DFB-Team bei Olympia: Deutschlands mögliche Topelf in Tokio
Von Dominik Hager
Nach dem Sensations-Coup mit der U21-Nationalmannschaft will Stefan Kuntz nun auch bei den Olympischen Spielen auftrumpfen. Nach Silber bei den Spielen 2016, geht es nun in Tokio darum, wieder mit einer Medaille nach Hause zu fahren.
Allerdings hatte der DFB-Coach große Mühe, seinen Kader zusammenzustellen, da sich einige Vereine in der Abstellungsfrage quergestellt haben. "Die Bereitschaft, das Olympiateam zu unterstützen, war in der Bundesliga unterschiedlich. Einige große Vereine wollten leider nicht so wie erhofft helfen, umso mehr freue ich mich über die Unterstützung der restlichen Vereine, die es ermöglicht haben, dass wir mit dieser Mannschaft nach Japan reisen können", erklärte Kuntz. Demnach fehlen auch zahlreiche EM-Helden im Aufgebot.
Nach seinem Wechsel zum FC Augsburg sagte am Freitag auch Niklas Dorsch ab, dazu wird Josha Vagnoman definitiv nicht mehr rechtzeitig fit. Der HSV-Verteidiger hat sich einen Muskelfaserriss zugezogen. Immerhin kann Kuntz zwei Spieler nachnominieren: Vom SC Freiburg rückt Verteidiger Keven Schlotterbeck nach, von Eintracht Frankfurt stößt Stürmer Ragnar Ache mit dazu.
Eine schlagkräftige Truppe mit einigen interessanten Spielern wird dennoch auf dem Platz stehen. Wir schauen uns mal an, wie das DFB-Team beim Olympischen Fußball-Turnier (22. Juli - 7. August) auflaufen könnte.
1. Tor: Müller steht als klare Nummer eins fest
Nominierte Spieler:
- Svend Brodersen (Yokohama FC)
- Florian Müller (VfB Stuttgart)
- Luca Plogmann (Werder Bremen)
Im Tor ist die Ausgangslage sehr eindeutig. Florian Müller wird nach seiner überzeugenden Saison in Freiburg die unangefochtene Nummer eins sein. Ein wenig überraschend ist es durchaus, dass der VfB seinem neuen Torwart die Freigabe erteilt hat. Müller, Kuntz und das gesamte DFB-Team dürften sich darüber jedoch sehr freuen.
Luca Plogmann und Svend Brodersen, der nach dem Turnier in die japanische Liga wechselt, sind die klaren Ersatzleute. Eine Verletzung der Nummer eins wäre definitiv eine große Schwächung, da beide Ersatzkeeper kaum Erfahrung auf hohem Niveau besitzen.
2. Abwehr: Pieper und Co. wollen den Laden dicht machen
Nominierte Spieler:
- Benjamin Henrichs (RB Leipzig)
- Amos Pieper (Arminia Bielefeld)
- David Raum (TSG Hoffenheim)
- Jordan Torunarigha (Hertha BSC)
- Felix Uduokhai (FC Augsburg)
- Keven Schlotterbeck (SC Freiburg) - Nachrücker
Auf der rechten Abwehr-Seite dürfte Benjamin Henrichs gesetzt sein. Der Leipziger hat zwar zuletzt nicht die Entwicklung durchgemacht, die man sich erhofft hätte, ist aber noch immer ein defensiv wie offensiv hochveranlagter Spieler. Konkurrent Josha Vagnoman musste seine Teilnahme aufgrund einer Verletzung absagen.
In der Innenverteidigung hat Amos Pieper die besten Karten, zumal er bei der U21-EM gesetzt war und durchgängig überzeugen konnte. Der zweite Platz entscheidet sich zwischen Jordan Torunarigha und Felix Uduokhai, die beide enormes Potenzial besitzen, jedoch Verletzungsprobleme überstehen mussten.
Betrachtet man die letzte Spielzeit, sollte das Pendel in Richtung des Augsburgers ausschlagen.
Auf der linken Abwehrseite ist David Raum gesetzt, der mit seinen tollen Offensivläufen und Flanken bereits bei der U21-EM glänzen konnte.
3. Zentrales Mittelfeld: Arnold, Dorsch und Maier als magisches Dreieck?
Nominierte Spieler:
- Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg)
- Niklas Dorsch (FC Augsburg)
- Eduard Löwen (VfL Bochum)
- Arne Maier (Hertha BSC)
- Anton Stach (SpVgg Greuther Fürth)
Dem Spieleraufgebot zufolge, hätte es sich auf jeden Fall angeboten, mit drei zentralen Mittelfeldspielern zu agieren. Arne Maier und Niklas Dorsch verstehen sich gut auf dem Platz und sind ein erfolgreiches und erprobtes Duo. Mit Maximilian Arnold wäre ein weiterer begnadeter Mittelfeld-Mann hinzugekommen, wodurch aus dem Duo ein Trio werden sollte.
Nach der Absage von Dorsch sind die Pläne mit dem vermeintlichen Prunkstück geplatzt. Es bleibt abzuwarten, ob Stefan Kuntz nun auf nur zwei Sechser und einen Zehner setzen wird oder ob er Stach oder Löwen die Startelf-Rolle zutraut. Vermutlich entscheidet sich Kuntz - auch wegen dem dünn besetzten Kader - für ersteres.
4. Offensive: Kruse und Amiri sollen für Torgefahr sorgen
Nominierte Spieler:
- Max Kruse (Union Berlin),
- Marco Richter (FC Augsburg)
- Ismail Jakobs (1. FC Köln)
- Nadiem Amiri (Bayer Leverkusen)
- Cedric Teuchert (Union Berlin)
- Ragnar Ache (Eintracht Frankfurt) - Nachrücker
Max Kruse ist der erfahrenste und torgefährlichste Spieler im Kader, weshalb er im Sturmzentrum gesetzt sein müsste. Als Alternative stehen Cedric Teuchert und Marco Richter zur Verfügung, wobei der Augsburger wahrscheinlich auf der rechten Seite zum Einsatz kommen wird.
Sein Pendent auf links dürfte der Leverkusener Nadiem Amiri sein. Ismail Jakobs dient wohl als Back-up für die linke Seite, was sowohl die Abwehr, als auch den Angriff betrifft.
In puncto Torgefahr hätte ein Lukas Nmecha dem Team sicher gut getan. Der U21-Held soll aber vor einem Wechsel nach Leipzig stehen und wurde wohl deshalb nicht nominiert. Nach der Dorsch-Absage könnten die Kader-Verschiebungen zudem Auswirkungen auf die Offensivformation haben. Statt mit einem 4-3-3 mit drei zentralen Mittelfeldspielern könnte Kuntz auf ein 4-2-3-1 setzen, mit einem echten Zehner bzw. hängende Spitze.
Kruse wäre wie geschaffen für diese Rolle, Richter oder Teuchert könnten dann im Sturmzentrum agieren. Eine weitere Möglichkeit wäre Kruse im Sturm zu lassen und Amiri auf die zehn zu stellen. Für Jakobs/Teuchert/Ache wäre dann ein Platz frei. Am wahrscheinlichsten ist aber Kruse nominell als Spielmacher, in einer recht flexiblen Anordnung zusammen mit Teuchert, Richter und Amiri.