frage. Reus sei zwar "sehr gut in die Saison gestartet" und habe "tolle Leistungen auf dem Platz gebracht." Dennoch hält Hamann Mats Hummels für den geeigneteren Kapitän.
Angesprochen auf die Szene kurz nach dem Schlusspfiff in Manchester, als Hummels mit erhobenem Zeigefinger auf Reus einredete, meint der ehemalige Bayern- und Liverpool-Spieler: "Wenn mehr Dortmund-Spieler diese Denke haben würden, dann würde so etwas seltener passieren. Ich verstehe Hummels da. [...] Für mich wäre Hummels die bessere Wahl als Kapitän. Vielleicht würde das auch Gewicht von Reus' Schultern nehmen. Solche Töne würden nicht schaden, wenn der Kapitän sie nach so einem Spiel sagen würde. Und wenn stattdessen Hummels dem Kapitän auf dem Feld sagt, was er falsch gemacht hat – wenn man das so interpretieren kann –, dann zeigt das irgendwo, wer der wahre Kapitän ist."
Revierderby: "Vorzeichen könnten für Schalke nicht besser sein"
Das anstehende Revierderby gegen Schalke kommt Hamanns Ansicht nach zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für den BVB. "Der Druck ist auf Dortmund. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Schalke etwas mitnehmen kann...", prophezeit der Ex-Profi. "Die Vorzeichen könnten für Schalke nicht besser sein. Dortmund hatte am Mittwoch ein schwieriges Spiel und musste viel laufen. Und Dortmund hat sich bisher schwergetan, Spiele zu kontrollieren. Schalke kommt nach dem Sieg gegen Bochum mit breiter Brust."
Ein wesentlicher Faktor auf Dortmunder Seite könnte Neuzugang Salih Özcan werden, den der Champions-League-Gewinner von 2005 in den höchsten Tönen lobt. "Dortmunds Salih Özcan ist vom Spielertyp ein Derby-Spieler. Er kann das Mittelfeld über Jahre prägen – auch, wenn es noch früh ist", findet Hamann. "Ein hervorragender Transfer! Er ist technisch gut, laufstark und ein richtiger Kämpfer. Ich hätte gedacht, dass er auch den Bayern geholfen hätte."