Auf den Spuren von Schlotterbeck, Raum & Adeyemi: Diese U21-Nationalspieler können steil gehen
Von Dominik Hager
Im vergangenen Sommer konnte sich die deutsche U21-Nationalmannschaft den Europameistertitel holen, nachdem das Team zuvor schon als "verlorener Jahrgang" abgestempelt wurde. Erst während dem Turnier konnte man erkennen, dass Spieler wie David Raum, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi doch wesentlich stärker sind, als man erwartet hätte. Derzeit ist das Bild ähnlich wie im Vorfeld der letzten EM. Es fehlt auf den ersten Blick an den ganz großen Mega-Talenten und nur wenige sind Stammspieler auf oberstem Niveau. Wir nehmen das Team genauer unter die Lupe und verraten im Talente-Ranking, wer trotzdem ganz groß durchstarten kann.
1. Youssoufa Moukoko
Trotz seiner unbefriedigenden und von Verletzungen durchzogenen Spielzeit 2021/22 ist Youssoufa Moukoko noch immer das hoffnungsvollste Talent der deutschen U21. Der erst 17-jährige Dortmunder hat bereits im Verein gezeigt, dass er seinen Torriecher auch auf Erwachsenen-Ebene einsetzen kann. Beim letzten Spiel der U21 gegen Polen war Moukoko mit zweit Treffern der absolute Matchwinner.
Der Youngster ist schnell, abschlussstark und verfügt über die nötigen Instinkte. Ein wenig mangelt es manchmal noch an Übersicht und Entscheidungsfindung, wodurch er Ballverluste verursacht. All das kann aber natürlich noch reifen. Moukoko muss jedoch auf seinen Körper aufpassen und am Boden bleiben. Vor allem aber sollte er den BVB nicht wegen eines aus seiner Sicht zu geringen Vertragsangebot verlassen. Damit bringt er nur seine Entwicklung in Gefahr.
Läuft alles rund, hat Moukoko jedoch das Zeug, sich in die Reihe der großen deutschen Stürmer einzufinden. Der Letzte aus dieser Riege war Miroslav Klose - und der spielt bekanntlich seit 2014 nicht mehr für die DFB-Elf.
2. Armel Bella-Kotchap
Mit dem 20-jährigen Armel Bella-Kotchap hat der VfL Bochum ein absolutes Top-Talent herausgebracht. Der Innenverteidiger war einer der Garanten für die starke Saison der Bochumer, die nie in akute Abstiegsgefahr gerieten. Der gebürtige Pariser ist mit seinen 1,90 Meter und seinem athletischen Körper eine absolute Erscheinung und glänzt mit seinen Stärken Im Zweikampf und im Kopfball. Zudem verfügt er über ein gutes Auge und fängt viele Bälle ab.
Leichte Leistungsschwankungen sind beim Abwehr-Talent nicht von der Hand zu weisen, jedoch befindet es sich auf dem besten Wege, langfristig bei einem Top-Verein und der A-Nationalmannschaft unterzukommen. Von den Anlagen bringt er alles mit.
3. Ansgar Knauff
Die Entwicklung von Ansgar Knauff schien bereits ein wenig eingeschlafen zu sein. Nach zuvor guten Ansätzen setzte Marco Rose gar nicht auf den rechten Außenbahnspieler, wodurch dieser nur für BVB II zum Einsatz kam. Die Leihe nach Frankfurt änderte aber alles. Der schnelle und technisch visierte Außenbahnspieler krallte sich den Platz als rechter Schienenspieler und legte los wie die Feuerwehr. Insbesondere in der Europa League brillierte er mit tollen Toren gegen Barcelona und West Ham United.
Gelegentlich verzettelt sich Knauff in seinen Aktionen noch, jedoch muss man das einem 20-Jährigen zugestehen. Knauff kann sowohl als Schienenspieler, als auch noch offensiver auflaufen. Daher ist er definitiv ein Versprechen für die Zukunft - auch was das Nationalteam betrifft.
4. Jonathan Burkardt
Jonathan Burkardt gehört inzwischen zu den routiniertesten Spielern der U21. Der Mainzer ist schnell, torgefährlich und spielt einen schnörkellosen Fußball. Zudem ist der Angreifer absolut auf dem Boden geblieben und konzentriert sich voll auf sich selbst und seine eigenen Leistungen.
Der einsatzfreudige Spieler hat bereits in der vergangenen Bundesliga-Saison elf Tore gemacht. Der Weg in die Nationalmannschaft ist definitiv nicht mehr weit. Es ist nicht davon auszugehen, dass Burkardt der ganz große Star wird, ein sehr guter Bundesligaspieler und Mitglied der A-Nationalmannschaft kann er aber definitiv werden.
5. Malik Thiaw
Der 20-jährige Innenverteidiger ist nicht umsonst das hoffnungsvollste Talent der Knappenschmiede. Der Youngster war in der Aufstiegssaison Stammspieler und Leistungsträger. Thiaw wurde bereits mit Klubs wie dem FC Liverpool, AC Mailand oder SSC Neapel in Verbindung gebracht. Der Schalker ist ruhig, robust und abgeklärt in den Zweikämpfen und auch fußballerisch beschlagen. Demnach kann er im Spielaufbau glänzen und problemlos auch im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden. Thiaw sollte sich nun zunächst auf Schalke weiterentwickelt, dann kommen die nächsten Schritte von ganz allein.
6. Lazar Samardzic
Im Sommer 2020 fasste Samardzic den etwas kuriosen Schluss, von seinem Jugend-Klub Hertha zu RB Leipzig zu wechseln. Während er bei den Berlinern die Chance gehabt hätte, zum Stammpersonal aufzusteigen, sah das bei RB natürlich anders aus. Der offensive Mittelfeldspieler kam nicht zum Zug und wechselte im vergangenen Sommer zu Udinese Calcio. Der ungewöhnliche Schritt hat sich für den 20-Jährigen aber ausgezahlt. Zwar agierte er bislang fast ausschließlich als Joker, schaffte es in 679 Minuten aber immerhin auf fünf Scorer-Punkte. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass seine Einsatzzeiten langsam steigen.
Der Offensivspieler hat bereits in Jugendzeiten gezeigt, dass er enorm torgefährlich ist. Zudem verfügt er über eine sehr feine Technik und spielt gute Pässe. Das Gesamtpaket des Spielers ist definitiv für große Aufgaben bestimmt. Nun geht es für den 20-Jährigen darum, sich voll reinzuhängen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der Karriereweg kann so ziemlich jede Richtung einschlagen.
7. Luca Netz
Mit seinen 19 Jahren ist Luca Netz nach Moukoko der zweitjüngste Spieler im U21-Kader. Der Linksverteidiger wechselte im vergangenen Sommer von der Hertha zu Borussia Mönchengladbach. Unglücklicherweise traf er somit in einer sehr unruhigen Phase ein, aus der Netz aber durchaus Profit schlagen konnte. 24 Bundesliga-Einsätze und vier Vorlagen lesen sich für sein erstes Fohlen-Jahr schon mal ganz gut, wenngleich sicher auch schwächere Auftritte dabei waren.
Netz verfügt über eine gute Grundtechnik, hat einen starken linken Fuß und bringt viel Dynamik mit. Dies nutzt er offensiv bereits gut aus. In der Defensive muss er noch etwas klüger und rustikaler agieren. 40 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind langfristig zu wenig. Mit Luca Netz wächst aber dennoch ein Außenverteidiger heran, der in wenigen Jahren auch in der DFB-A-Elf eine Rolle spielen sollte.
8. Angelo Stiller
Es gibt nicht viele Bayern-Talente, die sich letztlich auch in der Bundesliga durchsetzen können. Dies gilt auch für diejenigen, die den Verein verlassen. Stiller hat mit seinem Wechsel nach Hoffenheim definitiv die richtige Entscheidung getroffen. Stiller steht für einen technisch sauberen, abgeklärten und ruhigen Fußball und macht im Spielaufbau kaum Fehler. Damit ist er gut geeignet für Teams, die den Ball laufen lassen wollen und das Spiel bestimmen.
Stiller ist jedoch relativ langsam und verfügt dadurch nicht wirklich über Box-to-Box-Qualitäten. Auch im Zweikampfverhalten kann der Youngster noch zulegen. Ob es eines Tages für eine wichtige Rolle in der Nationalmannschaft reicht, wird sich zeigen müssen. Die Konkurrenz ist schließlich groß.