Werner tankt Selbstvertrauen durch Doppelpack - Terodde-Thema abgehakt
Von Yannik Möller
Timo Werner konnte gegen Nordmazedonien doppelt treffen. Er selbst betont, wie wichtig das Selbstvertrauen für ihn ist. Unter Hansi Flick bekommt er die notwendige Rückendeckung. Damit kann die Mini-Debatte über Simon Terodde in der DFB-Elf abgehakt werden.
Über die letzten Wochen gab es mal wieder eine Stürmer-Diskussion rund um die deutsche Nationalmannschaft. Von Kritik an der Ausbildung der jungen Angreifer bis hin zu ernst gemeinten Forderungen, man könne es ja mal mit Simon Terodde versuchen.
Eine Diskussion, die zur gestrigen ersten Halbzeit mehr oder weniger passte. Deutschland schaffte es trotz Überlegenheit nicht, gegen Nordmazedonien in Führung zu gehen. Mit einem trügerischen 0:0 ging es in die Pause. Im zweiten Abschnitt jedoch klappte es dann mit der bis dato fehlenden Durchschlagskraft. Timo Werner konnte beim 4:0-Sieg einen Doppelpack erzielen.
Der gebürtige Stuttgarter wird regelmäßig kritisiert. Vor allem wegen seiner anscheinend zu geringen Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Gefühlt macht in jeder zweiten Woche ein Clip die Runde durch die sozialen Netzwerke, in denen er eine weitere Großchance vergibt. "Irgendwann ist das Fass dann auch voll", hatte er nach dem Spiel am Montagabend verlauten lassen.
"Brauche dieses Vertrauen" - Werner zeigt auf, worum es bei der Stürmer-Frage beim DFB-Team wirklich geht
Damit bezog er sich auf die Kritik, das laute Überlegen, ob er der richtige Stürmer für die DFB-Elf sei und auf die Häme. So etwas müsse "zwangsläufig irgendwie abperlen", was aber nicht immer gänzlich möglich sei.
Auch Werner wird mitbekommen haben, dass manch einer über Terodde von Schalke 04 als denkbares Experiment nachgedacht hat. Ein richtiger Strafraumstürmer, der weiß, wo das Tor steht. Dazu groß und erfahren. Auch Lothar Matthäus hatte in diese Richtung argumentiert. Dabei ist es der 25-Jährige selbst, der den besten Grund nennt, weshalb diese Mini-Debatte dieser Länderspielpause endlich abgehakt werden kann.
"Wenn der Trainer auf einen setzt, dann hilft das jedem Spieler. Ich brauche dieses Vertrauen von außen, das gibt er [Hansi Flick] mir zu hundert Prozent", erklärte Werner dahingehend. In jedem einzelnen der bisherigen fünf Spiele unter Flick als Bundestrainer stand der Chelsea-Angreifer in der Startelf. Und das ist genau das, was er genauso braucht wie jeder andere Stürmer: Vertrauen und Selbstbewusstsein.
Ein selbstbewusster Timo Werner ist in der Lage, jedwede Stürmer-Diskussion rund um die Nationalelf zu beenden. Zumal die Terodde-Idee ohnehin ziemlich fragwürdig war, bei aller Bewunderung für seinen Torriecher, den er seit Jahren in der 2. Bundesliga unter Beweis stellt.
Ein jeder Stürmer braucht Selbstvertrauen. Egal, ob man in der untersten Kreisklasse spielt oder in der Nationalelf. Das weiß jeder Trainer und jeder andere Fußballer. Sei es in Eins-gegen-eins-Situationen gegen den Keeper, in denen man einen kühlen Kopf behalten muss, oder in Szenen, in denen man sich einfach mal zutrauen muss, diesen einen Schuss auch hinter die Linie zu bringen.
Werner-Qualität auf oberstem Niveau - Terodde sollte kein Thema bei der Nationalelf sein
Dass Werner häufig kritisiert wird und dadurch zwangsweise auch ein Thema rund um die DFB-Auswahl entsteht, lag nie wirklich an seiner Qualität. Die ist natürlich auf oberstem Niveau anzusiedeln, daran sollte kein Zweifel bestehen. Nicht zuletzt auch, weil er spielintelligent ist und mit seiner Geschwindigkeit eine weitere Waffe zur Verfügung hat.
Es war nie eine Diskussion über Qualität, zumindest hätte sie es nicht sein dürfen. Es ist und bleibt wohl eine Frage des Selbstvertrauens. Und Flick tut gut daran, dieses bei seinem Stürmer aufzubauen. Dabei helfen regelmäßige Startelf-Einsätze ebenso gut wie Tore.
Im Übrigen hat Werner in den fünf Spielen unter dem neuen Bundestrainer auch fünf Tore erzielt, dazu ein weiteres vorbereitet. Eine schlechte Quote sieht wohl anders aus, wenngleich angeführt werden kann, dass die Gegner mit Liechtenstein, Armenien und Co. auch nicht gerade ebenbürtig waren.
Die Zeit wird also die Frage beantworten, ob es diese Stürmer-Diskussion wirklich braucht. Aller Voraussicht nach wird die Antwort nein heißen. Nein, Werner sollte nicht in Frage gestellt werden. Nein, eine Einladung für Terodde ist nicht notwendig und zielführend.